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Mo, 16. September, 2024
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Von Indien inspiriert: Historische Einflüsse auf die deutsche Sprache

(cg) Obwohl Indien und Deutschland durch Jahrtausende und Tausende von Kilometern getrennt sind, haben sie sich historisch stark beeinflusst. Dieser Einfluss zeigt sich zum Beispiel in der deutschen Sprache. In diesem Artikel gehe ich auf den Beitrag deutscher Orientalisten und die Verbindung zwischen der deutschen Sprache und dem Sanskrit ein. Außerdem stelle ich einige deutsche Wörter vor, die indischen Ursprungs sind und im täglichen Sprachgebrauch verwendet werden. Dabei war ich über deren Herkunft oft überrascht. Dieser Artikel bietet keinen tiefgehenden wissenschaftlichen Einblick, soll jedoch einen ersten Überblick geben.

Die Verbindung durch deutsche Orientalisten

Im 18. und 19. Jahrhundert spielten deutsche Orientalisten eine zentrale Rolle bei der Vermittlung indischer Kultur und Literatur an die deutsche Gesellschaft. Diese Gelehrten, darunter bedeutende Persönlichkeiten wie Friedrich Schlegel, Max Müller und August Wilhelm Schlegel, widmeten sich intensiv dem Studium orientalischer Sprachen und Kulturen.

Friedrich Schlegel (1772-1829), einer der Begründer der deutschen Romantik, veröffentlichte 1808 sein Werk „Über die Sprache und Weisheit der Indier“. Dieses Werk war eine der ersten umfassenden Darstellungen der indischen Philosophie und Literatur in Europa. Schlegel betonte die Bedeutung des Sanskrit und seine Ähnlichkeiten mit den europäischen Sprachen, was zu einem wachsenden Interesse an indischer Kultur und Sprache führte.

Max Müller (1823-1900), ein weiterer prominenter Orientalist, widmete sein Leben dem Studium der indischen Religionen und Sprachen. Seine Übersetzungen der Rigveda, einer der ältesten heiligen Texte Indiens, machten diese der westlichen Welt zugänglich. Müllers Arbeit trug wesentlich dazu bei, die indische Philosophie und Religion in Europa zu popularisieren und zu einem besseren Verständnis zwischen den Kulturen beizutragen. Die deutschen Goethe-Institute in Indien heißen übrigens „Max Mueller Bhavan“.

August Wilhelm Schlegel (1767-1845), der ältere Bruder von Friedrich Schlegel, war ebenfalls ein bedeutender Übersetzer und Kommentator indischer Literatur. Seine Übersetzungen der Werke von Kalidasa, einem der größten indischen Dichter und Dramatiker, erregten großes Aufsehen und beeinflussten die deutsche Literatur maßgeblich. Besonders seine Übersetzung von Kalidasas „Shakuntala“ im Jahr 1791 fand breite Anerkennung und inspirierte deutsche Intellektuelle wie Johann Wolfgang von Goethe und Gottfried Herder.

Ähnlichkeiten zwischen Deutsch und Sanskrit

Die linguistischen Verbindungen zwischen Deutsch und Sanskrit sind ein wirklich faszinierendes Kapitel in der Geschichte der Sprachwissenschaft! Sanskrit, eine der ältesten indogermanischen Sprachen, ist die Ursprache vieler moderner indischer Sprachen wie Hindi, Bengali und Marathi. Die Ähnlichkeiten zwischen Sanskrit und den europäischen Sprachen wurden erstmals im 18. Jahrhundert entdeckt und haben die linguistische Forschung seither nachhaltig geprägt.

Der britische Philologe Sir William Jones war einer der ersten, der 1786 auf die strukturellen Ähnlichkeiten zwischen Sanskrit, Latein und Griechisch hinwies. Er stellte fest, dass diese Sprachen eine gemeinsame Ursprache haben könnten, was zur Entstehung der Indogermanistik führte. Diese Erkenntnis legte den Grundstein für die vergleichende Sprachwissenschaft und zeigte, wie eng die indoeuropäischen Sprachen miteinander verwandt sind.

