Die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Indien hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Ein zentraler Meilenstein war die Eröffnung des Indo-German Science and Technology Centre (IGSTC) im Dezember 2010 in Delhi. Dieses Zentrum wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem indischen Department of Science and Technology (DST) getragen. Es fördert vorrangig „2+2“-Technologieprojekte, bei denen je ein akademischer und ein industrieller Partner aus beiden Ländern zusammenarbeiten. Jährlich stellt das IGSTC 8 Millionen Euro für die Förderung von Workshops und die Zusammenarbeit exzellenter Wissenschaftlerinnen und Nachwuchsforscher bereit.
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) dokumentiert 456 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und Indien (Stand: August 2023). Dabei kooperieren 144 deutsche Hochschulen mit 181 indischen Hochschulen und neun weiteren Einrichtungen. Besonders intensiv sind die Beziehungen zum Indian Institute of Technology (IIT) Madras, das seit seiner Gründung 1959 von Deutschland unterstützt wird. Seit 2020 wird das IIT Madras als „Institution of Eminence“ gefördert, um Lehre und Forschung auf Weltklasseniveau zu entwickeln.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ist eine zentrale Institution zur Förderung der Forschungskooperationen. Sie arbeitet mit indischen Partnerorganisationen wie dem DST, dem Department of Biotechnology (DBT) und der Indian National Science Academy (INSA) zusammen. Ab Herbst 2024 unterstützt die DFG ein Internationales Graduiertenkolleg mit dem Thema „Photolumineszenz in supramolekularen Matrices“, das auf die Entwicklung neuer Materialien mit speziellen Lumineszenzeigenschaften abzielt.
Internationale Mobilität von Studierenden und Forschenden wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die DFG, die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) und die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) gefördert. 2022 vergab der DAAD Förderungen für Aufenthalte in Indien an 253 Studierende und Graduierte sowie 65 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland. Gleichzeitig erhielten 1.287 indische Studierende und 153 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler DAAD-Förderungen für Aufenthalte in Deutschland oder anderen Ländern. Die Alexander von Humboldt-Stiftung vergab 2022 45 Forschungsstipendien und drei Forschungspreise an indische Forschende.
Die Max-Planck-Gesellschaft sieht Indien als wichtigen internationalen Partner. 2022 kamen 1.187 Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus Indien an Max-Planck-Institute, und es wurden 69 gemeinsame Projekte durchgeführt. Die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) betreibt seit 2012 ein Representative Office in Bangalore und plant die Eröffnung des „Fraunhofer Applied Centre for Advanced Automotive Research (CAAR)“ am IIT Madras.
Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) kooperiert besonders intensiv mit dem Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg, wo indische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Synchrotronstrahlungsquelle PETRA III nutzen. 2022 waren 338 indische Forschende an HGF-Einrichtungen tätig. Indien ist auch ein Gesellschafter des FAIR-Projekts (Facility for Antiproton and Ion Research) in Darmstadt, das 2025 in Betrieb gehen soll.
Auf regionaler Ebene hat die Bayerische Landesregierung das „Bayerisch-Indische Zentrum“ (BayIND) in Hof gegründet. Es unterstützt den Austausch in Studium, Lehre und Forschung zwischen Bayern und Indien und dient als Netzwerkplattform für Unternehmen.
Weitere wichtige Einrichtungen, die die deutsch-indische Zusammenarbeit unterstützen, sind das Deutsche Haus für Wissenschaft und Innovation (DWIH) in Neu-Delhi, die Außenstellen des DAAD und der DFG sowie Vertretungen deutscher Universitäten und Forschungsinstitute in Indien.
Diese vielfältigen Initiativen und Kooperationen verdeutlichen die Tiefe und Breite der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Indien, die entscheidend zur Entwicklung von Spitzenforschung und dem Austausch von Wissen und Innovation beitragen.
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