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Kishore Kumar: Vielseitiges Genie und Legende

(von Samina Akbar) Wer kennt ihn nicht, den Mann mit der goldenen Stimme, der nicht nur wunderbar singen konnte, sondern auch ein sehr talentierter Schauspieler und Komödiant war?

Kishore Kumar war ein begnadeter Sänger und Tänzer, er konnte fantastisch schauspielern und nachahmen, er konnte schreiben und komponieren, einen gleichzeitig zum Lachen und zum Weinen bringen, kurz gesagt: Kishore Kumar war einfach ein Naturtalent wie es nur selten vorkommt. Er war ein Mann, der die Musik über alles liebte und verehrte, er war ein sehr einfühlsamer Mensch, der es aber liebte Leuten einen Streich zu spielen. Und genau diese gegensätzlichen Eigenschaften führten auch dazu, dass man ihn als eine sehr komplizierte Persönlichkeit bezeichnete, und bis zu seinem Ende blieb er ein Rätsel für Bollywood, so wie für seine Familie, Freunde und Fans.
Kishore Kumar wurde am 4. August 1929 in eine Mittelklasse-Familie in Khandwa geboren. Sein Vater, Kunjhalal Ganguly war Anwalt, seine Mutter Gauri Devi war eine sehr gebildete Frau, aus einer reichen Familie. Abhas Kumar Ganguly, wie Kishore mit bürgerlichem Namen hieß, war das Jüngste von 4 Kindern. Er hatte 2 ältere Brüder, Ashok Kumar und Anoop Kumar und eine ältere Schwester, Sati Devi.
In seinen jungen Jahren war Kishore sehr frech, und Anoop und Sati halfen ihm immer bei seinen Streichen. Er hatte eine sehr enge Beziehung zu seiner Schwester. Seit sein ältester Bruder Ashok das Haus verlassen hatte, um zu studieren, trafen sich die beiden Brüder nur selten.
Kishore wurde von seinen Eltern auf eine Schule in Khandwa geschickt, doch interessierte er sich nicht für Bildung, er hasste es Bücher zu lesen und die Disziplin in der Schule. Lieber widmete er sich voll und ganz der Musik, und für gewöhnlich sang er immer daheim für seine Familie, auch konnte er schon sehr früh gut imitieren.
Später begann Kishoreda (den man aus Respekt so nannte) K.L. Saigal’s Lieder zu singen. Saigal zu treffen war schon immer sein größter Wunsch, welcher allerdings nie in Erfüllung ging, da Saigal, kurz nach Kishore’s Einstieg in die Filmindustrie, starb.
Noch in seiner Kindheit erzählte Kishore seinem Bruder Ashok, dass er gerne für Filme singen würde, doch dieser entmutigte ihn, indem er Kishore sagte, dass seine Stimme nicht gut genug sei. Trotz dieser Enttäuschung, arbeitete er weiter an seiner Stimme und erreichte sein Ziel in der Filmindustrie. Selbst Ashok musste eingestehen, dass Kishore ein Naturtalent war.
Als Kishoreda in die Filmindustrie eintrat, war Ashok (der sich zu der Zeit auch als Schauspieler etabliert hatte) der Meinung, dass es das Beste für Kishore sei, erstmal kleine Rollen in Filmen anzunehmen. Obwohl Kishore schauspielerte, gehörte sein Herz eigentlich der Musik. Er war sehr selbstbewusst und glaubte fest daran, es eines Tages als Sänger zu schaffen. Anfangs wurde er sehr oft abgelehnt, mit der Begründung, seine Stimme sei nicht gut genug.
Bei den Dreharbeiten zu „Ziddi“ hörte Musikdirektor Khemchand Prakash Kishore singen und war beeindruckt von seinem Gesangsstil. Daraufhin sagte er zu Ashok Kumar: „Dieser Junge hat eine Zukunft als Sänger und eines Tages wird er die Gesangswelt beherrschen“.
Prakash bot Kishore sogar an, einen Song zu singen „Marne ki duayen kyon maangoon“, welchen er in typischem Saigal Stil vortrug. Kishore beeindruckte auch S.D. Burman, der ihn im Badezimmer singen hörte als er Ashok Kumar besuchte. Als Kishore aus dem Badezimmer kam, erhielt er für seinen Gesang Komplimente von S.D. Burman, er sagte ihm aber auch, er solle seinen eigenen Stil entwickeln. Es war S.D. Burman, der aus Kishore Kumar einen berühmten Sänger machte, als er ihn das Lied „Mere Sapno Ki Rani“ für den Film „Aradhana“ singen ließ.
