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Nexalite MC: „Punk ist ein gutes Stichwort“

Nicht nur in Großbritannien finden sich Musiker, die ihre Wurzeln in der indischen Kultur haben. Nexalite MC a.k.a. Sulal Kool ist einer der wenigen in Deutschland lebenden Verfechter dieser Musik. Sulal Kool kam bereits 1980 als Sohn indischer Gastarbeiter nach Deutschland. Seine Kindheit wurde überwiegend durch Bharatha Natyam (klassisch-indischer Tanz) und musikalisch überwiegend durch Hip Hop und Jungle / Drum’n’Bass geprägt. Wir haben Deutschlands Ausnahmetalent getroffen und ihm einige Fragen gestellt.

Du machst nicht nur mit Hip Hop und Bhangra von dir reden sondern bist auch gegenüber UK Garage und D’n’B nicht abgeneigt. Woher holst du deine Inspiration und wie würdest du deinen eigenen Stil am ehesten beschreiben?

Irgendwie ist alles Inspiration, wenn man weiß wie man mit Dingen umzugehen hat. Ich höre natürlich viel Musik. Im Moment gibt es ziemlich viele Rockgeschichten, die unheimlich gut sind und ich rede nicht von irgendwelchen Nu Metal oder Emocore Scheiß. Eher so die White Stripes, Strokes, The Rapture etc. wo irgendwie noch so eine Art Punk Attitüde hintersteckt. Aber auch gute Filme oder Bücher. Alles kann Dich zu irgendetwas inspirieren. Das ist konkret eigentlich schwer auszumachen. Ich glaube, das ist für mich genauso schwer zu fassen, wie meinen Stil zu charakterisieren. Ich glaub „Punk“ ist ein gutes Stichwort. Ich mag es zur Zeit gern hart und schnell, das merkt man an der Art wie ich rappe und auch an den Tunes, die ich feier. Das ist ein wenig so, als würde ich die Leute vor den Kopf stoßen, zumindest bei denjenigen, die nicht so oft mit MC’s auf Parties zu tun haben. Dann gibt es welche, die mich oder andere MC’s kennen und einfach ekstatisch drauf feiern, wenn jemand gekonnt über die Stücke rappt. Und zu guter letzt diejenigen denen es egal ist, was ich mache, solange es die eigentliche Musik nicht sonderlich stört. Der Punk daran ist, daß es egal ist, was die Leute machen, denn man macht als MC einfach sein Ding, zumindest auf dem Großteil der Parties hier in Deutschland. Ich glaube, dass diese Attitüde letztendlich auch viel mit meinem Stil zu tun hat. Ich hab nie so wirklich darauf geachtet, ob es einer cool findet was ich mache. Deswegen könnte sich so etwas wie mein Stil jederzeit, nach meiner eigenen Lust und Laune, ändern oder ewig so bleiben. Aber diesen Punk im Kopf wird man immer wieder finden, egal was ich mache. Das soll nicht heißen, dass mir die Leute alle egal sind. Damit wahre ich mir einfach nur etwas autonomes, das frei ist von dem was andere denken.

Welche Art indischer Musik bevorzugst du? Den traditionelleren oder den eher am Hip Hop orientierten, neueren Stil?

Ehrlich gesagt, hab ich weitaus mehr Respekt vor den traditionelleren Sachen. Ich höre natürlich viel mehr von dem modernen Zeugs, aber so etwas wie Liebe empfinde ich fast nur für die traditionellen Sachen. Es geht einfach nichts über ein klassisches indisches Stück und es ist einfach schwierig so einen Vibe hinzukriegen. Am ehesten schaffen das bisher, die Leute aus dem von der Presse betitelten „Asian Underground“. Die geben sich Mühe, eine Atmosphäre zu schaffen, die Dich vielleicht irgendwo tief in deinem Innersten berührt. Das spüre ich bei dem ganzen indisch angehauchten HipHop und Black-Zeugs einfach nicht, vielleicht auch weil der Ansatz ein anderer ist. Daher kann ich auch nicht von einer tatsächlichen Bevorzugung reden. Die Sachen haben durch ihre Unterschiede einfach andere Qualitäten, die ich dementsprechend zu schätzen weiß. Da unterscheide ich lieber zwischen Songs, die mir gefallen und Songs, die ich uninteressant oder einfach ziemlich bescheiden finde und es gibt rein von der Quantität her, viel mehr schlechte neue Sachen.

Wie beurteilst du indische Musik in Deutschland bzw. wo siehst du sie in den nächsten Jahren?

