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100 Jahre indischer Film

(bc) Applaus, bitte. Heute vor einhundert Jahren, am 3. Mai 1913, wurde mit der Aufführung des Filmes „Raja Harishchandra“ die Geburtsstunde des indischen Kinos gefeiert.

Regie und Drehbuch führte Dhundiraj Govind Phalke (1870-1944), der somit als Begründer der indischen Filmindustrie gilt. Ein Jobangebot aus Deutschland schlug der Inder damals aus und ging 1912 nach England. Dort kaufte er sich die nötige Ausrüstung um seinen ersten Film zu produzieren: „Raja Harishchandra“ (dt. „Der König Harishchandra“). Trymbak B. Telang sollte auch nicht unerwähnt bleiben: er war der Kameramann dieses denkwürdigen Stummfilms.
Wir empfehlen allen Kineasten einen Blick in diesem Film, ohne den Raj Kapoor, Amitabh Bachchan und Shahrukh Khan womöglich nicht dort stünden, wo sie heute nahezu halbgottgleich in Bollywood verehrt werden.
Der etwa 50-minütige Film erzählt eine Geschichte aus Indiens Nationalepos „Mahabharata“. Der König Harishchandra (D. D. Dabke) ist mit Frau und Kind beim Bogenschießen. Auf der Jagd trifft er im Wald auf den Weisen Vishwamitra (G. V. Sane), dessen übernatürliche Erscheinungen der König zerstört. Als Wiedergutmachung bietet der König dem Weisen sein Königreich an und geht in die Verbannung. Der hinterhältige Weise hängt Harishchandras Ehefrau zudem noch den Mord an dem Prinzen von Kashi an. Am Ende ist es ein göttliches Schicksal, das dem moralisch richtig handelnden Harishchandra und seiner Familie die Gerechtigkeit zurückgibt.
Filmemacher Govind Phalke wollte 1912 nach den zahlreichen westlichen Filmen, die in Indien gezeigt wurden, eine indische Produktion präsentieren und gründete die Phalke Filmstudios in Mumbai. Frauen war es damals untersagt, als Schauspielerinnen zu agieren, daher sind ausschließlich Männer auf der Leinwand zu sehen.
Die Uraufführung war in der Tat zunächst kein Massenereignis und bereits am 21. April 1913: die Prominenz aus Mumbai und die Presse durften den Film im Olympia Theatre zuerst sehen. Die erste öffentliche Aufführung war am 3. Mai 1913 im Coronation Cinema und wird als Start des indischen Kinos anerkannt.
Da der ein Jahr zuvor gezeigte Film „Pundalik“ von Ramchandra Gopal Torney eine gefilmte Bühnenaufführung war, die zudem von den Briten Bourne und Shepherd produziert wurde, wird „Raj Harishchandra“ heute als erste rein indische Produktion betrachtet.
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