Es muss angemerkt werden, dass es in Kishore’s Familie niemanden mit musikalischem Hintergrund gab, außer einem Onkel, Dhananjay Banerjee, welcher ein klassischer Sänger war. Doch Kishore hatte nie Unterricht bei ihm genommen. Es war Ashok, der Musik unter dem sehr bekannten klassischen Sänger Saraswati Devi studierte. Kishore dagegen kaufte sich die Platten seines großen Vorbilds Saigal, der ihm sozusagen als Guru diente.
Aber nicht nur Kishore’s Gesang setzte ein Zeichen, auch seine Auftritte sind unvergesslich. Kishore bewies sein Talent nämlich in beidem, in tragischen Rollen, als auch in komischen Rollen. Neben dem Schreiben, Komponieren und Singen für seine Filme, produzierte er die meisten Filme selbst und führte auch selber Regie.
„Jhumroo“ ist einer von Kishore’s Filmen, welchen er produzierte, Regie führte, mitspielte und für den er die Musik komponierte. Der Film war ein großer Hit. 
Danach drehte er einen uncharakteristischen, ernsten Film „Door Gagan Ki Chhaon Mein“, der auf der Beziehung eines Vaters und seines stummen Sohnes basierte. Der Film wurde 1964 veröffentlicht. Der Film gewann viele nationale und internationale Auszeichnungen.
Es ist interessant zu erwähnen, dass als „Door Gagan Ki Chhaon Mein“ veröffentlicht wurde, nur 10 Leute im Kino saßen unter ihnen auch Kishore. Er war sehr traurig darüber, dass das Kino fast leer war, denn er hatte seine ganze Energie in diesen Film gesteckt. Doch nach ein paar Tagen wurden die Kinos immer voller, und der Film brach alle bisherigen Rekorde.
Der Erfolg des Filmes machte Kishore sehr glücklich und ermutigte ihn, mehr ernste Filme zu drehen, da er selber auch ein sehr einfühlsamer Mensch war. Er fuhr fort Filme wie „Door Ka Rahi“, „Badhti Ka Naam Daadhi“, „Zindagi“ und „Door Wadion Mein“ zu produzieren.
Kishore Kumar war ein riesengroßer Fan von Topol. Als er einst in London war, fand er heraus, das das Stück „Fiddler of The Roof “ aufgeführt wurde. Begeistert das er seinen Lieblingsschauspieler live sehen konnte, schaute er sich alle 4 Aufführungen des Stückes an.
„Niemand kann so schauspielern wie Topol….Nicht Dilip Kumar und auch nicht Ashok Kumar“, so der begeisterte Kishore.
Kishore führte ein sehr romantisches Leben, und seine Suche nach Liebe führte dazu das er vier Mal heiratete – jedes mal eine wunderschöne Frau aus der Filmindustrie. Seine erste Ehe ging er mit Ruma Devi ein, einer bekannten Schauspielerin von Bengali Filmen. Mit ihr hatte Kishore einen Sohn, Amit Kumar. Ruma war eine sehr talentierte Frau. Da Kishore allerdings wollte, dass sie den Haushalt führte und sie sich aber lieber auf ihre Karriere konzentrieren wollte, gab es keine Chance für die Ehe. Danach heiratete er Madhubala, die Venus der indischen Leinwand. Aber auch diese Ehe konnte nicht lange bestehen, da Madhubala im Sterben lag. Kishore hatte sie sehr geliebt und nach ihrem Tod errichtete er ihr ein Grab aus Marmor, an dem er jeden Abend eine Licht anmachte. Nach ihrem Tod sang er sehr viele traurige Lieder. Ihr Tod hatte eine große Auswirkung auf sein Leben, und er zeigte seinen Schmerz durch seine Lieder, die ihn für alle Ewigkeit berühmt machten.
Seine dritte Ehe war mit der Schauspielerin Yogita Bali, diese Ehe hielt allerdings nicht sehr lange und endete mit der Scheidung. Kishore heiratete trotzdem noch einmal, nämlich die berühmte Schauspielerin Leena Chandavarkar. Als er Leena heiratete, dachte er nicht im geringsten daran noch einmal Vater zu werden, da er schon in den 50ern war. Trotzdem ging aus dieser 4. Ehe noch ein Sohn heraus, Sumeet Kumar. Kishore sehnte sich schon immer nach einer sicheren, glücklichen Familie, die er mit Leena nun endlich gefunden hatte.