Ich glaube, diese indisch angehauchten Sachen sind schon jetzt und in Zukunft noch viel mehr, gang und gäbe, ähnlich wie Latinoklänge oder karibische Einflüsse, eben weil der indische Flavour im Gewand von Pop, HipHop oder sonst irgendeiner anderen Musikart daherkommt und die Leute, das jetzt gar nicht so als indische Musik wahrnehmen, sondern als Teil eines anderen Musikgenres. Das macht sich insbesondere durch den starken musikalischen Einfluß der USA und in Anteilen aus UK in Deutschland bemerkbar. Inwiefern Leute aus Deutschland das mitgestalten, läßt sich schwer ausmachen. Es gibt ein paar Leute, wie den Produzenten Fresh Mints, Dj Eastenders oder diesen Mykel Angel bei denen ich hören kann, dass die an einem bestimmten Level sind, das weitaus mehr ist als nur aus reiner Selbstverwirklichung heraus einen Song zu schreiben. Das was ich sonst so aus Deutschland mitkriege, kommt leider nicht über das Prädikat Hobbymusiker hinaus. Das mag vielleicht daran liegen, daß es hier auch keine eindeutig festzumachende Szene gibt, die sich durch Erfolge und Releases gegenseitig hochschaukelt. Überhaupt habe ich in Deutschland das Gefühl, dass es keine wirkliche Untergrundszene gibt, die einen qualitativ anspruchsvollen Gegenpol zu den deutschen Charts bildet. Ich spür aber auch von Seiten der hier lebenden Inder wenig Interesse an einer deutschen“ Szene an indischen Musikern. Die einzige Institution, die ich nach meinem jetzigen Wissensstand als Szene-erzeugend ausmachen kann, ist das „Ambassador Network“ von Sherry. Er hat erstmalig in Deutschland versucht, Strukturen für junge indischstämmige Künstler zu schaffen, die eine längerfristige Chance haben. Das beweist, neben den Partyreihen, die er seit knapp 2 Jahren veranstaltet, auch die Bombay Boogie Night Compilation. Es mag weiß Gott Leute gegeben haben, die schon Jahre vor ihm Parties veranstaltet haben, aber keiner hat bisher derart global darüber hinaus gedacht und das muss man ihm in der Hinsicht anrechnen. Die Compilation hat mir eine offizielle Möglichkeit gegeben außerhalb von Deutschland gehört zu werden und mich aus diesem nationalen Kontext zu lösen. Eine solche Situation ist ausbaufähig und ich bin gespannt, wie man das weiterentwickeln kann.

Glaubst du, dass indische Musik hier irgendwann den Status erreichen kann den sie im UK erreicht hat?

Einen Status wie in UK wird es meiner Meinung nach, nicht erreichen. Dafür sind wir (Inder) eine zu kleine Minderheit und viel zu integriert. Die wenigsten werden eine derart haarsträubende Diskriminierung erlebt haben, wie sie in UK gegenüber den Indern über 2 bis 3 Generationen hinweg an den Tag gelegt worden sind. Das prägt natürlich ein anderes Selbstverständnis. Aber auch strukturell steht dem einiges im weg, voran das eigentliche Nichtvorhandensein einer relativ homogenen Szene, mit starkem Interesse an Künstlern aus dem eigenen Land.

Was hälst du, abgesehen von der Fusion mit Hip Hop, von musikübergreifenden Tracks wie sie z.B. extrem bei MC Navigator zu finden sind?

Ist nur zu befürworten. Grade Navigator ist ein Killer.

Gibt es eigene Produktionen von dir? Wenn ja, wo kann man diese finden?

Wenn die Frage, darauf abzielt, ob ich selbst vor dem PC sitzt und an dem ein oder anderen Beat bastele: ja, das tue ich, sitze aber noch nicht so lange vor und deswegen ist erstmal abzuwarten, wann etwas Selbstgebasteltes in Aussicht gestellt werden darf. Ansonsten versuche ich, so oft sich mir die Chance bietet, mich auf Tonträgern zu verewigen.
Unter www.tengu.de – das ist die Seite des TENGU BASEMENT – ist alles vertreten was unsere Studio so an Projekten beherbergt, inklusive der Tonträger auf denen ich mich mit Tengu, Sola Plexus oder als Sulal Kool wiederfinde. Ansonsten ist eine genaue Aufzählung auch bei www.ukgarage.de aufgelistet. Im Menü unter Artists nach „Nexalite MC“ suchen und anklicken. Ist bist jetzt aber noch relativ überschaubar.

Mit wem würdest du sofort zusammen arbeiten?

Vokalisten: Apache Indian, Uk Apache, General Levy, Deeder, Björk, Dizzee Rascal
Produzenten: Aphex Twin, Wiley, Liam von The Prodigy, A.R. Rahman, Neptunes, Timbaland
Bands: White Stripes, Cornershop,

Mit wem würdest du niemals zusammen arbeiten?

Also wenn es für ne gute Sache wäre und sich das für diejenigen, denen geholfen wird, richtig lohnt, würde ich mit jedem Arsch zusammenarbeiten. Ansonsten: Sabrina Setlur

Was sind deine Pläne für die Zukunft und deine Message an die in Deutschland lebenden Asiaten?

Studium abschließen, viel Musik machen und hoffen, daß bei beidem was rausspringt.

Ansonsten an alle:

1) Stock aus’m A**** ziehen und locker werden!!!!!!!!!!!!!!!
2) Seid ehrlich zu euch selbst und kauft euch eine CD, wenn euch der überwiegende Teil des runtergeladenen Albums eines Künstlers gefällt. Verschenkt CD’s an Freunde. Die richtige CD kann ein überaus wertvolles Geschenk sein!!!!!!!!!!!!!!!!
3) Haltet Ausschau nach Sulal Kool, Nexalite MC, Sola Plexus, Tengu, Turtle Bay Country Club, Fresh Mints und dem Ambassador Network.

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