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Manoj Kurian Kallupurackal: „Es geht nicht mehr ums Indischsein…“

Manoj Kurian Kallupurackal ist Markenberater, Designer und Kulturmanager. Mit dem gemeinnützigen Verein Masala Movement organisiert er interkulturelle Plattformen für kreative Menschen, beispielsweise die jährliche Ausstellung „Indernet“ oder den Kölner Ableger des „New Generations Independent Indian Film Festival“, und schafft damit Erfahrungsräume für die Vielschichtigkeit kultureller Identitäten.
Foto: Jamain Ganesh

theinder.net ist dieses Jahr 20 geworden. Im Jahr 2000 fing alles an. Unser Ziel war es, die Inder der 2. Generation in Deutschland zu vernetzen und eine Plattform zu schaffen für das gemeinsame Interesse an Indien. In NRW oder im Rheinland gab es zu der Zeit – für uns aus Norddeutschland überraschend – bereits eine gut vernetzte indische Szene. Wie hast du das wahrgenommen? Warst du damals schon in der indischen Szene vernetzt?

Ich glaube von indischer Szene kann man nicht wirklich sprechen. Es war sehr kommunal, sag ich mal. Wie du ja weißt, bleiben die unterschiedlichen Inder ja immer für sich. Und ich bin dann natürlich von klein auf in der Malayali Community aufgewachsen. Wir hatten Malayalam Schule, wir hatten Kulturveranstaltungen – und da gab es eigentlich sehr wenige Berührungspunkte mit den anderen indischen Gruppen. Aber es gab schon vereinzelt mal ein Diwali Fest, wo Malayalis hingegangen sind und wo man dann auch selber mal war. Dadurch, dass es viele Malayalis gab, kann man schon von einer vernetzten Malayali Community sprechen. Aber dieses inter-indische – das fehlte halt schon, finde ich.

Und wie hast du dann von theinder.net erfahren? War theinder.net der erste inter-indische Kontakt für dich?

Das kann man schon so ein bisschen sagen. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich von theinder.net erfahren habe. Aber 2000 war das Jahr, wo ich viel mit dem Thema Internet zu tun hatte, weil ich damals nach Indien gegangen bin. Ich bin nach dem Abi für ein Jahr nach Bangalore gegangen. Bewusst nicht nach Kerala. Ich wollte einfach mal für mich entdecken, inwieweit ich selber überhaupt indisch bin. Und in der Zeit war es natürlich elementar, dann auch über das Internet zu kommunizieren.

Ich hatte in der Zeit auch angefangen, mit Webdesign zu experimentieren. Und theinder.net wirkte gestalterisch – natürlich für die Zeit (lacht) – sehr ansprechend. Ich habe gedacht: ja cool, indische Styles! Das war ja damals unser Ding als Designer, der auf Entdeckung seiner eigenen Identität ist.

Und dass man dann eine Plattform hatte, wo man einfach so ein bisschen abstylen konnte und auch direkt Feedback bekommen hat, war dann natürlich cool.

Auch Asian Underground Musik hat mir immer gut gefallen. Die ganze Asian Underground Szene aus London fand ich sehr inspirierend – auch gestalterisch. Und ich fand es cool, dass ihr das alles mit der Zeit vernetzt habt.

Sherry (Kizhukandayil, Anm. d. Red.) hatte mich auch mehrmals auf theinder.net aufmerksam gemacht.

Die Chat-Funktion hat sich ja auch schnell verbreitet in Kombination mit den Partys. Da lief dann einfach viel Kommunikation. Man wollte sich dann zum Beispiel Bilder von Partys angucken und so weiter.

So kam das glaube ich. Aber ich weiß jetzt nicht konkret, wie ich von theinder.net erfahren habe.

Ganz witzig: ich habe letztens zufällig ein Interview, das du für theinder.net mit Nitin Sawhney geführt hast, wiederentdeckt.

Ja ich habe einige Interviews geführt… auch mit Susheela Raman und mit Nasha…

…Eigentlich ja echt guter Content, der damals entstanden ist…

Ja total. Das hat mir dann auch Spaß gemacht und ich habe dann auch gemerkt, dass ich gerne schreibe. Vor allem, wenn es um Musik geht, die mir gefällt. Es hat einfach Spaß gemacht, die Konzerte zu dokumentieren und festzuhalten und den Künstlern die Fragen stellen zu können, die mich selber interessieren. Das war dann auch nochmal eine engere Verbindung, die ich mit theinder.net aufgebaut hatte. Dass man für theinder.net Content produziert hat und dann auch ein bisschen stolz war, dass man da mal einen Artikel geschrieben hat, den man dann auch mal anderen schicken kann – noch vor Social Media.

