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Sie führen das Land

Prathiba Patil und Manmohan Singh.
Foto: (c) Agencia Brasil, WEF 
(bc) Sie haben die höchsten Staatsämter in Indien inne. Prathiba Patil und Manmohan Singh führen den bevölkerungsreichsten Staat der Erde seit 2007 bzw. 2004 an. Mit der ersten Frau und dem ersten Nicht-Hindu in den Ämtern der Präsidentin und des Premierministers blickt Indien erwartungsvoll in das neue Jahrtausend.


Die Präsidentin: Prathiba Patil
Pratibha Patil wurde im Juli 2007 im Alter von 72 Jahren Indiens erste weibliche Staatspräsidentin, nachdem sie von den Mitgliedern der State Assemblies und des National Parliament in ihr Amt gewählt wurde. Sie setzte sich mit etwa doppelt so vielen Stimmen gegen Bhairon Singh Shekhawat durch.
Patil war die Kandidatin der regierenden Kongresspartei und zuvor wenig bekannt als Gouverneurin von Rajasthan. Sie zog Kritiken auf sich aufgrund zahlreicher Skandale, in die Familienmitglieder verwickelt waren sowie aufgrund kontroverser Aussagen.
Ihre Anhänger feierten ihre Wahl als einen Sieg für die Frauen in Indien. Kritiker halten ihren echten Einfluss auf das Land noch heute für fraglich.
Es gab bzw. gibt bereits einige Frauen in machtvollen Positionen in Indien. Die bekannteste Frau ist Indira Gandhi, die 1966 erste Premierministerin des Landes wurde. Oder Mamata Banerjee etwa, die 2011 zur Ministerpräsidentin des Bundesstaates West Bengalen gewählt wurde. Aktivisten beklagen allerdings nach wie vor eine Diskriminierung der Frauen in Indien.
Prathiba Patil setzte sich für zahlreiche Bildungsprojekte ein, indem sie mit ihrem Mann unter anderem ein Bildungsinstitut gründete, eine Fachhochschule für Landwirtschaft, eine Industrieschule für Sehbehinderte sowie eine Schule für arme Kinder ins Leben rief.
Die Rechtsanwältin Patil wurde Nachfolgerin des Wissenschaftlers APJ Abdul Kalam, der als Vater des indischen Atomprogramms gilt.
Indiens Präsidenten haben wie in Deutschland wenig politische Macht, doch obliegt ihnen die Entscheidung, welche Partei oder welche Person nach Abschluss der Wahlen die Regierung bilden soll.
Der Premierminister: Manmohan Singh
Dr. Manmohan Singh wurde im Mai 2004 Premierminister, nachdem die Kongresspartei unerwartet bei den Wahlen erfolgreich war. Er wird am 26. September 2012 80 Jahre alt.
Die Parteivorsitzende Sonia Gandhi, Witwe des ehemaligen Premiers Rajiv Gandhi, überraschte ihre Anhänger, indem sie den Posten der Premierministerin ablehnte und Singh damit in das Amt hob. Grund für ihren Schritt war ihre italienische Abstammung, die zum Angriffspunkt für ihre Partei hätte werden können.
Singh brachte in den Neunzigern bereits wirtschaftliche Reformen auf den Weg.
Nach eigener Aussage lägen seine Prioritäten in der Bekämpfung der Armut und der Fortsetzung seiner Wirtschaftsreformen. Freundschaftliche Beziehungen zu Indiens Nachbarländern, insbesondere Pakistan, seien ein weiteres Anliegen von Singh.
In seinem ersten Amtsjahr führte Manmohan Singh eine Regierungskoalition mit Kommunisten und Ministern, denen Korruption vorgeworfen wurde. Er führte seine Politik der marktfreundlichen Wirtschaft weiter und brachte nukleare Abrüstungsgesetze auf den Weg.
Sein Versprechen Bürger in ländlichen Gegenden stärker zu unterstützen, um die Armut zu bekämpfen, konnte er in puncto Effektivität bisher noch nicht so recht einlösen. Noch bis zum letzten Jahr musste er sich darüber hinaus mit Finanzskandalen auseinandersetzen. Den Linksextremismus bezeichnet Singh als die größte Gefahr für die Innenpolitik Indiens.
Auch wenn Singh die Korruption in Indien bekämpfen wolle, musste er sich von seinen Kritikern während seiner Amtszeit immer wieder Bestechungsvorwürfe und eine gewisse Korruptionskultur vorwerfen lassen.
Seine Regierung geriet während den Terroranschlägen im Jahre 2008 in Mumbai aufgrund mangelhafter Sicherheitsvorkehrungen unter Druck, als etwa 200 Menschen ums Leben kamen.
Trotz allem konnte der stets besonnen auftretende Singh mit seiner Kongresspartei im Frühjahr 2009 deutliche Siege bei den Wahlen verbuchen. Mit elf Sitzen erlangte er eine absolute Mehrheit im Parlament.
Während die Unterstützung einiger kleiner Parteien notwendig war, machte die Regierung mit der Durchsetzung ihrer wirtschaftlichen Reformen einen gefestigten Eindruck, als sie sich gegen Widerstand der linken Opposition behauptete.
Singh war in den frühen Neunzigern bereits Finanzminister des Landes, damals mit Narasimha Rao an der Spitze des Landes. Singh wird als treibende Kraft hinter der ökonomischen Liberalisierung sowie als „Vater des Wirtschaftswunders“ in den Neunziger Jahren bezeichnet.
Der Sikh, der in West Punjab (heute Pakistan) geboren wurde, gehörte früher dem Internationalen Währungsfonds an und war Chef der indischen Zentralbank. Er studierte Volkswirtschaftslehre unter anderem in Cambridge und Oxford, wo er auch promovierte.
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