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Priyanka Chopra war sichtlich gut
gelaunt. Foto: (c) Deutsche Welle |
(bc) „Don“ schien die Berlinale das vergangene Wochenende in fester Hand zu haben. Internationale Topstars wie Angelina Jolie vermochten in dem ganzen Trubel um Shahrukh Khan beinahe unterzugehen. Dabei war genau er zunächst nicht einmal persönlich anwesend, da aufgrund einer schweren Erkältung in Mumbai geblieben. Die Erleichterung war jedoch groß, als Khan am Samstag gegen 23 Uhr doch noch auf dem Roten Teppich auftauchte. Festivalleiter Dieter Kosslick sprach Hindi und tanzte mit Khan Bollywood.
Manasi Gopalakrishnan hat das „Abenteuer Berlin“ für uns miterlebt. Sie war als Journalistin für die Hindi-Sparte der Deutschen Welle unterwegs. Wir wollten wissen wie sie die Pressekonferenz, den Roten Teppich, die Filmvorführung und ihr persönliches Interview mit Priyanka Chopra sowie Farhan Akhtar wahrnahm.
Manasi, bist Du froh wieder in Bonn zu sein?
Das kann man so sagen. Berlin war ganz sicher ein Abenteuer, vor allem aber bei den eisigen Temperaturen eine Herausforderung.
Gab es Enttäuschung, als Shahrukhs Kommen zunächst eher zweifelhaft war bzw. noch größer, als sein Flug gestrichen wurde?
Der Berlinale-Trip war für mich so oder so geplant. Wir haben zwar auf Shahrukh Khan gehofft, aber die ganzen Meldungen stets mitverfolgt. So wussten wir dann auch schnell, dass er auf jeden Fall nach Berlin kommen würde. Ich hatte mich zudem schon mit Priyanka und Farhan zum Interview verabredet. Ich fand es jedoch erstaunlich wie sehr sich Fans und Medien nahezu ausschließlich auf Khan fokussierten.
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Don-Produzent Ritesh Sidhwani. Foto: (c) Deutsche Welle |
Was waren für Dich die wesentlichen Gesprächspunkte auf der Pressekonferenz?
Viele Fragen zielten verständlicherweise auf die Erwartungen der Filmemacher an Deutschland als Markt ab. Produzent Ritesh Sidhwani und Regisseur Farhan Akhtar machten klar wie glücklich sie mit dem Dreh in Berlin waren und wie sehr sie von offizieller Seite in Deutschland unterstützt wurden. Insgesamt wurde sechs Wochen hier gedreht und die Organisation habe sehr gut funktioniert. In erster Linie sei dieser Film für den europäischen Markt gemacht worden, man wollte ganz besonders hier punkten. Farhan scherzte, indem er sagte, dass er nichts von arrangierten Hochzeiten halte und sich sofort in Berlin als Stadt verliebt habe, Berlin als Stadt, in der zudem Banknoten gedruckt werden. Co-Produzent Mathias Schwerbrock verdeutlichte die besondere Bedeutung dieser deutsch-indischen Zusammenarbeit und sagte, dass „Don – The King is back“ kein typischer Bollywoodfilm sei.
Das Publikum war gemischt, Journalisten kamen aus Rumänien, Georgien, Indien, Nepal, Neuseeland und anderen Ländern. Es waren aber auch Fans oder angehende Filmemacher dabei. Manche Fragen waren keine Fragen, sondern Lobesworte an die Macher. Ein Journalist schien mir zudem wohl mehr ein Verehrer von Priyanka Chopra zu sein als eine ernsthafte Frage stellen zu wollen. Dennoch gab es die ein oder andere konstruktive Frage, die kompetent beantwortet wurde.
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Don-Regisseur Farhan Akhtar. Foto: (c) Deutsche Welle |
Farhan hast Du später separat interviewt, das Gespräch kann man sich online anhören. Worüber habt Ihr kurz gesagt gesprochen?
Ich habe Farhan neben den klassischen Don-Fragen auch zu seinem Film „Zindagi Na Milegi Dobara“ befragt. Dort spielt er ja auch selbst mit. Ich fand seine Aussage interessant, dass es in Indien gar keinen eindeutigen Trend gäbe, was die Bollywoodfilme angeht. Es gäbe viele unterschiedliche Regisseure mit großer Experimentierfreudigkeit, die zu einer großen Filmvielfalt führt, die dem Zuschauer zugute kommt. Es sei eben zunehmends Independent zu finden als Mainstream.
