(bc) Die weltweit größte Industriemesse in Hannover sah sich schweren Zeiten entgegen. Irak-Krieg, Konjunkturflaute und dann auch noch SARS ließen im Vorfeld erahnen, daß Besucher- und Ausstellerzahl in diesem Jahr zurückgehen würden. Ein wenig Statistisches: 6238 Aussteller (Vorjahr: 6471) auf einer Ausstellungsfläche von 210.000 qm (Vorjahr: 251.093) präsentierten sich insgesamt rund 200.000 Besuchern (Vorjahr: 244.539). Insgesamt in jeder Hinsicht ein Rückgang, laut Prof. Goehrmann, Vorsitzender der Deutschen Messe AG, jedoch „ein deutlich über den Erwartungen liegendes Resultat.“
Ein Blick auf Indien zeigte noch im Jahre 2001 71 Aussteller, 2002 61 Aussteller und in diesem Jahr 65 Aussteller. Die indische Ausstellerfläche vergrößerte sich allerdings auf 1000 qm im Gegensatz zum Vorjahr mit etwa 600 qm. Im letzten Jahr hieß es: „Indiens Ausstellerpräsenz wächst mit den Jahren kontinuierlich. Das ist schon ein Erfolg“, so Sudhir Patil von der Deutschen Messe AG Mumbai.
Indien tat in diesem Jahr eigentlich genau das, was es in den Jahren zuvor auch schon getan hatte. „Ich glaube, daß wir Inder nicht zwingend darauf spekulieren sollte, gleich die großen Geschäfte abzuwickeln. Wir wollen einfach zeigen, daß wir da sind und wichtige Kontakte knüpfen“, so Amitabh Singh von Tata Infomedia. Der Besucherandrang, der mit den Jahren nachgelassen hat, wirkt sich jedoch wider Erwarten qualitativ aus. „Ich besuche die Messe nun schon seit vielen Jahren und beobachte, daß zwar weniger Besucher indische Stände besuchen, dafür aber weitaus kompetentere“, sagt Aziz Khan, ein privater Geschäftsmann, der in Deutschland und Indien lebt.
Fachkompetenz kann man den Indern auf keinen Fall abstreiten. Sichtlich bemüht ist man, den Besuchern so gut wie möglich Dienstleistungen und Produkte der eigenen Firma nahe zu bringen. Wohl aber mangelt es vielerorts an Attraktivität des eigenen Standes. Man möchte meinen, mit ein paar Transparenten und Infomaterial sei es getan. „Vielleicht sollten wir den Frauenanteil erhöhen. Das würde wenigstens ein paar Besucher mehr anziehen“, so ein Vertreter einer indischen Maschinenfabrik. Recht hat er, denn besagter Frauenanteil beträgt von indischer Seite her fast Null.
Trotz allem: Indien bleibt am Ball und wird auch im nächsten Jahr mit genauso vielen, wenn nicht sogar mehr Ausstellern zugegen sein. Bis dahin sollte sich die politische Lage ein wenig beruhigt haben.
Ein Besuch auf der Hannover Messe lohnt sich insofern, wenn man als Besucher vorher genau weiß, was von eigenem Interesse ist. Ein planloses Herumbummeln durch die Messehallen und Hoffen auf tolle Werbegeschenke lohnt sich nicht. Zumindest nicht mehr. Vielleicht ein Zeichen der allgemeinen Einsparungswelle.