(bc) Die Hannover Messe 2015 wurde von Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie von Indiens Premierminister Narendra Modi feierlich eröffnet. Die weltgrösste Industriemesse stellte in diesem Jahr Indien als Partnerland vor. Indien durfte sich nach 2006 nun ein weiteres Mal präsentieren und hatte seine Eigenvermarktung selbst in der Hand. „Wer könnte dafür besser geeignet sein als Modi?“, philosophierten zwei Journalisten der deutschen Tagespresse, die mit mir im Bus-Shuttle zum Pressezentrum fuhren.
Der 64-jährige Modi gilt im Vergleich zu seinem am Ende verbraucht wirkenden Vorgänger Manmohan Singh als verhältnismässig jung und gab sich auf seiner Eröffnungsrede am 12. April in Hannover gestenreich selbstbewusst und dynamisch. Das Showprogramm der Eröffnungszeremonie bot eine beeindruckende und farbenfrohe Vielfalt des indischen Subkontinents und beeindruckte das deutsche Publikum sichtlich. Zuvor hatte Modi am Rathaus Hannover gemeinsam mit dem Oberbürgermeister eine Büste von Mahatma Gandhi enthüllt.
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Modi und Merkel bei der „Make in India“ Präsentation. Foto: (c) theinder.net |
Nachdem sich Modi am Morgen des 13. April von Merkel über ausgewählte Messestände, u.a. Siemens, Volkswagen, Harting und Salzgitter AG führen und sich von Vorständen wie Joe Kaeser und Martin Winterkorn aktuelle Innovationen erklären liess, fuhren alle Beteiligten zum „Indo-German Business Summit“, auf der Modi seine zweite Eröffnungsrede hielt und Angela Merkel als „grosse Freundin Indiens“ bezeichnete. Der Premier stellte die „Make in India“ Kampagne vor: ein Löwe diene als Symbol dafür, dass Indien unaufhaltsam sei und sein müsse, wenn es um die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen ginge, um künftig weltweit eine führende Rolle als Produktionsstandort einzunehmen. Modi bezeichnete die eigenen staatlichen Regularien als hinderlich und müssten korrigiert werden, wo nötig.
Im Anschluss überliess Angela Merkel, die ihrerseits eine Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zusicherte, ihrem Amtskollegen das Feld, als dieser draussen ein Bad in der Menschenmenge nahm. Der Politiker wurde von Inderinnen und Indern, die mit Landesflaggen wedelten, mit „Modi, Modi“ Sprechchören begrüsst. Manch ein Popstar dürfte bei solch einem Empfang neidisch geworden sein. Modi schien Wert auf Volksnähe zu legen, schüttelte Hände, lächelte freundlich, versuchte jedoch gleichzeitig Optimismus zu versprühen und der jungen Generation einen neuen Stolz einzuimpfen.
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Modi umringt von Anhängern. Foto: (c) theinder.net |
Trotz aller augenscheinlichen Euphorie ist Narendra Modi nicht unumstritten. Er ist nicht unwesentlicher Teil der hindunationalistischen Partei BJP und auch die rechte Shiv Sena sitzt mit am Regierungstisch. Modi spaltet die Gesellschaft. Die Wissenschaftlerin Urmila Goel kommentierte auf Facebook: „Ich bin immer wieder entsetzt wie unkritisch Inderinnen und Inder (in Deutschland und woanders) Modi betrachten und seiner Propaganda folgen“. Dies traf sicherlich nicht auf eine Gemeinschaft von Sikhs zu, die vor den Toren der Messe lautstark „Modi raus!“ riefen und mit Transparenten kritisch auf die Rolle des Politikers im Rahmen der Unruhen in Gujarat im Jahre 2002 hinwiesen. Zu diesem Zeitpunkt war Indiens Premierminister jedoch bereits auf dem Weg nach Berlin, wo er im Hotel Adlon eincheckte, sich ein weiteres Mal von seinen Anhängern feiern liess und sich dann mit der Kanzlerin und ihrem Kabinett zu politischen Gesprächen traf.
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Konnten gut miteinander: Modi und Merkel. Foto: (c) theinder.net |
Fernab diesen Trubels gab es noch eine Überraschung für alle Bollywoodfans: Der Filmstar Vivek Oberoi stattete der Industriemesse einen unerwarteten Besuch ab. Laut Medienberichten wolle Oberoi Premierminister Modi und die „Make in India“ Kampagne unterstützen. Oberois Teilnahme an der Messe wiederum wurde von Indien aus von Devendra Fadnavis, Chief Minister des Bundesstaates Maharashtra gefördert.
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Bollywood trifft Hannover Messe: Vivek Oberoi (mitte). Foto: (c) theinder.net |