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"Indian Night Reloaded" – Streit vorprogrammiert? – Teil 1

(bc) Von 1996 – 2002 veranstaltete die Frankfurter Jugendgruppe „Sandhikta“ jährlich die Partyreihe „Indian Night“. Eine Reihe, die zurecht als „legendär“ bezeichnet werden dürfte, zumal sie den Grundstein für die deutsch-indische Partyszene legte. Selten hatte es bis dato eine indische Party geschafft, solch große Menschenmassen in die Mainmetropole zu ziehen. Dass nun seit 2003 keine „Indian Nights“ mehr stattfinden, mag an vielerlei Gründen liegen: zunehmendes Gewaltpotenzial oder schlichtweg mangelnde Zeit der Organisatoren.

Am 4. Februar 2006 jedoch – sozusagen zum zehnjährigen Bestehen – kündigt ein Veranstalter, der sich „People from Asia“ nennt, unter dem Domainnamen indiannight.org und mit dem Partynamen „Indian Night Reloaded“ eine scheinbare Fortsetzung der totgesagten Reihe an. Kurios: die Jugendgruppe „Sandhikta“ habe nach eigener Aussage nichts mit der Veranstaltung zu tun und sei genauso wie viele Besucher verwirrt, wenn nicht sogar ob des „Namensklaus“ verärgert.

Kopf des Organisationsteams der „People from Asia“ ist Rahul Sharma, in dessen Vertretung Prashant Kumar uns einige Fragen beantwortete (*). Ein Blick auf den offiziellen Werbetext zeigt, dass eindeutig eine Fortsetzung der „Indian Night“ gemeint ist, wie bereits der Zusatz „Reloaded“ im Titel sowie der identische Veranstaltungsort „KOZ“ assoziieren. Fakt ist: Sandhikta ist nicht der Veranstalter – Prashant Kumar dazu: „Seit 2003 finden keine ‚Indian Nights‘ mehr statt, das wissen wir alle. Viele Besucher haben Sandhikta gefragt, warum es keine Fortsetzung mehr gibt, haben aber keine Antwort darauf bekommen. Jetzt haben wir uns selbst entschlossen, diese Reihe fortzusetzen. Wir haben den Partynamen ‚Indian Night‘ übernommen, weil nicht nur wir, sondern alle sich mit dieser Party identifizieren.“

Dieser Aspekt scheint ihm zu reichen, um die Fortsetzung zu legitimieren. Eine Zusammenarbeit mit „Sandhikta“ existiere jedoch nicht, wobei nach Aussage Kumars der Kontakt bereits hergestellt sei. Kumar befürchte jedoch keinen Ärger, „da wir einfach nur eine Party veranstalten wollen, die ‚Sandhikta‘ nicht weitergeführt hat“. Manch einer möge auf „Verletzung von Patentrechten“ plädieren, doch bleibt fraglich, ob der Partyname überhaupt rechtlich geschützt ist. Alles weitere solle sich in Gesprächen mit „Sandhikta“ ergeben.

Für den Leser bzw. den Besucher der „Indian Night“ entsteht Verwirrung. Zwei Domains – indiannight.de und indiannight.org – mit zwei verschiedenen Veranstaltern, doch identischem Inhalt. Kumar: „Was eine Verwirrung angeht, wird sich unser Team auf unserer Webseite noch äußern“ – auf unsere Frage hin, ob es den Besuchern egal sein könnte, wer der Veranstalter sei, heißt es: „Natürlich gibt es Besucher, denen es nicht egal ist, wer die Party veranstaltet, aber da gibt es auch die Besucher, die schon seit 2003 auf eine Indian Night warten. Denen wird es egal sein.“

Ein Blick auf die letzte Indian Night im Jahre 2002 zeigte uns, dass Gewaltfaktoren in Form von Schlägereien dazu beitragen können, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, ob eine solch beliebte Partyreihe generell weitergeführt werden sollte. Von Seiten der „People from Asia“ war auf ihrer Webseite indiannight.org zu lesen: „Nach vielen Problemen und Schwierigkeiten haben wir uns doch entschlossen die Indiannight wieder stattfinden zulassen“. Doch die Probleme, die hier gemeint sind, waren laut Prashant Kumar organisatorische: „Wie Sie selbst wissen, ist es nicht einfach, eine so große Party zu veranstalten. Am Anfang fehlten uns die Leute, die hinter unserem Projekt standen. Desweiteren ist eine so große Party mit vielen Kosten im Voraus verbunden. Da wir jetzt aber etwa 20 Mitglieder haben, haben wir die Probleme und Schwierigkeiten gelöst. Es sind Studenten, Schüler und Worker, die uns dabei helfen die Party zu veranstalten“. Diese Aussage verdeutlicht den Aspekt, dass „People from Asia“ und „Sandhikta“ unabhängig voneinander agieren.