Bald hast du dann ja angefangen, auch selber aktiv zu werden, zum Beispiel mit der Malayali Community Seite Mallu.de…

(lacht)…Ja genau…das ist eigentlich nie zu einer richtigen Community Seite geworden. Die Idee zusammen mit Sherry war eigentlich, eine Community aufzubauen, aber letztendlich haben wir nur eine Art E-Mail Verteiler gehabt und ein, zwei Partys organisiert, die aber auch sehr cool waren.

Und du weißt ja wie das ist: Mit einem coolen Design und einer Art von Branding hat man dann ja schon was erzeugt, was eigentlich noch gar nicht so richtig da ist und erstmal nur virtuell ist, was aber auch schon eine Wirkung hat.

Die erste Party, die ich gemacht habe, war die Cochin Daiquiri Party – eine Cocktail Party in Köln. Das war auch die Entstehung von Masala Movement – ich glaube 2003 oder 2004 – wo auch der Flyer das erste Logo für Masala Movement wurde. Das war für mich der Start. und danach kamen dann die anderen Partys.

Ich habe dann auch versucht, es nicht nur beim Indischen oder Malayali zu belassen. Es war immer die Kombination, die ich cool fand. Deshalb ist es bis heute auch bei Masala Movement so geblieben: Es hat eine indische Konnotation, aber ist offen und basiert nicht nur auf Nationalität und Regionalität.

Universal Language Party organisiert von Masala Movement, Shiva Lounge, Köln 2004

Also es hat alles begonnen mit einer Party. Und mittlerweile ist Masala Movement ja eine Instanz. Ihr macht ja Dinge…

(lacht)

Erzähl mal, was ihr so macht und als was sich Masala Movement definiert.

Mittlerweile ist es eine interkulturelle Kreativplattform. So würde ich es einfach beschreiben.

Entstanden ist es tatsächlich sozusagen aus einem Urban Tribe. Die Jungs und Mädels, mit denen ich so abgehangen hab, same story: Hier geboren, aufgewachsen, ein Bezug zu Indien, aber auch das Westliche in sich.

Mein Kumpel Prince hatte sich damals mal irgendwann ein T-Shirt gedruckt, wo Masala Movement draufstand. Und ich fand den Namen cool. So wurde das dann zum Absender. Das war dann nicht so richtig ein Crew Name, aber man kommt ja irgendwie auch aus dem Hiphop und so entstand eine Art Zugehörigkeitsgefühl. Dabei ist es dann auch geblieben.

Und alle Veranstaltungen, die ich dann organisiert habe, seien es Kunstausstellungen, seien es Partys oder Hilfsaktionen, liefen unter dem Umbrella von Masala Movement.

Irgendwann hat es sich weiterentwickelt und unterschiedliche Leute sind dazugekommen. Und die letzten Jahre wurde es weiter gefestigt, indem wir auch einen gemeinnützigen Verein angemeldet haben.

Was wir regelmäßig an Veranstaltungen machen: Vom New Generations Independent Indian Film Festival aus Frankfurt am Main machen wir jedes Jahr einen Ableger in Köln.

Und seit ein paar Jahren machen wir Indernet. Ich fand den Namen immer mega (lacht) und es hat halt auch immer gepasst. Zudem hatte ich gehofft, dass man das so nicht vergisst und es vielleicht auch mal in eine andre Richtung entwickelt. Vor allem ging es mir um zeitgenössisches Design oder indisch-inspiriertes Design, aber auch Kunst und die Schnittstellen zwischen indischer Kultur und dem Internet. Deshalb war der Name auch ideal. Schön plakativ auch.

Das sind so die beiden Hauptveranstaltungen im Jahr.

