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13. Indisches Filmfestival Stuttgart vom 20. bis 24. Juli 2016 – Die Zeit der starken Frauen in Indien ist gekommen

Ausschnitt aus dem Film ‚7 Göttinen‘ – (c) Filmbüro Baden-Württemberg

(tg) Mit dem Drama ‚Die Zeit der Frauen [Parched]‘ von Leena Yadav erobern zum Start des 13. Indischen Filmfestivals Stuttgart am Mittwoch, 20. Juli 2016, starke Frauen aus Indien die Leinwand im Festivalkino Metropol. Die Schauspielerin Tannishtha Chatterjee, die zur Eröffnung nach Stuttgart kommt und im Herbst im US-Spielfilm ‚Lion’ neben Nicole Kidman zu sehen sein wird, spielt die Hauptrolle im Drama ‚Die Zeit der Frauen [Parched]’ und wirkt zudem in den Festivalfilmen ‚7 Göttinnen [Angry Indian Goddesses]’ und ‚Island City’ mit. Das Gay-Drama ‚Aligarh’ von Hansal Mehta spiegelt die Situation der schwulen Inder wider. Die Fans des Bollywood-Stars Amitabh Bachchan dürfen sich auf den Thriller ‚Te3n’ freuen.
Bis zum 24. Juli bringt Europas größtes indisches Filmfestival genau 56 aktuelle Filmproduktionen aus ganz Indien in die baden-württembergische Landeshauptstadt.
Wie Frauen in Indien ihre Position in der Gesellschaft neu definieren und die Geschlechterrollen grundsätzlich hinterfragt werden, bildet nach den Worten von Roland Fischer, dem Programmleiter des 13. Indischen Filmfestivals Stuttgart, diesmal den Themenschwerpunkt.

Geschlechterrollen hinterfragt

In drei Festivalfilmen engagiert sich die Schauspielerin Tannishtha Chatterjee für Frauenrechte: Im Eröffnungsfilm ‚Die Zeit der Frauen [Parched]’, den Regisseurin und Autorin Leena Yadav auf dem Land angesiedelt hat, unterhalten sich vier Frauen über Männer, Sex und Lebenszweifel. Das Festival zeigt die Originalfassung in Hindi mit englischen Untertiteln. In ‚7 Göttinnen [Angry Indian Goddesses]’ erkunden Frauen den Status Quo ihres Lebens, wobei es auch um gleichgeschlechtliche Beziehungen geht. Ferner ist sie in ‚Island City’ zu sehen.
Im Kurzfilm ‚Marriage Bazzar’ von Vijay Kumar geht es um arrangierte Hochzeiten, die in fast 80 Prozent aller Fälle von den Eltern vermittelt werden. In ‚Daaravtha’ stellt Regisseur Nishant Roy Bombarde den 13-jährigen Pankaj vor, der Frauenkleider unglaublich schön findet und lieber eine Frau wäre.

Filmakademie in Ludwigsburg steuert Dokumentarfilm bei

Auch ein themenbezogener Dokumentarfilm aus Baden-Württemberg ist im diesjährigen Festivalprogramm vertreten. Manuela Bastian, die an der Filmakademie in Ludwigsburg Dokumentarfilm/Regie studiert, porträtiert in ihrem Beitrag ‚Where to, Miss?’ eine indische Taxifahrerin, die in einem ständigen Konflikt zwischen dem Wunsch nach Emanzipation und den fest verankerten Traditionen der indischen Gesellschaft lebt. Mit dem Taxi will sie andere Frauen sicher nach Hause bringen und finanziell unabhängig sein.

Gay-Drama ‚Aligarh’ von Hansal Mehta

Mit dem Gay-Drama ‚Aligarh’ kehrt Regisseur Hansal Mehta zurück nach Stuttgart. Sein 114-minütiger Hindi-Spielfilm basiert auf einer wahren Geschichte: Ein angesehener Professor für Marathi verliert seine Anstellung, weil er unter Verdacht gerät, homosexuell zu sein. Den Stein ins Rollen bringt eine verdeckte Ermittlung, ausgestrahlt von einem Fernsehsender, die ihn bei einer Umarmung mit einem Rikscha-Fahrer zeigt. Trotz der zunehmenden Liberalisierung des gesellschaftlichen Klimas, vor allem in den Großstädten Indiens, ist das Thema Homosexualität im Alltag der meisten Menschen weiterhin stark tabuisiert.

‚Zubin Mehta – Dirigent und Weltbürger’

Die Langfassung der Dokumentation ‚Zubin Mehta – Dirigent und Weltbürger’ von Bettina Ehrhardt aus München feiert auf dem Festival in Stuttgart Weltpremiere. Das 90-minütige Filmporträt über den Chefdirigenten des Maggio Musicale Fiorentino und des Israel Philharmonic Orchestra geht inhaltlich mehr auf Mehtas Charakter ein und begleitet den Stardirigenten bei Treffen mit Freunden und anderen großen Künstlern wie Daniel Barenboim und Yuja Wang.

