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Kurzfilme beim 12. Indischen Filmfestival Stuttgart

(c) Filmbüro Baden-Württemberg
(mgy) Wer dachte, dass indische Filme unter zwei Stunden Länge nicht zu haben sind, konnte sich beim Indischen Filmfestival die Augen reiben. Täglich gab es zumindest ein Programm mit Kurzfilmen. Kurzfilme gab es in Deutschland bis in die 1970er Jahre als Vorprogramm, meist um Steuerminderung zu erzielen. Heute ist diese Filmgattung aus dem Alltagskino weitgehend verschwunden.
Dabei ist es, wie beim Festival eindrucksvoll vorgeführt wurde, ein wichtiges Erzählformat, das es vermag wichtige und kontroverse politische und gesellschaftliche Themen auf den Punkt zu bringen, als Spielfilm- oder als Dokumentarfilm von fünf bis dreißig Minuten Länge. Themen wie die Geschichten starker, aber häufig deklassierter Frauen, die aufgrund ihrer Religion, so in „Aabida“ (UK/Indien, 2013, 26 min), ihres sozialen Status wie in „Babai“ (Doku, Indien 2014, 14 min) sowie im Gewinnerfilm „Journey-Safar“ (USA/Indien, 2014, 25 min) über sich selbst hinauswachsen, sind ebenso vertreten wie die vorsichtige Annäherung an eine Liebesbeziehung zwischen zwei Männern („The Space Between“, USA/Indien 2014, 14 min), die an gesellschaftlicher Ausgrenzung zerbricht.
Film-Still aus dem Kurzfilm „The Space Between“ (2015) der
die seelischen Qualen homosexueller Paare in der indischen
Gesellschaft thematisiert. (c) Filmbüro Baden-Württemberg
Diese Kurzfilme geben jungen Regisseuren und versierten Altmeistern gleichermaßen ein Forum, um sich auszuprobieren und vor allem um dem Publikum eine vielfältige inhaltlichen und künstlerischen Reflexion zu bieten, die, auch aus Budgetgründen, beim abendfüllenden Film häufig zu kurz kommt oder der kommerziellen Verwertbarkeit geopfert wird. Einige der zugleich kreativ-spannenden wie auch komplexen Geschichten könnten auch Blaupausen für lange Spielfilme sein. Wichtig sind jedoch beide Formate. Wobei Kurzfilme, gerade aufgrund ihrer Länge und der damit möglichen Pointierung in kurzer Zeit, unter Umständen noch intensiver zum Nachdenken anregen mögen. Ein weiterer Bonus ist die Fülle der Sujets, die für durchschnittlich neunzig Minuten Programmlänge geradezu atemberaubend ist. Die aufgezeigten Probleme sind dabei kein Schandfleck auf dem Gesicht der Mutter Indien, sondern eine Frischzellenkur, die eine uralte Kultur verjüngen und verschönen können. Mit ganz eigenen Geschichten wie sie indischer nicht sein könnten…
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