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Kein Wasser? Trink Cola!

(von Selina Nayyar) 2003 wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr des Süßwassers erklärt. Momentan findet zwischen dem 16.und 23. März das dritte Weltwasserforum in Kyoto (Japan) statt. Diskutiert wird über den Schutz der Trinkwasserressourcen und die nachhaltige Wasserwirtschaft.

Vielleicht ist uns die Bedeutung des Wassers nicht ganz klar, wenn wir jeden Tag wie selbstverständlich damit umgehen. Doch für viele Menschen ist es keine Selbstverständlichkeit Wasser zu haben. Obwohl rund 70% der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt sind, beträgt der Anteil des Süßwassers davon nur 2,5%. Am 22.März am Weltwassertag wird außerdem daran erinnert, dass 2,4 Milliarden Menschen auf dieser Welt keinen Zugang zu sauberen Wasser haben und mindestens 5 Millionen jährlich durch verseuchtes Wasser sterben. Betroffen sind davon vor allem Menschen in der 3. Welt, besonders in Afrika.
In Indien sind die Ausmaße bei weitem nicht so tragisch wie in afrikanischen Ländern, dennoch stellt auch hier die Wasserversorgung zunehmend ein Problem dar. Verstärkt wird diese Situation durch einen neuen Trend, der sich in Indien bemerkbar macht, das Mineralwasser. Westliche Konzerne sind darauf aus, die Trinkgewohnheiten der Inder zu ändern, die ersten haben auch schon angebissen. Chemisch aufbereitetes Mineralwasser ist gefragt wie nie zuvor, doch nicht für jeden erschwinglich.
Der bisherige Herrscher über das Mineralwasser, der indische Konzern Parle mit seinem Wasser Bisleri, muss sich den Markt nun mit anderen teilen. Denn nicht nur die französischen Konzerne Suez of France und Vivendi, sondern auch Nestle, Pepsi und Coca Cola nehmen Mineralwasser in ihr Sortiment auf. 
Mit dem Trinkwasser aus der Plastikflasche wollen sie den indischen Markt erobern. 
Daran ist an sich nichts verwerfliches, doch der Schein trügt. Das Rohmaterial Wasser ist kostenlos, während das Produkt Wasser teuer verkauft wird. Die einzigen die dabei profitieren sind die Großkonzerne wie etwa Coca Cola.
Coca Cola war schon mal in Indien. 1973 wurden ausländischen Konzernen aber Grenzen gesetzt was ihren Marktanteil betraf ( Foreign Exchange Regulation Act) und anstatt sich an diese Regeln zu halten, zog es Coca Cola damals vor seine Niederlassungen in Indien ganz aufzugeben und verließ das Land.
Seit den 90er Jahren sind die Bedingungen gelockert, und Coca Cola reiste wieder ein. Mit anderem Namen. Hindustan Coca Cola Beverages pvt. Ltd. baute von 1998 bis 1999 im Bezirk Palakkad in Kerala eine Fabrik auf. Das riesige Gelände das dafür aufgekauft wurde, liegt inmitten landwirtschaftlichem Anbaugebiet der Urbevölkerung den Adivasis. In der Fabrik werden neben Cola auch Mirinda, Thums Up und Kinley Mineralwasser hergestellt. So können täglich ca. 85 LKWs mit je 600 Kästen Getränke ins Land geschickt werden. Für die Herstellung wird natürlich auch jede Menge Wasser benötigt. Dazu wurden auf dem Firmengelände 60 Tiefbrunnen gegraben mit denen jeden Tag an die 15 Millionen Liter Wasser gewonnen werden! Im allgemeinen wird jedoch ein Großteil dieses Wassers von den Getränkeherstellern für die Reinigung der Flaschen und der Fabrikanlage verschwendet. In Palakkad ist die Folge davon verheerend. Im Umkreis von 5 km ist der Grundwasserspiegel erheblich gesunken, die benachbarte Bevölkerung ist die Leidtragende. Denn die Menschen sind von der Landwirtschaft abhängig und müssen hilflos zusehen wie ihre Felder vertrocknen. Auch das Trinkwasser wird für sie knapp, denn das restliche Wasser ist verseucht und versalzen. Die indische Organisation Corp Watch India die Wasserproben analysieren ließ, bestätigt das in dem Wasser eine hohe Konzentration an Kalzium und Magnesium gefunden wurde, und dass es somit sogar zum Waschen und Baden unbrauchbar ist. Doch die Einwohner der Ortschaft wollten sich ihrem Schicksal nicht einfach ergeben, sie organisierten letztes Jahr Protestmärsche und Sitzstreiks vor dem Coca Cola Konzern, fühlten sich allerdings von den örtlichen Behörden sowie Politikern im Stich gelassen, da keinerlei Unterstützung von öffentlicher Seit kam. Auch Coca Cola ließ sich davon nicht beeindrucken. Ein Sprecher sagte: “ Wir haben das Land gekauft. Es gibt keine Gesetze über den Umgang mit Grundwasser.“ (Quelle: Greenpeace Magazin)
Es ist also keine Einsicht auf seitens des Soft-Drink Konzerns zu erwarten. Anfangs stellte er den Bauern sogar noch den Restschlamm aus seiner Produktion zum düngen zur Verfügung, worauf die Dorfbewohner erkrankten und der Boden verseuchte. Doch dies alles hatte keinerlei Konsequenzen für die Firma.. Coca Cola denkt lediglich darüber nach die Fabrik in das nur wenige Kilometer angrenzende Tamilnadu zu verlegen.
Der Kampf um das Wasser geht also weiter und nicht nur in Kerala und mit Coca Cola sondern auch in anderen Landesteilen Indiens und mit anderen Getränkeherstellern. Unlängst haben deshalb viele Organisationen weltweit zum Boykott vor allem von Coca Cola Produkten aufgerufen, da sich der Konzern nicht nur in Indien, sondern auch in anderen Ländern ignorant gegenüber den Bedürfnissen der einheimischen Bevölkerung verhält.
Das Komitee der Vereinten Nationen für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte erklärte kürzlich: „Sicheres, gesundheitlich unbedenkliches Wasser ist ein Menschenrecht“. Stellt sich nur die Frage wie die Bevölkerung ihr Menschenrecht einfordern kann wenn ihr so ein mächtiger Gegner gegenübersteht.
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