Wir planen auch andere Veranstaltungen, die jetzt nicht unbedingt einen Indien-Bezug haben. Mir ist wie gesagt auch wichtig, dass Masala Movement sich nicht nur auf eine Kultur oder eine Nationalität beschränkt. Da bauen wir jetzt auch die Webseite aus und wollen sie zu einer internationalen Plattform machen, wo so viele Projekte wie möglich, die eine Relevanz zum Thema Interkultur, Dekolonialisierung und Antirassismus haben, vorgestellt werden. Denn in vielen Bereichen kocht immer jeder so seine eigene Suppe, aber eigentlich geht es vielen um dasselbe Thema. Unterschiedliche Organisationen oder unterschiedliche Projekte sind dabei unterschiedlich weit und ich denke, es wäre schon hilfreich, wenn man sich mal einen Überblick verschaffen kann über die spannenden Projekte weltweit und vor allem die Leute, die damit zusammenhängen, um sich dann auch zu vernetzen und voneinander zu lernen. Und das ist gerade das Ziel von Masala Movement. Sodass man den globalen Ansatz hat, aber auch lokal aktiv ist.

Ist es heutzutage überhaupt noch relevant, sich mit Menschen auszutauschen, die eine gemeinsame Herkunft oder kulturelle Erfahrung teilen? Oder lässt dieses Bedürfnis mit der zunehmenden Vernetzung der Welt immer mehr nach? Wenn ich mich heute Indien „nah“ fühlen will, das Neuste über indisches Design oder indische Musik, über junge indische Künstler oder andere junge Trends in Indien erfahren will, dann kann ich das leicht auch direkt über soziale Medien wie Instagram und so weiter tun…

Absolut, das sehe ich ähnlich. Früher war das noch wichtig, weil man auch noch in der Entwicklung war. Auch was die Identität oder den Stil und die Prinzipien als Designer angeht.

Es war ein wichtiger Weg, dass man überhaupt einen Zugang hatte und sich einen Überblick verschaffen konnte. Und dass die Leute miteinander connecten konnten. Weil man ja schon sagen kann, dass es damals in der Generation noch nicht so viele Designer und Gestalter gab. Oder die zumindest noch nicht voneinander wussten.

Heute ist das anders. Die jüngere Generation ist viel Design-affiner und arbeitet auch mehr im kreativen Bereich.

Dafür gibt es andere Gemeinsamkeiten, die man sucht und findet und die dann auch relevant sind. Die sich dann vielleicht eher in gewissen Themen widerspiegeln.

…Gar nicht unbedingt auf das „Indische“ reduziert?…

Genau. Dass es dann um wichtige gesellschaftspolitische Themen geht. Dass man sich dann eher da verbündet und dann auch für sich selber merkt, wo die Relevanz ist. Dass es nicht um das Indischsein geht, sondern zum Beispiel um Diaspora oder zum Beispiel Design als Kommunikations- und Ausdrucksmittel.

Es ist aber weiterhin cool, viel zu sehen und dann festzustellen: „Hey, da gibt es auch andere Inder mit coolem Design und Geschmack!“ Denn darum geht es ja auch. Damals haben einfach die role models gefehlt, weil alle von zuhause aus immer gedrängt wurden, etwas solides zu studieren und Sachen wie Design nicht ernst genommen wurden.

Für mich ist es nicht mehr wichtig, dass es Inder sind oder dass man irgendwie eine indische Identität erhalten müsste, sondern dass man eher versucht, das Phänomen von transkulturellen Entwicklungen in der Kreation zu verstehen.

Und da finde ich es spannend, dass es mehr Verbindungen zu anderen kulturellen Gruppen gibt oder man da auch Unterschiede erkennt.

Bei der letzten Indernet Ausstellung hab ich mich mit der indo-karibischen Community auseinandergesetzt, weil ich in Holland ein paar tolle Künstler kennengelernt habe, die eine Kolonialgeschichte oder fast schon eine Sklavengeschichte hinter sich haben.

Ich fand es spannend, dass die eine ganz andere Migrationsgeschichte haben als meine Community – die von den keralesischen Müttern in Deutschland.

Und so finde ich es spannend, sich mit unterschiedlichen Migrationsgeschichten oder Kolonialgeschichten und Strömungen auseinanderzusetzen und zu schauen, was einen verbindet. Oder ob es generell gewisse Verbindungen zum Thema White Supremacy gibt und inwieweit man da auch eine Verantwortung hat, sich in der Gesellschaft zu engagieren und sich zu solidarisieren. Und dabei auch das Design und die Kommunikation als Tool zu verwenden und nicht nur als Style.

Bei Indernet geht es ja um indische Designer und Künstler, die ihre Arbeiten zeigen. Was ist denn überhaupt „indisch“?