Tschechows Kurzgeschichte ‚Wanka’ auf indisch

Traditionell beginnt der zweite Festivaltag mit einem Film für Schulklassen. So kurz vor Beginn der Sommerferien ist das Klassenzimmer im Kino für Lehrer und Schüler eine willkommende Abwechslung. Diesmal setzt der Schulfilm ‚Ottaal [The Trap]’ die aus dem 18. Jahrhundert stammende Kurzgeschichte ‚Wanka’ von Anton Tschechow im heutigen Indien neu in Szene. Die Adaption erzählt ein Schicksal, das der achtjährige Kuttappayi mit Millionen anderer Kinder weltweit teilt. Er erfährt, wie wertvoll Bildung sein kann und wie ungleich die Chancen auf Bildung verteilt sind.

‚Gauru [Journey of Courage]’ – Roadmovie für Kids

Auch der alljährliche Kinderfilm gehört zu den Highlights des Indischen Filmfestivals Stuttgart. Die Weltpremiere des Debütfilms ‚Gauru [Journey of Courage]’ von Ramkishan Choyals ist ein faszinierendes Roadmovie für Kids. Die Stuttgarter Schauspielerin Juliane Bacher spricht die Dialoge im Kinosaal live auf deutsch ein. Das Kinderabenteuer, das von der Children’s Film Society India unterstützt wurde, zeigt, wie der 13-jährige Gauru den letzten Wunsch seiner Großmutter erfüllt. Sie will noch einmal ihren weit entfernten Geburtstort sehen. Die spannende, beschwerliche Reise von Gauru, seiner kleinen Schwester und der Großmutter gibt nicht nur Einblick in das Leben der Protagonisten, sondern zeigt gleichzeitig die vielen Gesichter der Landschaften in Indien.

Neues indisches Kino: Mehr Weltkino, weniger Bollywood

Die Festivalbesucher dürfen sich auf einen sehr starken Filmjahrgang freuen. „Seit zwei Jahren ist das neue indische Kino auf allen wichtigen internationalen Filmfestivals vertreten. Es ist mehr Weltkino, weniger Bollywood,“ stellt Programmleiter Fischer klar.
Nervenkitzel pur verspicht der Thriller ‚Te3n’ mit Indiens Leinwandgott Amitabh Bachchan: Vor acht Jahren verlor John Biswas seine Enkeltochter Angela bei einer Entführung. Verwunden hat er dies nie. Als nun ein weiteres Kind verschwindet, scheinbar vom selben Täter entführt, macht er sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Täter.
Wer unterhaltsamen Mainstream bevorzugt, darf sich in Stuttgart auf Filme wie ‚Brahman Naman’, ‚Waiting’ und ‚Zubaan’ freuen. In der Kategorie Dokumentarfilm lernt das Publikum im Film ‚Original Copy’ einen der letzten indischen Plakatemaler für Filmtheater kennen.
Nicht versäumen sollten Freunde der Shorts die Kurzfilme ‚Famous in Ahmedabad’ über einen 11-jährigen Jungen, der an einem Wettbewerb für Drachensteiger teilnimmt, ‚Chhaya’, ein künstlerisch sehr wertvoller Animationsfilm über zwei alte Menschen und Schattenspiele sowie ‚Daaravtha’ über den Jungen, der Frauenkleider mag.
Überraschend stark vertreten sind in der 13. Ausgabe des Indischen Filmfestivals Stuttgart die Animationsfilme. Zwei Filmemacher der indischen Animationsbranche haben sich eigens angemeldet, um in Stuttgart, das in Sachen Trickfilm Weltspitze ist, Kontakte zur hiesigen Branche zu knüpfen.

Backbacker-Multivision ‚Auf der Suche nach Indien’