Der Sänger war schon etwas verrückt, was durch diverse Zwischenfälle deutlich wird. Zum Beispiel heißt es, dass Kishore ein Türschild mit dem Namen „Chhajju Ram“ an seinem Bungalow in Delhi hatte. Wann immer also ein Fremder kam um ihn zu treffen, antwortet Kishore „Kishore ghar par nahin hai“ (Kishore ist nicht zu Hause). Kishore war sehr wählerisch in Bezug auf die Menschen, die er traf. Meistens vermied er es Menschen ohne einen Grund zu treffen.
Etwas, das auch sehr interessant ist, ist, dass Kishore sowohl mit einer männlichen, als auch mit einer weiblichen Stimme singen konnte. Einmal, als Lata Mangeshkar, nicht fähig war ein Lied für den Film „Half Ticket“ aufzunehmen, schlug Kishore dem Komponisten Salil Chowdhary vor, dass er selbst den weiblichen Part übernehmen könne. Salil dachte Kishore mache nur Witze, aber überzeugte sich dann selbst von Kishore’s Talent zu imitieren. Und so sang Kishore letztendlich beide Stimmen brillant.
Obwohl Kishore ein sehr großer Fan Saigal’s war, und anfangs seine Lieder in Saigal’s Stil sang, entwickelte er später seinen eigenen Stil. Kishore wurde oft von Musikdirektoren gefragt, Lieder in Saigal’s Stil zu singen. Und dafür waren sie bereit einen hohen Betrag zu zahlen. Aber Kishore lehnte all diese Angebote ab, indem er sagte: „Lasst Saigal Saigal sein“. Er glaubte an Originalität, und das ist auch der Grund dafür, dass er so ein guter Sänger, Lyriker, Komponist, Direktor und Produzent war.
Als Kishore verstarb, hinterließ er zahlreiche Komponisten, die Melodien für ihn komponiert hatten, und welche für sie auch nur Kishore Kumar hätte singen können.
Obwohl nach seinem Tod sehr viele Nachahmer Kishores auftauchten, gab es niemanden unter ihnen der so war wie er. Auch heutzutage gibt es in Bollywood sehr gute Sänger, mit guten Stimmen, aber niemand kann jemals so sein wie Kishore Kumar.
Ein Zwischenfall über Kishore’s Sangeskunst muss noch erwähnt werden. Nachdem R.D. Burman ein Lied „Mere Naina Saawan Bhadon“ für den Film „Mehbooba“ komponiert hatte, fragte er Kishore es zu singen. Es war ein klassisches Lied, aber R.D. hatte beschlossen, dass Kishore es singen sollte, obwohl er ganz genau wusste, dass dieser kein gelernter klassischer Sänger war. R.D. war sich überaus sicher, dass niemand außer Kishore es schöner singen könne. Kishore hielt die Erwartungen und sang das Lied bemerkenswert gut. Das Lied wurde zu einem Mega Hit. Außer diesem, hat Kishore noch eine Anzahl anderer klassischer Lieder gesungen. 
Nicht viele Menschen wissen, das Kishore in seinem ganzen Leben nicht geraucht, getrunken und gesellschaftlich verkehrt hat. Er war ein Naturliebhaber. Er sprach mit Bäumen, Pflanzen, Wasser und Vögeln. Seine Liebe zur Natur ließ ihn einen Kanal um seinen Bungalow herum graben, da er sein Zuhause wie eines in Venedig ausschauen lassen wollte. Die Menschen hielten ihn für verrückt, aber er stand über ihrem Denken. 
Der Sänger wollte immer in sein Heimatdorf in Khandwa zurückkehren. Sein volles Programm und die viele Arbeit, ließen dies allerdings nicht zu, und so blieb dieser Wunsch bis zu seinem Tod nur ein Traum.
Kishore Kumar verstarb am 13. Oktober 1987. Sein letztes Lied nahm er für den Musik Direktor Bappi Lahri, einen Tag vor seinem Tod, auf.
Diese Genie zu vergessen, ist für seine Fans unmöglich. Sein Verlust kann eigentlich niemals überwunden werden.
Die Erinnerungen an Kishoreda sind unendlich, trotzdem wünschen sich seine Fans, er wäre noch unter ihnen.
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