Ich sage bewusst, dass es indisch inspirierte Künstler und Designer sind. Also, dass es nicht per se indische Künstler sein müssen. Ich weiß ja nicht, ob ein Künstler aus Deutschland, der indische Eltern hat, sich als indischer Künstler sieht.

Ich fand immer das Spannende, Leute mit unterschiedlichen Berührungspunkten und Verbindungen zu Indien kennenzulernen. Es war auch immer das Spannende, dass es DAS Indische nicht gibt, sondern wie jeder das empfindet und erlebt oder mitbekommen hat. Es geht mir auch darum, das Ganze als Experiment oder Exploration zu sehen und damit zu spielen, was die Leute erwarten. Was haben die Leute für ein Bild von Indien? Inwieweit muss bei einem Gemälde oder einer Installation oder einem Film etwas gezeigt oder gesagt werden, damit es indisch ist?

Es geht darum, mit den Inhalten zu spielen und klarzumachen, dass es auch unterschiedliche Erfahrungen, Erlebnisse und Interpretationen gibt. Und dass es nicht darum geht, dass es indisch ist, sondern auch um die Kunst.

Es geht auch darum, an einem Ort zusammenzukommen oder zu verstehen, dass die Menschen, die da zusammenkommen auch einen eigenen Kosmos zwischen den Kulturen darstellen. Die Kunst und das Design sind die Anhaltspunkte, an denen man sich entlang hangelt, aber es geht auch darum, dass man mit Leuten redet und darüber spricht, was man selbst empfindet. Und dass es eben nicht auf diesem High Level einer Contemporary Art Bubble stattfindet, sondern viel zugänglicher gemacht wird. Deshalb sprechen wir auch von indisch-inspirierter Kultur im Allgemeinen. Man soll auch das Kulinarische mitbekommen, die Musik und auch Design, das reproduzierbar ist und das man kaufen kann – etwas, das nicht auf künstlerisch abgehobenem Niveau stattfindet.

Indernet Ausstellung, Kunsthaus Rhenania, Köln 2019

Was verbindet eigentlich die Nachkommen der Inder, die aus verschiedenen Teilen Indiens nach Deutschland eingewandert sind?

Gute Frage. Also ich denke, dass – was ich sehe – sich jeder schon sehr unterschiedlich entwickelt. Dass die meisten Inder, die ich kenne, in verschiedenen Berufen aufgehen und wirtschaftlich erfolgreich unterwegs sind.

Es ist eine gewisse Verbindung, dass man ein wirtschaftlich starker Bestandteil der Gesellschaft ist. Und dass es – wenn man von Integration sprechen will – auch eine Art Success-Story ist. Aber genau das ist auch so ein bisschen die Problematik. Weil jeder sich nur um sein Wohl kümmert – was ja auch legitim ist.

Natürlich bekommt man auch Kinder, erwirbt Eigentum und settlet sich in Deutschland. Wenn die Kinder nicht mit den Großeltern sein können oder keine anderen indischen Kinder im Umfeld leben, bekommen sie noch weniger von der indischen Kultur mit als man selber mitbekommen hat. Da entsteht dann der Wunsch, den Kindern die alten Sachen beizubringen, die Traditionen, wie Tanz, Musik und so weiter, was auch legitim und gut ist.

Aber ich denke, was die Leute mehr verbinden sollte ist, sich mehr in das politische und gesellschaftliche Leben einzumischen. Das machen sicherlich auch einige. Aber man hat nur da auch die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, um nicht nur für sein eigenes Wohl zu sorgen, sondern auch Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen. Und das, denke ich, wäre eigentlich die Verbindung: Viele haben die Mittel, man hat die indische Community durch diesen kulturellen oder familiären Zusammenhalt. Und das sollte man nicht nur so als Nostalgie betreiben und irgendwie stolz auf sowas sein, sondern man sollte es als Mittel zum Zweck nutzen. Sodass man ein sichtbarer Teil der Gesellschaft wird und sich zusammentut, um über gewisse Themen zu diskutieren und zu schauen, was für einen Beitrag zur Gesellschaft man leisten kann.

