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(bc) Neu Delhi. Der deutsche Bundesligist Bayern München ließ beim Testspiel gegen die indische Nationalmannschaft nichts anbrennen. Mit einem 4:0 Sieg gegen die von Baichung Bhutia angeführten „Bhangra Boys“ in blauen Trikots sahen die etwa 35.000 Zuschauer qualitativ ein eher niederklassiges Spiel. Die Stimmung im Stadion war dafür nahezu bundesligareif.
Denn die überragende Stimmung der indischen Fans hielt das gesamte Match über an, ganz besonders als Bhutia offiziell aus der Nationalmannschaft verabschiedet wurde. Dieses Freundschaftsspiel war ohne Zweifel eines der Höhepunkte am Ende seiner bemerkenswerten Karriere.
Für die Bayern hatte das Spiel Trainingscharakter, selten drangen die indischen Angreifer, allen voran Bhutia, trotz Wendigkeit und Schnelligkeit in den gegnerischen Strafraum vor. Die Zuschauer im Jawaharlal Nehru Stadion in Neu Delhi erlebten ein deutsches Team, das souverän auftrat, den meisten Ballbesitz sowie die meisten Torchancen hatte. Noch bis zur 29. Minute kämpften die Inder nach einem 0:1 durch Mario Gomez in der 14. Minute tapfer, ehe Thomas Müller nach eleganter Vorarbeit von Arjen Robben locker ins rechte Eck köpfte und Torwart Karanjit Singh keine Chance ließ.
Zwischenzeitlich zeichnete sich der indische Torhüter durch manche Glanzparade aus, konnte jedoch nicht die Tore von Thomas Müller in der 37. sowie vom wieder genesenen Bastian Schweinsteiger in der 43. Minute verhindern.
In der zweiten Hälfte schossen die Bayern allerdings kein Tor mehr und ließen es merklich locker angehen. Dennoch hatte Indien einige gute Angriffsmomente, wenn auch nie eine echte Torchance. Lediglich Jeje Lalpekhlua ließ sein Talent einige Male aufblitzen.
Eine Ecke und einige Freistöße für Indien bedeuteten keine Gefahr für den deutschen Keeper Manuel Neuer, der zu keinem Zeitpunkt auf die Probe gestellt wurde.
Der einzige ernstzunehmende Torschuss stammte von Einwechselspieler Raja Sheikh in der späten zweiten Spielhälfte. Kapitän Bhutia konnte dennoch einiges von seiner technischen Brillianz zeigen, die ihm in 16 Jahren Nationalmannschaftskarriere zu Ruhm in Indien und zum Status eines Nationalidols verhalf. Er wurde wie bei Abschiedsspielen üblich, in der 85. Minute durch C.S. Sabeeth ausgewechselt und unter stehenden Ovationen verabschiedet. Bhutia schüttelte dabei nicht nur die Hände seiner Mannschaftskameraden, sondern auch so manchem Spieler des FC Bayern. Phillip Lahm sagte zuvor noch in einer Pressekonferenz, dass Bhutia für den Bundesligisten kein Unbekannter sei. Eine Ära geht damit zu Ende, ein wenig Wehmut mag sicher dabei gewesen sein, doch sehen nicht wenige Baichung Bhutia auf lange Sicht als Nationaltrainer Indiens. Lahm überreichte Bhutia zudem ein Bayerntrikot mit der berühmter Nummer 15 und der Aufschrift „Bhutia“ sowie Autogrammen.
Überraschenderweise spielten die Bayern bis auf Franck Ribery in Bestbesetzung. Das Spiel gegen Indien entwickelte sich so manches Mal jedoch zur Spielerei, so dass die indischen Fussballer stets nur reagieren statt agieren konnten. Der deutsche Moderator des Fernsehsenders Sat.1 schien sichtlich Schwierigkeiten mit der Aussprache des Stadionnamens sowie der Namen der indischen Spieler zu haben und moderierte das Spiel unspektakulär von Beginn an mit dem Wissen, dass die deutsche Mannschaft dem indischen Team keine Chance lassen würde. Von Respektlosigkeit konnte jedoch keine Rede sein, ein wenig mehr Euphorie hätten sich die indischen Fans in Deutschland hingegen sicher gewünscht.
Der Münchener Coach Jupp Heynckes, der die Trainingsvorbereitung als „die beste überhaupt“ bezeichnete, wechselte in der zweiten Halbzeit munter aus, darunter Arjen Robben, Philipp Lahm und Thomas Müller, während Indien Jeje Lalpekhlua für Sushil Kumar brachte.
Climax Lawrence wurde darüber hinaus für Rocus Lamare eingewechselt, während Subhashish Roy Chowdhury Karanjit Singh im Tor ersetzte. Besonders Chowdhury sei hier hervorzuheben, der mit fünf ausgezeichneten Paraden eine noch höhere Niederlage verhinderte bzw. im Rahmen seiner Spielzeit kein Gegentor zuließ. Man hätte ihn möglicherweise von Beginn an einsetzen sollen.
Bayern München griff meist von der linken Seite an, entweder durch Kapitän Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger sowie von rechts mit Arjen Robben. Die Stürmer Thomas Müller und Mario Gomez erfüllten ihren Job durch ihre Tore pflichtgemäß. Die indischen Zuschauer hatten die Möglichkeit die Topstars des Bundesligisten einmal hautnah erleben zu dürfen.
Alles in allem war das Spiel ein wichtiger Fingerzeig für den indischen Fussball, sich durch die Fernsehübertragung in Europa zu präsentieren und weiter auf die Jugendarbeit zu setzen. Eine WM-Teilnahme bleibt zwar nach wie vor ein Traum, wird jedoch konsequent verfolgt. Für Indien war der Besuch des Champions League Teilnehmers eine Art Entwicklungshilfe. Die Bayern nutzten die Indienreise dazu einmal mehr den kulturellen Horizont ihrer Spieler zu erweitern, fussballerisch jedoch auch auf Talentsuche in Indien zu gehen. Hier gibt es gute Fussballer, Bhutia hat es bewiesen. Die Bayern-Bosse werden es registriert haben.
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