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So, 24. November, 2024
StartUnterhaltungBadmarsh & Shri: "Wir mögen das Wort 'Asian Underground' überhaupt nicht"

Badmarsh & Shri: „Wir mögen das Wort ‚Asian Underground‘ überhaupt nicht“

Ich traf Badmarsh & Shri zu einem sehr interessanten und abwechslungsreichen Interview. Wir sprachen über den Begriff „Asian Underground“, Rassismus, Bollywood, Zukunft und allgemein über indische Musik. Trotz der eher unangenehmen Frage am Anfang verlief das gesamte Gespräch mit ihnen sehr locker und gehaltreich…

Asian Underground!? Ist das das richtige Wort für euren Musikstil oder ist es nur ein Begriff, der von den Medien kreiert worden ist?

Shri: Es ist ein von den Medien ausgedachter Begriff, den diese suchen immer etwas um badmarsh und shri einen Musikstil in eine Schublade reinzustecken. Wir mögen dieses Wort überhaupt nicht, da es einfach nicht unseren Musikstil umschreibt. Wir sind nicht „underground“ und wir spielen auch nicht in sogenannten Undergroundclubs auf, sondern eher in solchen „Locations“ wie die „Royal Hall“. Desweiteren denken die meisten, wenn sie diesen Begriff hören, dass nur asiatische Stile benutzt werden und dass die asiatischen Künstler nur untereinander etwas zusammen machen, aber im Gegenteil: wir haben schon mit Massive Attack, Björk oder Hefner zusammengearbeitet. Wir gehören in deren Liga, doch meistens werden unsere Alben und die der anderen asiatischen Künstler noch als Weltmusik abgestempelt, was eigentlich völliger Schwachsinn ist. Wenn man sich unsere Alben anhört, dann sieht man deutlich, dass es locker mit Alben wie Massive Attack verglichen werden kann.

Ist es eine gute Entwicklung für indische Musik und indischen Künstlern, wenn westliche Musiker indische Beatz benutzen? ( aktuelles Bsp. Missy Elliot „Get your Freak on“)

Badmarsh: Der Song von Missy Elliot ist fantastisch gemacht und ich mag ihn sehr. Timbaland und Missy respektieren die Herkunft der indischen Musik. Das ganze hat einfach Qualität.

Shri: Timbaland hat einen sehr guten Track produziert und wie schon Badmarsh gesagt hat, er zeigt Respekt gegenüber der Musik. Natürlich gibt es auch viele negative Beispiele, die indische Instrumente und Elemente wie Sitar oder Tabla katastrophal in ihre Musik einfließen lassen.Das ist eine sehr schlimme Entwicklung. Diese Musiker wollen einfach ganz schnell etwas „Currysoße“ in ihrem Track haben, doch das Ergebnis ist meistens grottenschlecht. Aber es gibt noch eine Gruppe, die einen genialen Song gemacht haben und zwar die Manic Street Preachers („Tsunmai“). Die haben einen Song mit Sitarklängen gemacht und der ist sehr gut gemacht. Einer der wenigen Ausnahmen.

Millionen von Menschen und in anderen Ländern sind begeistert vom indischem Film, eher bekannt unter den Namen „Bollywood“ und deren Soundtrackz sind auch sehr beliebt. Was denkt ihr über diese Szene, da sie auch sehr stark in England zu finden ist?

Shri: Ich bin wegen „Bollywood“ nach England geflohen. Doch auch hier ist es überall zu sehen und Bollywoodfilme sind meistens auch in den Top 25 der englischen Filmcharts zu finden. Ich denke dann jedesmal: „Hey was geht den hier eigentlich ab?“

Badmarsh: Die Bollywoodszene zeigt in ihren Filmen, was die Menschen nicht im wahren Leben erleben, doch genau das wollen die Liebhaber dieser Filme, nämlich für ein paar Stunden in die Welt der Dramatik und Liebe eintauchen. Die Songs meistens sehr folkloristisch, sprich sehr traditionell und man spürt eine gewisse Energie in Form von Emotionen. Im Moment ist auch ein Hindifilm in den Top Ten der englischen Filmcharts.