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Priyanka Chopra verkörperte die Rolle der Roma.
Foto: (c) Deutsche Welle |
Wie war Dein Gespräch mit Priyanka Chopra?
Zu Priyanka muss man zunächst sagen, dass sie ausnahmslos alle Blicke auf sich zog. Ihr Stil, ihre Haltung, alles war sehr gut aufeinander abgestimmt. Sie wusste sich beim Fotocall nahezu perfekt in Szene zu setzen. Beachtlich war ihre enorme Mediengewandtheit, die man schon während der Pressekonferenz beobachten konnte. Sie wirkte auf mich sehr offen, gab sehr gute und durchdachte Antworten auf meine Fragen und war vor allem stets freundlich und nie arrogant. Sie sprach von ihrer ersten Erfahrung in Berlin, das kalte Klima, jedoch auch über ihre Aufregung vor dem Dreh. Wir sprachen über ihren Film
„7 Khoon Maaf“ und ihr Wandlungsvermögen. Auch sie sei als Schauspielerin experimentierfreudig und wolle nicht langweilig sein. Daher sehe man sie in so vielen unterschiedlichen Rollentypen. Auf die Frage was sie in Zukunft noch gerne spielen würde, sagte sie, dass sie eine Comedyrolle reizen würde. Ansonsten ist Priyanka recht aktiv, man wird sie bald in „Krrish 3“ sehen, ihr eigenes Musikalbum wird sie ebenfalls veröffentlichen.
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Etwas müde, dafür tapfer bei Minusgraden und voll bei seinen Fans:
Shahrukh Khan. Foto: (c) Deutsche Welle |
Aber dann ließ sich Shahrukh Khan auf dem Roten Teppich ja doch noch blicken, oder?
Das stimmt, und er hat diese Aktion wohl eigens für seine Fans in Deutschland gemacht. Denn man sah ihm seine Müdigkeit an. Über Twitter konnte man lesen, dass Reliance ihm einen Privatjet organisiert habe. Shahrukh nahm sich viel Zeit für Händeschütteln und Autogramme schreiben. Witzigerweise schien er wenig an der Presse interessiert. Soweit ich weiss, gab es auch kein persönliches Interview mit ihm. Das Einzige, das ich auf dem Roten Teppich von ihm gegenüber der Presse hören konnte, war „Mir ist sehr sehr kalt!“. Insgesamt waren es bestimmt zweihundert Fans, darunter sehr wenige Inder, dafür hauptsächlich jene aus Deutschland, der Türkei, Russland und Polen, eine schöne Mischung. Ihr Geschrei war fast wie eine Explosion, als Shahrukh auftauchte (lacht). Die Fans hatten teilweise stundenlang bei -15 Grad auf ihn gewartet, die Armen…
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Keine Interviews, dafür Autogramme von „Don“ höchstpersönlich.
Foto: (c) Deutsche Welle |
Was hat Shahrukh sonst noch gemacht?
Naja, klar hatte er eine kleine Show im Rahmen der Filmvorführung gemeinsam mit Dieter Kosslick und Kirsten Niehuus veranstaltet, die gemeinsam mit ihm einige Dialoge sprechen und im Bollywoodstil tanzen sollten. Das war wirklich witzig und sehenswert, weil improvisiert. Da gibt es sicher genügend Material auf Youtube zu sehen. Khan ist einfach ein perfekter Entertainer, der genau weiss wie er die Menschen begeistern kann. Er und das Filmteam sollen danach noch privat gefeiert haben, ich war zumindest nicht dabei (lacht).
Ein Fazit?
Es war mein erster Besuch auf der Berlinale. Wie gesagt, aufregend trotz der Pflichten, die man als Journalistin zu erfüllen hatte. Etwas schade fand ich, dass die anderen indischen Produktionen wie der Dokumentarfilm „Panchabhuta“ von Mohan Kumar und „Gattu“ von Rajan Khosa völlig untergegangen sind, das waren meiner Meinung nach auch richtig gute Filme.