…Also dass der indische Hintergrund quasi der Anlass ist, zusammenzukommen, aber dass das, was dann daraus entsteht gar nicht unbedingt einen Indien-Bezug hat? Dass man feststellt: Wir sind eine Community, wir fühlen uns aus den und den Gründen verbunden, wir haben die finanzielle Power. Das heißt, wir können zusammen was machen, um dieses Land zu verändern…

Ja, auf jeden Fall. Und auch total inklusiv. Also nicht „wir Inder“, sondern dass man diesen Vertrauensvorsprung – den man ja auch bei den Eltern gemerkt hat was andere Inder angeht –, diese gewisse Verbundenheit und diese indische DNA, die man einfach hat, nutzt, um zu connecten und sich zu unterstützen.

Denn ich glaube, es werden so viele unterschiedliche Bereiche und Kompetenzfelder beruflich abgedeckt und viele Leute sind sehr ambitioniert und sehr gut in ihrem Feld. Da wäre es schön und sehr fruchtbar, wenn man das verbinden würde und sich auch gegenseitig inspiriert – vor allem auch um gewisse role models darzustellen.

Vor allem sollte man sich bewusst werden über die Geschichte der Eltern und die unterschiedlichen Migrationsgeschichten. Denn das ist auch etwas, das man an die
3. Generation weitergibt. Es sollte eine Art Archiv oder Dokumentation über die unterschiedlichen Entwicklungen geben. Wir wissen so viel über die deutsche Geschichte oder über die Weltgeschichte – auch unter dem Aspekt Dekolonialisierung und so weiter. Dabei schreiben wir ja gerade unsere eigene Geschichte oder könnten sie schreiben. Und unsere Eltern sind ja auch Teil unserer Geschichte. Da ist es super wichtig, dass man auch was dafür tut, diese festzuhalten und zugänglich zu machen. Vor allem ist man jetzt auch an einem Punkt wo die Eltern, wenn sie noch da sind, so alt sind, dass man auf dieses Wissen vielleicht bald nicht mehr zugreifen kann. Vor allem, da auch dieser gap zu unseren Großeltern besteht und zu den Verwandten – nicht zuletzt auch wegen der Sprache.

…Aber man hat noch diese familiäre Connection zu Indien…

Genau… und deshalb denke ich, ist das gerade auch eine sehr kritische oder sinnvolle Zeit, sich in die Hinsicht zu engagieren.

Sehr interessant! Vor allem in Hinblick auf eine allgemeine Story für Leute, die nach Deutschland eingewandert sind. Denn die Erfahrung der Migration teilen ja alle Einwanderer – wenn sie auch bei jedem ein bisschen anders ist.
Vieles scheitert ja derzeit auch daran, dass die Leute, die nach Deutschland eingewandert sind, keine Story haben.

Das wäre vielleicht auch was für theinder.net. Man kann es auch für solche Themen nutzen, um einen Überblick zu verschaffen, was hier los ist. Sodass man nicht nur über Indien informiert – denn die Informationen sind ja über das Internet sowieso zugänglich. Der eigentlich spannende Content ist ja das, was hier passieret und hier passiert ist. Und ich glaube, die wenigsten wissen über die unterschiedlichen indischen Migrationsgeschichten bescheid. Natürlich gibt es wissenschaftlichen Arbeiten oder Forschungen darüber – da muss man ja nur Urmila (Goel, Anm. d. Red.) fragen und sie kann dir alles erzählen – aber das ist wissenschaftliches Material und auch nicht immer ganz so zugänglich oder verfügbar. Wenn man das auf mediale Art und Weise aufbereitet für die unterschiedlichen Storys, ist das, denke ich, auch mega spannend als eine Art Zeitzeuge.

Man muss ja eigentlich eine Story schreiben für die Leute, die nach Deutschland eingewandert sind und deren Nachkommen, weil es erst dann auch eine deutsche Story wird. Dann sind sie auch erst hier angekommen sozusagen.

Genau. Das ist, denke ich, auch die Besonderheit oder zumindest das Wertvolle daran, dass man dadurch auch andere Gruppen oder andere Migranten aus neuerer Zeit viel besser abholen würde was deutsche Kultur und auch Geschichte angeht. Und deshalb ist es auch total lohnenswert, sich dafür zu engagieren. Zumal das auch der Bund und die Institutionen fördern würden. Um das anzugehen mit dem Ziel, daraus auch eine deutsche Geschichte zu machen.

Danke Dir für dieses Gespräch!

Weiterführende Links:

manoj.eu

masala-movement.de

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