Nitin Kokkar Foto: Filmbüro Baden-Württemberg |
Stuttgart – Die Tragikomödie ‚Filmistaan’ ist am Sonntag zum Abschluss des 10. Indischen Filmfestivals Stuttgart im Metropol Kino in Stuttgart mit dem German Star of India in der Kategorie Spielfilm ausgezeichnet worden. Der German Star of India in der Kategorie Kurzfilm geht an ‚Calcutta Taxi’ von Vikram Dasgupta. ‚Salma’ von Kim Longinotto wurde mit dem German Star of India in der Kategorie Dokumentarfilm ausgezeichnet. Im Wettbewerb wurden Preise im Gesamtwert von 7.000 Euro vergeben. Nahezu 60 aktuelle Filmptoduktionen standen auf dem Programm von Europas größtem indischen Filmfestival. Nach Auskunft des Filmbüro Baden-Württemberg e.V. lag die Besucherzahl trotz Biergartenwetter und zahlreichen Großveranstaltungen zwischen 7.000 und 8.000.
Der große Gewinner des Festivals heißt ‚Filmistaan’. Der mit 4.000 Euro dorierte German Star of India, der vom Hauptsponsor des Festivals, Honorarkonsul Andreas Lapp, gestiftet wird, ehrt einen Spielfilm, der ein sehr ernstes politisches Thema auf sehr poetische und humorvolle Weise erzählt. Nach Auffassung der Jury gelingt es dem Film, die Wahrheit über die unnatürliche Kluft zwischen einfachen Menschen, die die gleiche Sprache sprechen und im Grunde die gleiche Kultur leben zu offenbaren – in einer ganz einfachen Erzählung, die unsere Herzen berührt und Fragen aufwirft über die politische Haltung verschiedener Länder. Dieser Film sei ein schönes Beispiel für die Kraft der Kunst und ein angemessener Beitrag zum hundertjährigen Jubiläum des indischen Kinos. Die Leistung aller Schauspieler verdiene ebenfalls besondere Erwähnung. Filmistaan sei äußerst unterhaltsam und vermittelte dabei eine sehr starke Botschaft eines gemeinsamen Geistes von Menschlichkeit und Brüderlichkeit über Grenzen hinweg.
Ausschnitt aus ‚Filmistaan‘ Foto: Filmbüro Baden-Württemberg |
Kurzfilmpreis an ‚Calcutta Taxi’
Mit ‚Calcutta Taxi’ von Vikram Dasgupta zeichnete die Kurzfilm-Jury einen leichtfüßigen Kurzfilm aus, der große Themen des heutigen Indiens aufgreift. Ein junger Kunststudent glaubt seine Habseligkeiten seien von einem Taxifahrer geklaut worden. Doch die Dinge sind etwas anders als erwartet. Der Film sei gut geschrieben, gespielt und gedreht. Der einzigartige Schnitt halte den Zuschauer bei der Stange durch sein schnelles Tempo und verwebt mehrere Sichtweisen zu einer unerwarteten Geschichte über Ehrlichkeit. Das sei kraftvolles, dynamisches indisches Kino.
‚Salma’ gewinnt in Kategorie Dokumentarfilm
Der Gewinner in der Kategorie Dokumentarfilm, ‚Salma’ von Kim Longinotto fasziniere und schockiere gleichermaßen. Seit ihrer Pubertät im Haus der Familie weggesperrt, ohne die Möglichkeit, die Schule weiterhin zu besuchen und in irgendeiner Form am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, flüchtet sich die Protagonistin Salma in die Welt der Poesie. Sie fängt an, ihr Leben in Gedichten zu verarbeiten. Ein Tabubruch. Nach Auffassung der Jury gelingt es Kim Longinotto, den Zuschauern die Welt Salmas und ihrer Familie sehr nah zu bringen. Die Charaktere in diesem Film überzeugten durch ihre Tiefe. Die Regisseurin schaffe es, den Standpunkt eines jeden Familienmitgliedes verständlich zu machen – unabhängig davon, wie fremd die jeweiligen Ansichten auch erscheinen mögen. Der Film besticht, so begründet die Jury, durch seine herausragende und gleichzeitig zurückhaltende, feinfühlige Kameraführung und durch seine spannende Dramaturgie.
Director’s Vision Award an ‚Shahid’
Der Director’s Vision Award geht an Hansal Mehta für seinen Film ‚Shahid’. Die Jury lobte die Themenwahl: „Die wahre Geschichte eines selbstlosen und engagierten Menschenrechtsaktivisten, der sein Leben aufs Spiel setzt, um hilflosen und oft sehr armen Opfern politischer Vorurteile zu verteidigen.“.
Stuttgarts größte indische Geburtstagsparty
Stuttgarts größte indische Geburtstagsparty feierte fünf Tage lang 100 Jahre indisches Kino, 45 Jahre Städtepartnerschaft Stuttgart/Mumbai und 10 Jahre Indisches Filmfestival Stuttgart. Ein Highlight des Jubiläumsfestivals war das Stummfilmkonzert ‚A Throw of Dice’ (‚Schicksalswürfel’, das 1929 vom deutschen Bollywood-Pionier Franz Osten gedreht wurde. Sitar-Superstar Nishat Khan, der inzwischen als Nachfolger des legendären Ravi Shankar gefeiert wird, begeisterte das Publikum mit seinem eigens komponierten und live dargebotenen Soundtrack.
So viele indische Gäste wie noch nie
So viele indische Filmgäste wie noch nie schritten an allen Festivaltagen über den Roten Teppich, darunter Indiens Publikumslieblinge Revathy, Raj Kumar Yadov, Supriya Vinod und Nawazuddin Siddiqui sowie Top-Regisseur Hansal Mehta. Mehta zeigte sich erfreut, dass sein ausgezeichnetes Porträt des Menschenrechtsaktivisten ‚Shahid’ auch als Schul-Screening auf dem Programm stand. Das Rahmenprogramm bot neben den täglichen ‚Tea Talks’, Gesprächsrunden mit hochkarätigen Referenten, auch ein Mobilitätsforum mit dem baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann und Prof. Dr. Herbert Kohler, Leiter Konzernforschung und Nachhaltigkeit, Umweltbeauftragter Daimler AG.
Festival etablierte sich als fester Termin
Neben viel Gefühl auf der Leinwand würzten Stände mit Spezialitäten aus der indischen Küche das Filmfestival. Viel Applaus erntete die Tanzgruppe ‚Dhadkan Punjab Di’ für ihre täglichen Auftritte auf dem Roten Teppich. „Das Indische Filmfestival Stuttgart ist für Stuttgart, aber auch die indische Filmbranche längst ein fester Termin“, zieht Festivalleiter Oliver Mahn zufrieden Bilanz.