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Manisha Koirala: "Wir haben uns nicht über Facebook kennengelernt!"

Während des 7. Bollywood & Beyond Filmfestivals in Stuttgart trafen wir Bollywood-Star Manisha Koirala persönlich im Wiener Kaffeehaus (SI-Centrum) um mit ihr in angenehmer Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen über ihre bisherigen Erfolge und anstehenden Filme zu plaudern.

Als Enkelin dreier nepalesischer Premierminister und Filmpartnerin von Shah Rukh Khan besuchte sie zusammen mit ihrem Mann das Festival und saß in der Jury des Filmfestivals. Ausserdem erfuhren wir, warum sämtliche Presseberichte darüber wie sie und ihr Mann sich kennenlernten, komplett falsch sind.

Wie fanden Sie das Bollywood Filmfestival und was war Ihr bisheriges Highlight? Wie gefällt Ihnen Deutschland? War es Ihr erster Besuch in Deutschland?

Das ist mein allererstes Mal in Deutschland und in Stuttgart. Ich habe es sehr genossen. Stuttgart ist eine wunderschöne Stadt. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, u. a. im kulturellen Bereich wie z.B. Museen und einige andere Dinge. Es ist sehr interessant und es gibt auch sehr viele schöne Restaurants hier. Wir haben zufällig eins gefunden und es war großartig. Und das Festival ist natürlich sehr schön. Es ist toll die ganzen Fans zu sehen, zu sehen wie sie kommen um Filme anzuschauen und wissen Sie, als ich mit allen mal zusammen saß, wussten sie bereits so vieles über das indische Kino.

Daher fand ich es sehr spannend zu erleben, dass Bollywood so bekannt ist und auch das indische Kino. Ich war zudem positiv von Uma de Cunha, der Kuratorin dieses Festivals, überrascht. Sie hat Filmemacher aus Indien ausgesucht die die Möglichkeit bekommen haben ihre Filme hier zeigen zu dürfen, da es schwierig ist Kinos zu finden, wo solche Filme gezeigt werden können. Viele Leute geben dann die Hoffnung auf. Sie werden nicht dafür ausgezeichnet für das was sie gemacht haben, da niemand hinter ihnen stand und so stirbt es aus – das ganze Talent würde dadurch aussterben! Aber die zwei Damen (Anmerk. der Red.: und Therese Hayes, Co-Kuratorin) unterstützen das „Bollywood and beyond-Festival“, es weiterzubringen und das Ganze auf ein anderes Level zu heben. Das ist eine tolle Sache!

Sie haben in vielen Filmen aus verschiedenen Regionen mit verschiedenen Sprachen der indischen Region mitgespielt. Ihr erster Film war jedoch ein nepalesischer Film „Pheri Bhetaula“ (1989). Zwei Jahre später kam ihr erster Bollywoodfilm „Saudagar“ (1991) auf die Leinwand und weitere folgten. Warum haben Sie aufgehört in nepalesischen Filmen mitzuspielen?

Als Schauspielerin wollte ich Filme in verschiedenen Regionen machen und verschiedene Orte besuchen. Es war vorteilhaft, dass ich rückblickend eine gute Karriere gehabt habe, da ich mit sehr guten Schauspielern zusammenarbeiten konnte und ich denke, dass es wirklich ein Segen war mit wirklich guten Filmregisseuren wie Mani Ratnam zusammenarbeiten zu können. So gesehen bin ich gesegnet.

…und die Vielfalt ist natürlich auch sehr groß, finden Sie nicht auch?

Ja, z.B. in einem bengalischen Film habe ich mit Rituparna Ghosh zusammengearbeitet. Er ist ein brillanter Regisseur. Wissen Sie, es ist toll solche Menschen kennenzulernen. Ich habe gerade eben die Dreharbeiten zu meinem neuesten Film auf Malayalam von Shayamaprasad beendet. Es ist daher wirklich schön verschiedene Kulturen kennenzulernen und ein Teil davon zu sein.

Wie war Ihr Gefühl damals als Sie im Bollywood Geschäft angefangen haben? Waren es Filme in denen Sie wirklich mitspielen wollten, oder dachten Sie, dass es eine Chance wäre überhaupt ins Bollywood Geschäft einsteigen zu können?

