(pp) Es ist historisch. Zum zweiten Mal wurde in Indien eine Frau zur Staatspräsidentin gewählt. Bedeutsamer ist, dass es erstmals ein Mitglied einer indigenen Gruppe an die Spitze der Republik geschafft hat.
1997 war es der erste Dalit – ein „Unberührbarer“ – der Präsident wurde (Kocheril Narayanan), 2007 die erste Frau (Prathiba Patil) und 2017 erneut ein Dalit (Ram Nath Kovind). 2022 ist es nun Draupadi Murmu, die ethnisch zur Gruppe der Santal, der benachteiligten Ureinwohner Indiens zählt, die Staatsoberhaupt wird und über eine Milliarde Inderinnen und Inder repräsentiert.
Murmu (64) stammt aus dem Bundesstaat Odissa und wirkte als Gouverneurin in Jharkhand. Sie wurde bei den Wahlen zum Staatspräsidenten von der regierenden BJP Partei unterstützt. Möglicherweise ein taktischer Versuch von Narendra Modi, die zunehmend unzufriedene indische Bevölkerung vor den Parlamentswahlen 2024 milde zu stimmen und Fortschritt zu demonstrieren und sich auf die Seite der Armen zu stellen.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die Situation nicht nur für benachteiligte Frauen, sondern für die Ureinwohner Indiens durch diese Wahl tatsächlich verbessert. Für die Dalits war das unter dem bisherigen Präsidenten Ram Nath Kovind in den letzten fünf Jahren leider nicht der Fall.
Die neue Amtsinhaberin, die auf ein bewegtes Leben zurückblickt und eine beachtliche Karriere durchlebt, tut demnach gut daran, sich von Amts wegen zur politischen Neutralität zu verpflichten – und insbesondere dem benachteiligten Teil der Bevölkerung Hoffnung und Mut zuzusprechen.