Was das Konzept angeht, verhält sich der Veranstalter noch uneindeutig. Man bemühe sich ein gutes Partykonzept aufzuziehen, das zum Amüsement der Besucher beitragen solle. Derzeit kümmere sich ein Team um die Organisation in Form von Musik- und Tanzgruppen sowie DJ’s. Anfang Januar solle alles stehen und bekanntgegeben werden. „Wir sind gerade dabei mit dem Veranstalter ‚NRI Community‘ Kontakt zwecks Tänzern und DJ’s herzustellen“, so Kumar.

Wer ausser Kumar konkret hinter dem Projekt „People of Asia“ steht, ist wie häufig bei Veranstaltern unklar: „Wir bestehen aus Studenten, Schülern und Workern. Wir haben uns vor circa 3 Monaten zusammengetan. In unserem Team befinden sich auch Leute, die sich für die Erdbebenhilfe in Asien engagieren. Leider haben wir noch keine Party veranstaltet. Daher ist unser Ziel, eine Party zu veranstalten, auf die viele Leute seit 2003 warten und diese Party geniessen möchten.“ Das Veranstalterteam sei eine Mixtur aus Indern der zweiten Generation in Deutschland sowie in Indien geborenen, zugewanderten Indern.

Der Veranstalter setzt demnach auf den Markennamen „Indian Night“, auch wenn er nicht aus der eigenen Feder stammt. Im Gästebuch des Veranstalters „Sandhikta“ herrschen getrennte Meinungen: „Die wollen doch nur Geld damit machen!“ und „Ich finde es asozial, dass die den Namen der Veranstalter übernehmen und sich mit ihrem Ruhm schmücken“ oder „Egal wer die Party macht, Hauptsache sie macht Spaß“ sowie „Eine Chance sollten die Leute auf alle Fälle bekommen“.

Die Idee, diese Party veranstalten zu wollen, sei zuerst da gewesen. Danach wurde darüber diskutiert einen Teil des Erlöses den Erdbebenopfern aus Pakistan und Indien widmen zu wollen. Bei der Goethe-Universität in Frankfurt/Main sei die Party als Benefizveranstaltung eingetragen und „muss, was den Erlös angeht, auch der Uni gemeldet werden“, so Kumar weiter. „Wir werden den Erlös an ‚Ärzte ohne Grenzen‘ spenden“, heißt es.

Die „Indian Night“ Partyreihe hatte seinerzeit regelmäßig über eintausend Besucher in seinen Bann gezogen. Auch diesmal hoffen „People from Asia“ auf möglichst großen Zulauf sowie maximale Stimmung und Spaß. „Der Festsaal bietet Platz für 500 Personen“.

Fazit: dass exakt der Name einer Party gewählt wurde, die als Erfolgsgarant galt, jedoch nicht der eigenen Idee entstammt, ist zugegeben ein wenig unglücklich, da er nun für Kontroversen sorgen dürfte, zumal sich der jetzige Veranstalter mit dem alten nicht abgesprochen hatte. Doch dürfen wir auf die angekündigten Gespräche beider Parteien gespannt sein. Denn vielleicht ist es ja am Ende doch der wohltätige Zweck, der eine Einigung erzielt…

(*) Nachtrag vom 2.1.06: Laut Angabe von Herrn Rahul Sharma sei er der Kopf der „People from Asia“ und Herr Prashant Kumar für die Interviewanfrage zuständig. Fälschlicherweise hatten wir Herrn Kumar als Kopf der Gruppe angegeben.

Links

www.indiannight.de – Gleichnamige Partyreihe der Gruppe „Sandhikta“
www.indiannight.org – Gleichnamige Partyreihe der Gruppe „People from Asia“

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