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Di, 3. Dezember, 2024
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Neorealistisch und humanistisch: Satyajit Ray

Foto: (c) Rishiraj Sahoo
(credits below)

Von Isabelle Janicke. Satyajit Ray gilt als einer der renommiertesten zeitgenössischen Regisseure und ist den meisten Europäern trotzdem unbekannt. Es ist bedauerlich, dass der indische Film außerhalb Indiens oftmals mit dem Bollywood Klischee gleichgesetzt wird. Dabei hat die indische Filmindustrie weitaus mehr zu bieten als Shah Rukh Khan und seichte Unterhaltung. Ray ist der bekannteste Vertreter des indischen Kunstfilms und kümmerte sich nie darum, ob seine Filme kommerziell erfolgreich waren oder nicht. Dies mag seinen für die breite Zuschauermasse geringen Bekanntheitsgrad erklären.

Unter Filmemachern jedoch gelten viele seiner Filme als Meilensteine. Der japanische Regisseur Akira Kurosawa sagte einmal: „Das Kino von Ray nicht gesehen zu haben, heißt, in der Welt zu sein, ohne die Sonne oder den Mond zu sehen.“ Was macht Rays Filme daher so interessant?
Satyajit Ray wurde 1921 in Kalkutta als Sohn einer wohlhabenden bengalischen Künstlerfamilie geboren. Sowohl Großvater als auch Vater waren bereits bekannte Autoren und Dichter. Auch Ray war schriftstellerisch tätig und schrieb später oft die Drehbücher für seine Filme selbst, komponierte Filmmusiken und entwarf Kostüme, ganz im Sinne der Idee vom Regisseur als Auteur. Seine einzigartige Fähigkeit, menschliche Charakterzüge und Beziehungen in seinen Filmen erzählerisch darzustellen und gleichzeitig zu kommentieren, ist wesentlich für sein Werk und wird sowohl von Kritikern als auch Fürsprechern immer wieder als wegweisend hervorgehoben.
Wie bei Hitchcock oder Chaplin haben seine Filme stets einen übertragenen Inhalt, der oft eine politische und soziale Kritik enthält, aufgrund dessen Satyajit Ray immer ein gespanntes Verhältnis zum indischen Establishment hatte. Sein humanistischer, neorealistischer Stil wurde nicht nur vom indischen Kino, sondern vor allem auch vom französischen und italienischen beeinflusst. Es herrscht daher eine noch immer andauernde Debatte, ob Ray nun eher dem indischen oder dem europäischen Kino angehöre. Es ist sehr schwierig, den Regisseur in eine Schublade zu stecken, da sich Ray persönlich nie um solche Einordnungen kümmerte und sein Werk sich damit einer einheitlichen Kategorisierung entzieht.
Ray zeigte sich immer wieder überrascht von den ausnahmslos positiven Kritiken, die seine Filme, die zumeist in bengalischer Sprache gedreht wurden, im Ausland erfuhren. Sein erster Film „Pather Panchali“ („Auf der Straße“) von 1955 brachte ihm bereits weltweite Anerkennung und zahlreiche Preise ein. Dieser Film ist der erste Teil einer Trilogie, die zusammen mit „Aparajito“ („Der Unbesiegbare“, 1956) und „Apur Sansar“ („Apus Welt“, 1959) als Apu–Trilogie bekannt wurden und als Rays beste Filme gelten. Er selbst sagte dennoch einmal, dass der einzige Film, an dem er nichts ändern würde, „Charulata“ („Die einsame Frau“) von 1964 wäre.
Der als Kulturikone geltende Satyajit Ray drehte neben Spielfilmen auch Dokumentar- und Kinderfilme, von denen „Goopy Gyne Bagha Byne“ von 1968 sein kommerziell erfolgreichster Film wurde.
Neben zahlreichen Preisen, wie dem Goldenen und Silbernen Bären und den Sonderpreis der Jury in Cannes, erhielt Ray 1992 gar den Oscar für sein Lebenswerk, den er aufgrund seiner schweren Herzkrankheit jedoch nicht mehr persönlich entgegen nehmen konnte. Satyajit Ray starb am 23. April 1992 im Alter von 70 Jahren in seinem Geburtsort Kalkutta. Hunderttausende versammelten sich damals vor seinem Haus, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.

Foto: (c) Rishiraj Sahoo (Own work), via Wikimedia Commons

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