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Mügeln: 50 Deutsche veranstalten brutale Hetzjagd auf 8 Inder

(von Diptesh Banerjee) Mügeln. Bei einem Stadtfest im sächsischen Mügeln schlugen in der Nacht zum Sonntag, 19. August 2007, Dutzende Deutsche auf acht Inder ein und verfolgten sie in einer Hetzjagd. Als die Desis Zuflucht in eine Pizzeria suchten, wurden die 50 Deutschen, die die Eingangstür eintraten, von einem 80-köpfigen Polizeiaufgebot abgehalten, den Laden zu stürmen. Während des schrecklichen Szenarios flogen Flaschen und ausländerfeindliche Parolen wie „Ausländer raus“ oder „Hier regiert der nationale Widerstand“ ertönten lautstark. Die Täter, gegen die ermittelt wird und die sich derzeit wieder auf freiem Fuß befinden, seien von schaulustigen Passanten sogar mit Beifall bedacht worden. Die unterlassene Hilfeleistung wurde mit dem Argument erfasst, dass während der Tatzeit Alkohol eine Rolle gespielt habe.

Dem Tod entkommen

Die Inder, die erst jüngst nach Deutschland immigrierten, kamen mit Platzwunden und anderen schweren Verletzungen davon. Eines der Opfer erklärte in einem Interview gegenüber dem TV-Sender N24, dass die acht Südasiaten womöglich zu Tode gekommen wären, wenn die Schutzmänner den tobenden Mob nicht am Eingangsbereich der Pizzeria entgegengetreten wären. Bürgermeister Deuse äußerte sich gegenüber der Presse, dass angedeutet worden sei, dass es Probleme geben könnte und er daraufhin die Polizei verständigt habe, welche „die Sache ordnungsgemäß bearbeitet haben“ soll. Hierbei bleibt unklar, wie es denn überhaupt zum Übergriff kommen konnte, wo doch die örtliche Polizei gewarnt gewesen war. So hätte sie ordnungsgemäß vor Ort sein müssen, um den Besuchern des Stadtfestes eine vollkommene Sicherheit zu garantieren. Desweiteren decken sich Deuses Aussagen mit den Angaben diverser Pressestellen, dass der Besuch des Stadtfestes durch Neonazis durchaus bekannt war. Somit scheint Deuses Unwissenheit über die Frage, ob ein rechtsradikaler Hintergrund bei der grausamen Tat vorliege, bedenklich und der Akt der Ermittlung nach möglichen Tatmotiven verbleibt als reine Interpretationsangelegenheit.

Edathy über die Radikalisierung der rechtsextremen Szene in Ostdeutschland

Der indischstämmige SPD-Politiker und Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy wertete den Vorfall als ein entsetzliches Ereignis, über das er allerdings nicht überrascht war. So habe er schon bereits früher vor einer zunehmenden Radikalisierung der rechtsextremen Szene in Ostdeutschland gewarnt. Außerdem rate der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag allen Dunkelhäutigen von Besuchen ostdeutscher Stadtfeste ab. Edathy wurde im Zusammenhang mit der Berichterstattung zum Übergriff vom Nachrichtensender n-tv zitiert, dass Länder und Kommunen die Lage nicht länger beschönigen dürften. Bürger der Stadt Mügeln brachten vereinzelt ihr Unverständnis zum Ausdruck, dass aus dem Vorfall ein Theater veranstaltet wurde.

Stimmen

Die Stadt Mügeln verurteilt die Ereignisse aufs Äußerste und gibt in einer Presserklärung am 23.8.07 bekannt: „Auf jeden Fall hat uns dieses Ereignis gelehrt, dass in Zukunft eine verstärkte Wachsamkeit und konsequentes Einschreiten gegen jede Art von Gewalttätigkeit vonnöten sind.“ Der Pressesprecher der indischen Botschaft in Berlin wörtlich: „The Ambassador has asked me to thank you for the support and concern conveyed by you over the unfortunate incidents in Mügeln. We appreciate your gesture and are heartened by the support from people all over Germany.The German Government has condemned the incident and assured us that it will be fully investigated and those guilty will be brought to book.“ Dr. Hans-Georg Wieck, Präsident der Deutsch-Indischen Gesellschaft e.V. wird zitiert: „Die Deutsch-Indische Gesellschaft (…) erwartet von den deutschen Strafverfolgungsbehörden die vollständige Aufklärung der Ausschreitungen und entsprechende strafrechtliche Verfolgung.
Foto: Von Oxensepp (talk) – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6422589
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