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So, 22. Dezember, 2024
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Deutschlands Desi-Skandalnudel sorgt erneut für Schlagzeilen

Diptesh Banerjee (29) wuchs als Sohn indischer Einwanderer aus Kolkata in den Betonsilos von Ratingen nahe Düsseldorf auf. Während er mit kommerziellen Stücken seiner Band „Radical X-Press“ und danach Anfang der Neunziger Solokarriere als Rapper machte, hat sich das musikalische Hauptaugenmerk des fast fertigen Germanistikstudenten ab Anfang des Millenniums verändert. Es ist die indische Diaspora der Bundesrepublik, der der „Communityrapper“, wie er oft betitelt wird, zwar mit interessanten, doch in letzter Zeit vor allem kontroversen Texten seine Zeit widmet. Priya Patekar hat nachgefragt.

Scheinbar ruhig war es um ihn geworden, doch insgeheim bastele er an seinem ersten großen Soloalbum, wie er uns verrät. Dass Diptesh MC, der sich ab sofort schlichtweg D.I.P. nennt, das für „Das Indertat Projekt“ steht, sich stets in Szene zu setzen weiß und für Schlagzeilen prädestiniert ist, zeigen die jüngsten Vorfälle. Provokanter denn je veröffentlichte er auf seiner Internetseite die Low-Budget Stücke „Bombay Boogie Woogie“ und „Cherry Cherry Lady“. Die Community horchte bei diesen Songs sofort auf, eine hitzige Diskussion im Unterhaltungsforum von theinder.net war plötzlich entbrannt.
Auf der einen Seite Befürworter der „Desi-Skandalnudel“, die ihren Lieblingsrapper mit Worten wie „geiler Track“ und „tiefsinnig“ unterstützten, auf der anderen Seite empörte Leser oder vielmehr Hörer, die mit Worten wie „Kinderkrieg“ oder „abused“ nicht so recht verstehen mochten, was Diptesh inspirierte diese Songs zu schreiben. Im Rahmen der Diskussion wurde die Frage aufgeworfen, ob die oben genannten Stücke schon der Titel wegen eine gezielte Provokation gegen Sherry Kizhukandayil, der mit seiner Agentur Ambassador Network und insbesondere der bundesweiten Partyreihe „Bombay Boogie Night“ hohen Bekanntheitsgrad erreichte, seien.
Ziel dieses Berichts sollte ursprünglich eine Gegenüberstellung von individuellen Interviews mit Kizhukandayil und Banerjee sein. Doch bereits kurz nach unserer Anfrage war von Kizhukandayils Seite zu hören „Ich stehe für ein Interview in dieser Angelegenheit nicht zur Verfügung“, womit die Sichtweise des Veranstalters nicht geklärt werden kann.
Die verbalen Niederschläge, die bewusst tief unter die Gürtellinie gehen, zeigen eine „Gefühlswelt“, die Diptesh „intensiv“ erlebe, wie er sagt. Und so stand er uns in einem Gespräch gegenüber. Immer wieder haben wir versucht herauszufinden, welcher konkreten Person denn nun seiner Ansicht nach seine Rapsongs gälten und ob die Mutmaßungen aus den Diskussionsforen der Realität entsprächen. Da die Internetseite des Rappers derzeit nicht erreichbar ist, gab er uns den Hinweis auf eine alternative Internetseite unter www.meinewebseite.net/diptesh, die seine Supporter für ihn errichtet haben und auf denen die Songtexte wortwörtlich wiederzufinden sind.
Diptesh, mit deinen neuesten Songs bist du zwar mal wieder provokativ, diesmal aber nicht gesellschaftskritisch, sondern wie mir scheint direkt gegen jemanden persönlich gerichtet. Um wen geht es?
Ich wollte mit den beiden Songs nur einige Verhältnisse klarstellen. Ich trage noch immer das Ideal in mir, mit welchem wir gemeinsam die Desi Community in Deutschland zusammengeführt haben. DJ U.P.-Wala, Indian Night, Indernet, Indian Jam, Sherry, Diptesh MC und vielen anderen. Wir alle haben unseren Teil dazu beigetragen, die kulturelle Vielfalt, die unsere Eltern nach Deutschland brachten, in einem urbanen Zusammenhang gemeinsam pulsieren zu lassen. Die Community lebt! Aber wie lange? Bisher standen Partyveranstalter, Künstler und kreative Desis jeglicher Art in gesunder Konkurrenz zueinander. Doch nach altbekannter südasiatischer Manier bekämpfen wir uns untereinander und wetteifern um einen Platz an der Sonne. Wir brauchen nicht alle Freunde zu sein. Doch dient es nicht einer friedlichen Koexistenz, uns untereinander fertigzumachen. Der Song soll die Härte innerhalb unserer Community zum Ausdruck bringen und ist auch nichts neues. Typisch indisch halt. Mit den Songs dürften sich diejenigen angesprochen fühlen, die mich hassen: Haters, Rassisten, Lästermäuler, Scheinheilige…