Wenn wir schon bei Bollywood sind: Wie findet ihr eigentlich die Beats von A.R.Rahman?

Badmarsh: A.R.Rahman ist einer der Personen, der die indische Musikwelt komplett verändert hat. Eine wahre Revolution hat er verursacht. Ich hab sehr großen Respekt vor ihm, da er einer der wenigen Künstlern aus Südindien ist, die so eine steile Karriere gemacht haben. Er hat Madras wieder zu einer der wichtigsten Musikstandorte in Indien gemacht. Es ist so wie mit den Filmen aus Kerala, die sind die einzigsten, die wirklich Qualität und Respekt haben für die Filmmusik und deren Filme. Aus Madras kommen die besten Musiker und A.R.Rahman hat in einer Nacht die ganze indische Musikwelt auf den Kopf gestellt mit der legendären Filmmusik zu „Roja“. Diesen Film hab ich so richtig genossen. Dieser Film und „Sholay“ sind die besten Filme die ich je gesehen habe.

Seid ihr zufrieden mit der „Asian Undergroundszene“ oder seid ihr enttäuscht, dass die „Asian Future Beatz“ in den Charts kaum kommerzielle Erfolge verzeichnen können, mit Ausnahme von Cornershop mit „Brimful of Asha“ ?

Badmarsh: Chartplatzierungen sind unwichtig und interessieren uns nicht, aber es wäre schön zu sehen, wenn auch asiatische Künstler mal ganz oben stehen, aber ich denke Badmarsh & Shri werden es sicher nicht sein, denn es würde viel für die Asiaten bringen. Die Gruppe „Cornershop“ hat es mit dem Song geschafft auf Platz eins in England zu landen, doch das Problem ist , das sie danach keine „Charterfolge“ mehr geschafft haben und somit als „One Hit Wonder“ abgestempelt worden sind. In der Blackmusicszene sieht es dagegen ganz anders aus. Die verschiedenen Künstler, sei es aus der Hip Hop oder R&B Szene, sie alle liefern Hits am Fließband und das ist einfach der Unterschied der Asianszene und der Blackmusicszene.

Was sind die Unterschiede zwischen dem ersten Album „Dancing Drums“ und der aktuellen Scheibe „Signs“?

Badmarsh: Das erste Album ist mit sehr vielen „Drum&Bass“ Beatz angereichert und ist viel schneller. Das Album „Signs“ ist eher langsamer, aber es hat auch schnellere Sachen wie „Get Up“. Bei jeder Produktion machen wir verschiedene Reisen.. Dieses Album ist emotionaler, clubbiger und natürlich fehlen die Drum&Bass nicht.

Warum ist eigentlich eure Musik und der anderen asiatischen Künstlern nicht so bekannt in Indien und beliebt wie die Musik der westlichen Künstler oder Bollywoodtracks?

Badmarsh: Die Leute in Indien beginnen langsam diesen Musikstil zu mögen. Künstler wie Talvin Singh werden von Tag zu Tag immer populärer in Indien und uns kennen auch schon einige z. B. aus dem Sampler „Untouchable Outcaste Beats“. Doch wir sprechen hier von der „Bombay Undergroundszene“, den Indien ist ja so groß und vielfältig und deshalb sind wir eigentlich nur in Bombay-City sehr bekannt.
Alles startet sehr langsam, denn die Menschen sind nicht sehr offen für neue Klänge und dann auch noch elektronisch, doch wir versuchen, dass die Menschen diese Vorurteile wegschaffen und ihr Ohren öffnen für neue Beatz. Es wird auf jeden Fall sehr lange dauern. Warten wir es ab.

Nun seid ihr schon lange in der Musikszene dabei und habt sehr viel Erfahrungen sammeln können, wollte ihr diese jungen Künstlern weitergeben, vielleicht durch eine Gründung eines eigenen Labels?