Nein, eigentlich wusste ich nicht wirklich was ich genau wollte. Ich wollte ohnehin früh von daheim ausziehen. Ich habe mein Studium beendet und noch einige weitere Dinge gemacht. Aber wenn man in das Filmgeschäft erstmal reinkommt ist das wie ein Kreislauf. Man will mehr erreichen und man wird immer besser. So, da bin ich nun!

Ihr familiärer Hintergrund ist sehr politisch geprägt. Ihr Großvater beispielsweise war der erste Ministerpräsident Nepals und zwei Ihrer Onkel waren später auch Premiers. Wollten Sie nicht auch in die Politik einsteigen oder wieso haben Sie sich für das Filmgeschäft entschieden?

Also ich würde sagen, dass ich eher die Ausgefallene in unserer Familie war, da jeder von uns in der Politik war oder als Arzt oder Ingenieur tätig war. Und ich war die Einzige, die der Schauspielerei nachgehen wollte und ich bin glücklich, dass ich mich dafür letztendlich entschieden habe. Und ich glaube daran, dass es so etwas wie ein Schicksal gibt. Man schafft sich seine Wege, es ist eben wie in der Politik. Daher ist mein Weg so verlaufen. Aber es war nicht immer einfach.

In der Zwischenzeit haben Sie auch in tamilischen Filmen (z.B. Mudhalvan (1999), Baba (2002)), Telegu Filmen (z.B. Criminal (1995)) und auch in einem bengalischen Film (Khela (2008)) mitgespielt. In 2010 kommt ein tamilischer Film (Mappillai) und ein Malayalam Film (Elektra) in den Kinos. Können Sie uns mehr über die neuen Filme erzählen? Sind weitere Filme geplant?

Das stimmt. Zwei Hindi Filme kommen auch bald in die Kinos, aber insgesamt sind es vier Filme die 2010 anstehen.

Wie funktioniert es denn, z.B. in einem tamilischen oder Malayalam Film? Die Sprachen sind ja verschieden. Ist das nicht schwierig für Sie?

Das ist sehr schwierig. Die schwierigste Sprache ist Malayalam finde ich. Aber wir haben eine gute Unterstützung und einen sehr guten Regisseur und das ganze Team hilft einem.

Ich denke da jetzt an die verschiedenen Akzente jeder einzelnen Sprache und an die verschiedenen Regionen wo diese Sprachen gesprochen werden.

(lacht) Dann weiss ich nicht was ich mache und welche Sprache ich spreche. Aber es ist toll, es ist schön. Ich geniesse meine Arbeit.

Sie haben in Blockbuster wie „1942: A Love Story“ (1994), „Bombay“ (1995), „Khamoshi: The Musical“ (1996) und „Dil Se“ (1998) mitgespielt. Ihre schauspielerischen Fähigkeiten waren fantastisch und auch die Filmmusik in jedem einzelnen Film sagenhaft. Wieso glauben Sie persönlich, dass gerade diese Filme zu Alltime-Favourites geworden sind? Gibt es ein Geheimnis dahinter?

Ja, denn wenn man einen guten Film macht, spricht dieser verschiedene Zuschauergruppen an. Und jedes mal wenn man einen guten Film sieht, fühlt man sich wohl dabei. Auch bei Filmen die ich selbst angeschaut habe, dachte ich, dass dies tolle Filme waren. Aber auch die Musik spielt natürlich eine sehr, sehr wichtige Rolle dabei.

Ein Film von Ihnen war “Escape from Taliban” (2002) in dem Sie ein bengalisches Mädchen gespielt haben, die einen Afghanen heiratete und nach Ihrer Hochzeit versuchte aus Afghanistan zu flüchten. Dies basierte auf einer wahren Geschichte. Ich persönlich fand diesen Film sehr beeindruckend. Die Handlung war schockierend und faszinierend zugleich. Wie ist Ihre persönliche Meinung zu dem Film und über die Wahrheit hinter dieser Geschichte?

Es ist eine wahre Geschichte. Ich habe das Mädchen, die Hauptfigur, genauestens beobachtet. Ich habe sie so gespielt, so wie sie in Person war. Es war eine tolle Geschichte.

