(bc) Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz von 2020 sowie dessen Reform 2023 hat zusammen mit der verbesserten Anerkennung ausländischer Qualifikationen einen wichtigen Einfluss auf die Einwanderung von Fachkräften aus Drittstaaten nach Deutschland ausgeübt. Wie das Institut der Deutschen Wirtschaft in seinem jüngsten Kurzbericht Nr. 9 vom 28.2.2024 angibt, wurde dabei insbesondere ein Fokus auf die Anerkennung von Berufsabschlüssen aus Indien gelegt.
Indien ist mit über 1,4 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Welt und greift auf eine Wirtschaft zurück, die jährlich um etwa sechs Prozent wächst. Damit ist das Land per se ein bedeutender Lieferant hochqualifizierter Arbeitskräfte. Dennoch besteht in Indien seit jeher eine erhebliche Kluft zwischen den urbanen Zentren und den ländlichen Regionen, was dazu führt, dass viele gut ausgebildete Inder ihr Land verlassen, um im Ausland nach besseren Möglichkeiten zu suchen. Deutschland erkennt in dieser Situation ein enormes Potenzial, vor allem im Zuge des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes.
Die Anzahl der indischen Staatsangehörigen, die in Deutschland leben, ist in den letzten Jahren stark angestiegen, ebenso die Zahl der Anträge auf Anerkennung indischer Berufsabschlüsse um das mehr als Zehnfache von 2015 bis 2022. Insbesondere in Engpassberufen wie der Informationstechnologie und bei Kfz-Mechanikern besteht eine hohe Nachfrage nach indischen Fachkräften. Während die meisten Anerkennungsanträge bisher auf Gesundheitsberufe entfielen, ist ein deutlicher Trend hin zu nicht-reglementierten Berufen wie Kfz-Mechanikern zu erkennen.
Die Anerkennung indischer Berufsabschlüsse in Deutschland hat deutlich zugenommen, insbesondere für Abschlüsse wie das National Apprenticeship Certificate (NAC), das National Trade Certificate (NTC) und das Polytechnic Basic Diploma. Es gibt auch spezielle Programme, die darauf abzielen, die Integration indischer Fachkräfte in den deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern.
Die schnelle Integration von indischen Fachkräften in den deutschen Arbeitsmarkt birgt erhebliches wirtschaftliches Potenzial. Pilotprojekte im Bereich der Informationstechnologie und Elektrotechnik sowie das deutsch-indische Migrationsabkommen von 2022 sollen die Zuwanderung weiter fördern. Es gibt jedoch noch einige Herausforderungen zu bewältigen, wie beispielsweise lange Wartezeiten für Visa-Anträge in Indien und die Notwendigkeit, digitale Behördenstrukturen weiter zu entwickeln. Eine kontinuierliche Anpassung und Verbesserung der Prozesse, um das volle Potenzial der Einwanderung hochqualifizierter Fachkräfte aus Indien zu nutzen, ist daher notwendig. Dabei spielen auch die Förderung von Bildungs- und Austauschprogrammen sowie die Verbesserung der beruflichen und sozialen Integration eine wichtige Rolle.
Eine holistische Herangehensweise ist daher angebracht, um diese Herausforderungen zu bewältigen und die Chancen der Fachkräfteeinwanderung aus Indien optimal zu nutzen.
Quellenangaben:
- Indien als wichtiges Fokusland bei der Fachkräfteeinwanderung (iwkoeln.de)
- Fachkräfteeinwanderungsgesetz | Bundesregierung
- Indische Arbeitskräfte in Deutschland (iab.de)
- Deutscher Bundestag – Deutsch-indisches Migrationsabkommen
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