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Di, 3. Dezember, 2024
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"Schicksalswürfel": Stummfilmkonzert mit Sitarvirtuosen Nishat Khan

(c) REM
Ein besonderes Ereignis für alle Kineasten bietet das Stummfilmkonzert „A Throw of Dice –  Schicksalswürfel“ des deutschen Bollywood-Pioniers Franz Osten zum 100 jährigen Jubiläum des indischen Kinos während des 10. Indischen Filmfestivals Stuttgart welches mit Sitarvirtuosen Nishat Khan musikalisch live untermalt wird. Mit Trailer.
Der Originaltitel des Films lautet „Prapancha Pash“ aus dem Jahr 1929. In diesem Jahr feiert das indische Kino passend dazu seinen 100. Geburtstag (wir berichteten).
Eigentlich hieß Franz Osten bürgerlich Ostermayr. „Er schrieb ein kurzes, aber sehr spannendes Kapitel in der Geschichte der deutsch-indischen Filmbeziehungen“, wie das Filmbüro Baden-Württemberg verrät. Bereits fünf Jahre bevor die erste Klappe zum Königs-Drama „Schicksalswürfel“ fiel, bekam Osten Besuch des indischen Rechtsanwaltes Himansu Rai.
Der filmbegeisterte Inder suchte in München bei der bayerischen Filmfirma Emelka Geldgeber für Grossproduktionen. Osten arbeitete damals als Chefregisseur bei der von seinem Bruder Peter Ostermayr gegründeten Firma Emelka.
Indien, die lockende Ferne, faszinierte die beiden Brüder schon früh. Bereits 1907 zeigten sie in ihrem Wanderkino den Streifen „Das Leben in Indien“. Doch nun sollte alles noch grösser, noch schöner, noch aufwendiger werden. Filme über die indische Märchenwelt waren trendy!
Nach zwei gemeinsamen Filmproduktionen mit Himansu Rai packte Osten das Projekt „Schicksalswüfel“ an, das auf den hinduistischen Lehren von Maya und den Illusionen basiert. „Das menschliche Streben enttarnt sich als Tand, das Glück als Taschenspielertrick“ fasst der Filmwissenschaftler Dr. Gerald Koll die Story zusammen.
Koll würdigte im Jahr 2001 den Sohn eines Porträtfotografen am Münchner Stachus mit der ZDF/Arte realisierten Dokumentation „Ein Sonderling im Orient“. Warum Ostens filmisches Schaffen in Vergessenheit geriet, mag möglicherweise auch mit seinem Verhalten während des Dritten Reiches zusammenhängen. „1936 schloss er sich der Auslandsorganisation der NSDAP in Bombay an“, schreibt Koll. 
Dennoch ordnet Filmwissenschaftler Koll den 1956 verstorbenen Osten als Pionier des frühen sozialkritischen Hindi-Films ein.
Bevor Osten schließlich 1939 von den Briten verhaftet, in ein Internierungslager gesteckt, bald jedoch wegen gesundheitlicher Probleme nach Deutschland zurückgeschickt wurde, realisiert Osten in Himansu Rais „Bombay Talkies“ Studios 16 Hindi-Filme, alle geprägt von der Ideologie des Mahatma Gandhi.
So weist die Biografie des Franz Osten, der nach seiner Rückkehr nach Deutschland zunächst im Besetzungsbüro der Bavaria-Filmkunst arbeitete, zumindest an dieser Stelle auf den Eröffnungsfilm des Filmfestivals „Bombay Talkies“ hin, ein Episoden-Spielfilm, der sich auch als Hommage an einhundert Jahre indische Kinokultur versteht.
(c) nishatkhan.com

Begleitet wird der Stummfilm vom bekannten Sitarvirtuosen Nishat Khan, der weltweit als Nachfolger des legendären Sitar-Meisters Ravi Shankar (1920 – 2012) gefeiert wird. Khan stammt aus einer traditionellen Musikerfamilie, die über Generationen hinweg, nunmehr seit knapp 400 Jahren, in der indischen Musik fest verwurzelt ist. John McLaughlin und Philip Glass sind nur einige der westlichen Musiker mit denen Khan gemeinsam gespielt hat und die internationale Presse vergleicht ‚Maestro Khan‘ bereits mit westlichen Legenden wie z.B. Jimi Hendrix oder Johann Sebastian Bach. Sein technisches Können sowie sein provokativer Ausdruck begeistern Millionen zu Zuhörern und verhelfen Khan damit zu den führenden Virtuosen weltweit zu gehören und dies lebt er nicht nur in der nordindischen Musik aus sondern experimentiert auch gerne mit der ‚westlichen Musik‘. Dazu zählen z.B. gregorianische Gesänge, westliche Klassik, Jazz oder spanisches Flamenco. Auch für die musikalische Untermalung von Bollywoodfilmen der Neuzeit ist Nishat Khan gefragt – so komponierte er den Soundtrack von ‚Yeh Saali Zindagi‘ (2011).

Das Stummfilmkonzert findet statt am Samstag, 20. Juli, 18-20 Uhr, Metropol 1, Stuttgart, Bolzstrasse. Eintritt 12 Euro im Vorverkauf, 17 Euro an der Abendkasse.

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