In Indien, dem aktuellen Traumziel vieler Backpacker, spielt der Kinofilm mit seinen Leinwandgöttern, den großartigen Geschichtenerzählern und den eigenen ästhetischen Formen eine Hauptrolle. Wer mit den Menschen schnell ins Gespräch kommen und im Small Talk sicher punkten will, liegt selten falsch, wenn er sich über Indiens bunten Bollywood-Mainstream oder den poetischen Arthausfilm unterhält. Diese Erfahrung machte auch der Reisejournalist Kay Maeritz, der am Donnerstag, 21. Juli 2016 , 20 Uhr, mit seiner Multivision ‚Auf der Suche nach Indien’ die stetig wachsende Szene der Rucksack-Reisenden anspricht.
Maeritz, der mehr als 20 Bildbände veröffentlicht hat, beginnt in der Multivision eine 5.000 Kilometer lange Pilgerreise am Drölma Pass am Kailash. Durch die Gangesebene führt er sein Publikum in all die vielen Pilgerorte mit ihren faszinierenden heiligen Festen. Auch Sonpur ist eine seiner Stationen. „Kaum bekannt ist, dass hier im armen Bundesstaat Bihar der größte Elefantenmarkt der Welt wochenlang die Menschen anlockt,“ weiss er.
Seine Multivision, die das Festival in Kooperation mit der Stuttgarter Filiale von Globetrotter veranstaltet, ist für Rucksack-Reisende eine einmalige Chance, um an Backpacker-Tipps aus erster Hand zu kommen. Was er allen Indienreisenden grundsätzlich mit auf den Weg gibt, ist folgender Ratschlag: „Laßt euch auf das fremde Land ein, seid neugierig, entdeckt mehrere Tage lang eine Region. Dann lernt man das echte Indien kennen. Die Inder leben, essen, waschen sich auf der Straße. Die Menschen leben noch sehr intensiv mit ihrer eigenen Kultur, was in vielen anderen Ländern längst verloren gegangen ist“.

Tea Talks, Tanz und Party

Zum Opening des sommerlichen Kultur-Highlights in der baden-württembergischen Landeshauptstadt schreiten am Mittwoch, 20. Juli 2016 , ab 18 Uhr zahlreiche Ehrengäste über den Roten Teppich vor dem ehrwürdigen Metropol Kino in der Bolzstraße. Mit Saris, Bindis, der großen Elefantenfigur Benni, Palmen sowie traditionellen und modernen indischen Tänzen verzaubert das Gastland das Festivalkino. Direkt ins Reich der großartigen indischen Geschichtenerzähler führt der Rote Teppich. Festivalleiter Oliver Mahn begrüßt zum Auftakt den indischen Botschafter in Deutschland, Gurjit Singh, ebenso Vertreter der Stadt Stuttgart, die das Festival finanziell unterstützt, und den Stuttgarter Unternehmer Andreas Lapp, Honorarkonsul der Republik Indien für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie Hauptsponsor des Indischen Filmfestivals Stuttgart.
Von Donnerstag bis Sonntag bietet das Festival wiederum die ‚Tea Talks’ an. Die Themen der Expertenrunden, die durch die Robert Bosch Stiftung gefördert werden, sind: ‚Kinderarbeit und Kinderrechte in Indien’ am Donnerstag mit Priyanka Ribhu von Global March against Child Labour und Sumati Panicker, am Freitag vertiefen Dr. Konrad Siegfried von Aquacheck und Mareen Schneider von Grasshopper Investments das Thema ‚Wasseraufbereitung und Abwassermanagement in Indiens Großstädten’. Der ‚Journalismus in Indien’ wird am Samstag von Dr. Renate Syed von der Ludwig-Maximilians-Universität München und Christoph Kober von der Deutschen Welle unter die Lupe genommen. Am Sonntag entführen Dr. med. Suchitra Uschi Traub und Rudolf Bühler (ECOLAND) die Zuhörer ins Land der Gewürze.
Solo-Tänzerinnen und Tanzgruppen begeistern an allen Festivaltagen abends mit Dance zum Nulltarif auf dem Roten Teppich. Ein Tanzworkshop und Hennamalerei machen das Festivalprogramm perfekt.

„Machen Sie sich mit dem Festival auf die Reise in das ferne Indien; die Menschen, denen Sie auf und vor der Leinwand begegnen können, werden Ihnen ganz persönliche, besondere Erkenntnisse, Eindrücke und Erinnerungen schenken.“
Festivalleiter Oliver Mahn

„Lust auf neue Impulse? Ich lade Sie herzlich ein, Indien für sich zu entdecken – oder neu zu entdecken – und wünsche uns allen ein inspirierendes 13. Indisches Filmfestival Stuttgart. „
Andreas Lapp, Honorarkonsul der Republik Indien für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz

„Die 13. Ausgabe des Indischen Filmfestivals Stuttgart präsentiert auch in diesem Jahr wieder ein Spiegelbild des Vielvölkerstaates: Welche Themen treiben die Menschen in Indien aktuell um, wie entwickeln sich Gesellschaft und Politik? Dies alles wird uns in lebendigen, berührenden oder auch unterhaltsamen Beiträgen dargeboten.“
Fritz Kuhn, Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart

Tomal K. Ganguly
Tomal K. Gangulyhttps://www.theinder.net/
Tomal Ganguly, Jg. 1983, ist stellvertretender Chefredakteur von theinder.net. Er ist zudem verantwortlich für den Bereich Marketing. Tomal studierte internationales Management an der Hochschule Esslingen und hält einen Masterabschluss an der Universität Liechtenstein. Tomal wohnt in München und ist Unternehmensberater für Blockchain und Smart Mobility.

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