Aber wie kam es denn dazu, dass du dir solche Texte ausgedacht hast? Ich zitiere nur einen Bruchteil: „Ich zerstör‘ dir deinen Ambassador und dein Netzwerk“ oder „Wir sind alles nur Menschen, Jung, was soll der Krieg?“ und „Zisch ab mit deinen Hippies nach Bombay und tanz Boogie Woogie“. Was ist passiert?
Meine Songs sollen zum Ausdruck bringen, was wirklich in der Community abgeht. Nicht nur hinter den Kulissen der Geschäftswelt, sondern auch generell im Alltag der hier in Deutschland lebenden Desis. Ich bekomme beide Welten hautnah mit. Im Fahrwasser von Tachiles‘ „Fresh Familee“ habe ich als Representer meiner Ratinger Homebase, zu welcher u.a. Ramsi Aliani und A-kay (Overground) zählen, musikalisch versucht, meine indischen Wurzeln in meinen Rhymes einfließen zu lassen. Mit der Zusammenführung der Desi-Community, welche ein großer Traum von mir war, wurde ich glücklich, eine Heimat gefunden zu haben. Wir haben wahre Pionierarbeit geleistet! Doch ist es eine erschreckende Feststellung, dass wir mit denselben Identitätsproblemen und südasiatischen Erben zwischen zwei Stühlen leben und uns gegenseitig fertigmachen. Ich reflektiere nur das, was mich umgibt und versuche, meine Gefühle in Worte zu fassen. Hierbei habe ich auch schöne Texte und tiefenpoetische melancholische Songs geschrieben, die ich sehr bald als Albumwerk „Indertat“ präsentieren werde.
Hm, in den Diskussionsforen bist bzw. warst du Thema Nummer Eins – ist das deine Art aufzufallen? Anders gesagt: hast du dein Ziel erreicht, indem du auf dich oder etwas bestimmtes aufmerksam gemacht hast oder ist der Schuss nach hinten losgegangen?
Ich habe auf die richtige Situation gewartet, mit geballter Wortgewalt einzuschlagen. Aus Diptesh MC ist nun D.I.P. geworden. Ich lasse zwar wie gewohnt alle an meiner Reflexion teilhaben, aber das geschieht jetzt nun mit absoluter verbaler Härte. Mein überraschender Einschlag ist mir gelungen. Ich bin jetzt nicht mehr zu stoppen.
Wie nimmt die Community deiner Meinung nach solche Texte auf?
Es gibt sicherlich einige, die meine Texte bewusst falsch auffassen. Besonders diejenigen, die gemeint sind. Ich nehme kein Blatt vor dem Mund und decke Widersprüche auf. Bestimmte Leute werden als Fake entlarvt. Verdammt! Ich sage es immer wieder: Steht zu eurem Lifestyle! Ich bleib, denn ich bleib ich.
Du schreibst bzw. rappst, dass du der meist geliebte und gleichzeitig meist gehasste Desirapper Deutschlands bist. Warum?
Das stimmt nicht, ich schreibe, dass ich der meistgehasste Desirapper Deutschlands bin (lacht). Ich bin bestimmt nicht der meistgeliebte. Wenn dies passiert, habe ich mich verkauft. Ich bin ein MC, der stets gegen den Strom schwimmt. Daher die Bezeichnung „meistgehasst“.
Was denkst du, wird jetzt passieren, fürchtest du rechtliche Schritte?
Rechtliche Schritte von wem? Nur Gott kann über mich urteilen!
Ich bedanke mich für dieses Gespräch.

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