Ich habe neulich gelesen, dass Sie erst vor Kurzem Ihren Mann, Samrat Dahal, geheiratet haben. Herzlichen Glückwunsch von meiner Seite und im Namen der theinder.net Community. Ein interessanter Fakt war es, als ich in den Medien über Ihre Hochzeit las, dass Sie Ihren Mann über Facebook kennengelernt haben sollen. Es stand auch letztens in der Stuttgarter Zeitung und in anderen Zeitschriften.

Nein, das stimmt so überhaupt nicht! Es ist so, wenn man etwas sagt, wird das anders interpretiert und so weitergegeben. Aber das stimmt nicht. Wir haben uns nicht über Facebook oder ähnliches kennengelernt (lacht). Ich bin dies schon einmal gefragt worden. Ich kannte ihn schon von früher aber wir haben uns über unsere gemeinsamen Freunde kennengelernt. Es war in Nepal. Ich habe meine Eltern in Kathmandu besucht und einige Freunde saßen zusammen in der Lounge. Ich bin hingegangen, sie kamen zu mir und auch mein Mann kam zu mir und so haben wir uns letztendlich kennengelernt.

Manisha Koirala besuchte Deutschland
gemeinsam mit ihrem Mann
Samrat Dahal. Foto: (c) Julia Scho
Neben dem Filmgeschäft beschäftigen Sie sich auch mit dem sozialen Leben. Ich habe gelesen, dass Sie mit Organisationen zusammenarbeiten, die Frauenrechte unterstützen und Frauen vor Gewalt schützen. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Das mache ich bereits seit einigen Jahren. Ich habe gefühlt, dass ich etwas unternehmen muss und nicht nur für mich etwas machen sollte. Ich bin mit einigen NGOs (Anm. d. Red.: NGO = Non-Governmental Organization, Nichtregierungsorganisation) in Indien und in Nepal in Verbindung, aber mehr in Bombay. Dort lebe ich. Es gab viele Fälle von beispielsweise Mädchenhandel. Ich habe mit NGOs gearbeitet, mit der UN. Ich habe Mitarbeiter der UN kennengelernt, von der UNIFEM – der Frauenorganisation von der UN und UNICEF für Kinder. Wir sind daher zu ländlichen Gebieten gegangen, haben mit Leuten gesprochen und ihnen gezeigt wie wichtig die Bildung für Mädchen ist. Denn normalerweise schicken die Leute aus traditionellen Dörfern die Mädchen nicht zur Schule und wir glauben an die Wichtigkeit der Bildung von Kindern. Wir haben versucht Aufmerksamkeit zu erregen, mit Leuten zu reden und all dies. Es ist aber nur eine kleine, kleine Arbeit (lacht).

Sie haben verschiedene Fans in der indischen und nicht-indischen Community in Deutschland, der Schweiz und in Österreich die Ihre Filme gesehen haben und fasziniert waren davon. Ich habe viele positive Feedbacks in verschiedenen Online-Foren gesehen. Welchen Rat würden Sie als Expertin jungen Leuten mit auf den Weg geben, die im Filmgeschäft erfolgreich sein wollen als Schauspieler oder Schauspielerin?

Jeder der irgendeine Tätigkeit ausüben möchte, besonders jedoch im Filmgeschäft muss eine starke Leidenschaft dafür mitbringen. Man muss ständig am Ball bleiben da es ein stark wettbewerbsorientiertes Geschäft ist, da viele Leute dasselbe machen wollen. Die Schauspielerei ist ein richtiger Beruf. Wenn man eine starke Leidenschaft mitbringt wird es einfacher.

Es gab viele Dokumentationen im Fernsehen über Bollywood. Zum Beispiel über junge Menschen, die in die Bollywood Studios gehen und Schauspieler oder Schauspielerin werden wollen, aber nur wenige bekommen die Möglichkeit wirklich erfolgreich zu werden.

Es ist die Leidenschaft. Die wird Sie automatisch in die richtige Richtung lenken. Man muss bereit sein hart zu arbeiten und es ist sehr herausfordernd. Die Leute kämpfen regelrecht, besonders für Schauspieler ist es sehr hart. Aber wenn man einmal drin ist, wenn man talentiert ist und man in Filmen mitspielen kann, dann funktioniert es.

Herzlichen Dank für das Interview und alles Gute weiterhin.

Vielen Dank. Gern geschehen!

Offizielle Webseite von Manisha Koirala:

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