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Klonen – zwischen Wissenschaft und Ethik

(bc) 5. Juni 1996 – wir erinnern uns: in Schottland kommt ein Schaf zur Welt. Bis dato gleichzusetzen mit „in Neu Delhi fällt ein grünes Fahrrad um“. Doch es handelt sich um das Klonschaf ‚Dolly‘. Von diesem Zeitpunkt an wurde der Menschheit klar, dass die Wissenschaft ein gefährliches und zugleich faszinierendes Werkzeug der Gentechnik in ihren Händen hielt. Nicht nur Wissenschaftler, sondern auch der Otto-Normalverbraucher begannen sich zu fragen: wenn Schaf, warum dann nicht Mensch?

Sieh an: 26. Dezember 2002 – kanadische Ufo-Gläubige der ‚Raelianer-Sekte‘ verkünden die Geburt des weltweit ersten Klonbabys. Während der Spiegel schon mit „Die Monstermacher“ titelte, soll mittlerweile das angeblich dritte Baby auf dem Wege sein. Allerdings zieht sich die Sekte, die mit der US-Firma Clonaid verbunden ist (übrigens mit Sitz auf den Bahamas…), langsam, aber sicher selbst ins Lächerliche und Fachwelt und Presse sind sich sicher, dass die gesamte Aktion schlichtweg ein PR-Gag war. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn Außerirdische uns vor 25.000 Jahren durch die Technik des Klonens das Leben geschenkt hätten. So zumindest das Sektengedankengut.
In Deutschland und vielen Ländern der Welt ist das Klonen von Menschen verboten (Embryonenschutzgesetz), über eine entsprechende UNO-Resolution wird wie üblich noch debattiert.

Worin besteht das Prinzip des Klonens?

Wer mitreden möchte, sollte sich mit den Begriffen des reproduktiven und therapeutischen Klonens auseinandersetzen. Wir bleiben dabei einfach mal beim Lebewesen ‚Mensch‘.
Mit Hilfe des reproduktiven Klonens lässt sich eine fast exakte Kopie eines Menschen erstellen. Wer die jüngsten Science Fiction-Filme wie „Star Wars – Angriff der Klonkrieger“ oder „Star Trek – Nemesis“ gesehen hat, weiß jetzt, worum es geht.
Aus dem Eierstock einer Frau entnimmt man Eizellen und entfernt den kompletten Zellkern samt DNA. Wegschmeißen. Dem Spender, sprich demjenigen, der kopiert werden soll – ob Mann oder Frau spielt dabei keine Rolle – wird eine Körperzelle entnommen und ebenfalls entkernt. Stopp, nicht wegschmeißen. Denn nun wird der Zellkern des Spenders der entkernten Eizelle mittels Mikroinjektion eingepflanzt. Diese Eizelle verhält sich fortan wie eine befruchtete Eizelle: sie teilt sich. Nun kann dieser Embryo bereits nach wenigen Tagen in die Gebärmutter der Leihmutter eingesetzt werden. Den weiteren Verlauf von der Befruchtung einer Eizelle bis hin zum Heranwachsen eines Babys kennen wir. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass hier de facto keine klassische Befruchtung stattgefunden hat und hier zwingend eine – selbstverständlich wesentlich jüngere – Kopie des Spenders entstanden ist.
Das therapeutische Klonen gleicht dem reproduktiven genau bis zum Zeitpunkt „nicht wegschmeißen“. Anstatt diese gentechnisch manipulierte Eizelle der Leihmutter einzupflanzen, wird sie, also die Zelle, im Reagenzglas gezüchtet. In diesem Fall werden dem Innern der sogenannten ‚Blastocyste‘ Zellen entnommen, die als ‚embryonale Stammzellen‘ (ES-Zellen) bezeichnet werden. Solche ES-Zellen sind noch undifferenziert, haben sozusagen noch keinen Auftrag. Unter Zusatz entsprechender Medien und Verwendung bestimmter Methoden lassen sich diese Zellen dann zu Organen oder Geweben differenzieren. Wer etwa ein neues Herz oder eine neue Leber braucht, wird hier fündig. Wie auf Bestellung.

Stationen des Klonens (Quelle: der Spiegel 2/03):

Juli 1996: Am Roslin Institute bei Edinburgh wird das Klonschaf Dolly geboren.
Januar 1998: Geburt der zwei geklonten Kälber George und Charlie in den USA.
September 1999: Am Primatenforschungszentrum in Beaverton im US-Bundesstaat Oregon klonen Wissenschaftler den Rhesusaffen Tetra.
Januar 2001: Die Firma „Advanced Cell Technology“ klont ein Wildrind, dessen Art bedroht ist.
Februar 2001: Der italienische Reproduktionsmediziner Severino Antinori kündigt erstmals die Geburt eines Klonbabys an.
April 2001: Britische Forscher klonen fünf gentechnisch veränderte Schweine.
November 2001: Die US-Firma „Advanced Cell Technology“ produziert durch Klonen menschliche Embryonen, die jedoch bald darauf absterben.
Chinesische Wissenschaftler klonen Dutzende menschlicher Embryonen und lassen sie bis zum 200-Zellen-Stadium heranwachsen.

Medizinische und ethische Probleme

Medizinisch betrachtet ist die Erfolgsrate des Klonens gering, nur jeder 100. Versuch funktioniert. Beobachtungen zufolge waren die bisherigen Klontiere zudem nicht gesund: einzelne Organe besaßen Fehlfunktionen oder waren mißgebildet, ja das gesamte Tier alterte rapide. Dies also auf den Menschen zu übertragen, ist ein wahrlich riskantes Unterfangen. Ethisch betrachtet müssen wir uns fragen, inwiefern wir uns ein medizinisches Ersatzteillager schaffen oder ob wir uns nun den Stempel „Gott“ aufdrücken dürfen.
Die Biotechnologie-Branche zählt zu den entscheidenden Wachstumsfaktoren im jetzigen Zeitalter. Deswegen wird uns besonders das Thema ‚Klonen‘ weiterhin beschäftigen. Über den Sinn und Unsinn kann sich ein jeder nur durch Abwägung der Aspekte pro sowie contra eine individuelle Meinung bilden. Objektiv wäre wünschenswert.

Weiterführende Links:

Gene und Klonen (quarks.de)
Stammzellen
Gen-Ethik-Debatte (netzeitung.de)

Foto: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=487766
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