Badmarsh: Wir haben schon viele „Workshops“ gemacht, in der junge Künstler sehen wie wir arbeiten und über das Thema „Eigenes Label zu gründen“ haben wir schon oft geredet und mit Sicherheit werden wir das auch in naher Zukunft realisieren, aber im Moment haben wir genug zu tun mit unserem Album und der Tour.

Shri: Es ist sicher eine gute Idee sowas zu machen, denn wir haben keine Geheimnisse und wir freuen uns nur, wenn wir anderen Künstlern mit unseren Erfahrungen helfen können, wie schon gesagt es gibt keine Badmarsh& Shri Geheimnisse im Bezug auf die Musik. Wenn ihr was braucht dann nehmt es.

Was denkt ihr über Integration? Wir Asiaten sind hier in Deutschland eigentlich ganz gut integriert, aber das kommt daher, dass wir hier eine Minderheit sind. Doch bei euch in England sieht alles anders aus. Es leben sehr viele Asiaten dort und während der Wahlen gab es Ausschreitungen zwischen jungen Asiaten und der Polizei. Was denkt ihr darüber?

Badmarsh: In Oldham herrscht absoluter Rassismus, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Wir reden hier nicht nur von den Indern, sondern allgemein gegenüber den Asiaten wie die Pakistanis und Bangladeshis. Die Zeitungen beschuldigen regelmäßig den weißen Rassissmus in diesem Gebiet, doch es passiert nichts. Es ist eine gute Sache, das die Asiaten endlich die Nase voll haben von diesem ganzem „Bullshit“. Es kann nicht sein, dass deine Mutter, wenn sie im Supermarkt einkaufen geht beschimpft wird und du bleibst ruhig, deshalb ist es gut, wenn du sagst: „Wenn Sie das noch mal machen , dann mache ich Sie fertig“. Ich befürworte keine Gewalt, aber ich finde es wichtig für deine Selbstachtung, dich zu wehren. Aber Gewalt ist keine Lösung. Es war wichtig , dass die Menschen gesagt haben “ Es reicht jetzt!!!“ . Wir Asiaten haben Polizisten und andere Rassisten zusammengeschlagen. Die Asiaten mussten das machen, denn keiner beschützt uns, die Polizei nicht und die normalen Bürger auch nicht, deshalb müssen wir uns selber schützen. Du kannst doch nicht immer Rassismus einfach so hinnehmen und wenn dich einer schlägt, dann sagst du doch nicht „Dankeschön“. Du musst dich selbst irgendwie schützen und gegen diesen Rassismuss kämpfen.

Was sind eure Pläne in Zukunft und was wollt ihr noch den Leuten da draußen in Deutschland sagen?

Shri: An die Leute da draußen hab ich nur eins zu sagen: „Rock on“!! Wir hatten hier echt botschaft an die welt super Konzerte und die Leute in Deutschland sind echt gut drauf und ich hoffe bald wieder hier zu sein.

Badmarsh: Unsere neue Single heißt „Signs“ ( wie das Album) und UK Apache wird uns mit seinen Reimen unterstützen. Das Video werden wir in den nächsten Wochen drehen. Die übernächste ist auch schon geplant, denn wir haben bei den Konzerten gemerkt, das der Track „Get Up“ beim Publikum am beliebtesten ist, da er sehr viel Emotionen und Energie rüberbringt. Ansonsten wünsche ich euch allen da draussen eine coole Zeit und das Leben wächst immer weiter.

Vielen Dank.

Sherry Kizhukandayil
Sherry Kizhukandayil
Sherry Kizhukandayil, Jg. 1980, ist ehemaliger Redakteur von theinder.net. Als Netzreporter baute er dort die Rubrik Unterhaltung mit Schwerpunkt Bollywood auf. Später machte er sich dann mit seinem Projekt Ambassador Network 2001-2014 und als DJ Keralaboy selbständig. Sherry war von 2011-2016 Chefredakteur des Printmagazins India! und ist heute Geschäftsführer der za:Media GmbH.

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