Die Struktur und der Wortschatz des Deutschen weisen in vielerlei Hinsicht Parallelen zum Sanskrit auf. Zum Beispiel zeigen grundlegende Wörter wie „Vater“ (Sanskrit: „Pitṛ“), „Mutter“ (Sanskrit: „Mātṛ“) und „Bruder“ (Sanskrit: „Bhrātṛ“) deutliche phonologische und semantische Ähnlichkeiten. Diese Gemeinsamkeiten deuten darauf hin, dass sowohl Deutsch als auch Sanskrit aus einer gemeinsamen proto-indoeuropäischen Sprache hervorgegangen sind, die vor etwa 6.000 Jahren gesprochen wurde.

Die grammatikalischen Strukturen beider Sprachen zeigen ebenfalls bemerkenswerte Übereinstimmungen. Sowohl Deutsch als auch Sanskrit verwenden Fälle, um die grammatikalische Funktion von Substantiven zu kennzeichnen. Dies umfasst Nominativ, Akkusativ, Dativ und Genitiv, obwohl das Sanskrit zusätzlich noch den Ablativ, Instrumental und Lokativ kennt. Die Verwandtschaft in der Syntax und Morphologie unterstreicht die gemeinsamen Wurzeln dieser Sprachen und ermöglicht es Linguisten, die Entwicklung der indogermanischen Sprachen besser zu verstehen.

Diese linguistischen Verbindungen sind nicht nur von akademischem Interesse, sondern haben auch kulturelle und historische Bedeutung. Sie verdeutlichen, wie die alten indischen und europäischen Kulturen durch eine gemeinsame sprachliche und kulturelle Erbschaft miteinander verbunden sind, und bieten Einblicke in die Migration und Interaktion früher menschlicher Zivilisationen.

Deutsche Wörter indischen Ursprungs

Hier sind einige deutsche Wörter, die aus Indien stammen und die kulturelle Verbindung zwischen den beiden Ländern illustrieren. Hätten Sie es gewusst?

Das Bandana: Ein Bandana ist ein buntes Tuch, das üblicherweise um den Kopf oder Hals getragen wird. Dieses Accessoire, das heute weltweit beliebt ist, stammt ursprünglich vom indischen Subkontinent. Das Wort „Bandana“ leitet sich vom Hindi-Wort „Bandhana“ ab, was „binden“ bedeutet. Ursprünglich waren Bandanas in Indien bunte Seiden- und Baumwolltücher, die als Kopftücher verwendet wurden.

Der Bungalow: In Deutschland bezeichnet ein Bungalow ein eingeschossiges Haus mit flachem Dach, das vor allem in den 1960er Jahren populär war. Das Wort kommt vom Hindi-Wort „Bangla“, das eine Art Hütte bezeichnet, die für europäische Siedler in Bengalen gebaut wurde. „Bangla“ bedeutet ursprünglich „aus Bengalen“. Heute steht der Begriff für ein ein- oder zweistöckiges Privathaus.

Der Dschungel: Das Wort „Dschungel“ stammt vom Hindi-Wort „Jungle“, das dichte Wälder beschreibt. Das Sanskrit-Wort „Jungala“ bedeutet „rau und trockenes Gelände“. Ursprünglich bezeichnete „Jungala“ raue Gebiete innerhalb eines Waldes. Europäische Entdecker, die oft durch tropische Wälder reisten, prägten den Begriff „Dschungel“ für undurchdringliche Vegetation entlang von Flussläufen.

Der Guru: Das Wort „Guru“ bedeutet im Deutschen „Lehrer“ oder „Ratgeber“ und stammt aus dem Sanskrit. Es setzt sich aus den Wörtern „Gu-“ (Dunkelheit) und „-ru“ (Licht) zusammen. Ein Guru gilt also als Mentor, der Wissen (Licht) vermittelt und Unwissenheit (Dunkelheit) beseitigt. In der hinduistischen Tradition ist ein Guru ein spiritueller Lehrer, der seinen Schülern hilft, ihre eigene Spiritualität zu finden.

Das Shampoo: Das deutsche Wort „Shampoo“ stammt vom englischen „Shampoo“, das sich wiederum vom Hindi-Wort „Champoo“ ableitet. „Champoo“ bezeichnete ursprünglich eine traditionelle indische und persische Körpermassage mit warmem Wasser und Kräuterextrakten. Später wurde es zum Begriff für ein flüssiges Haarwaschmittel, wie wir es heute kennen.

Das Karma: „Karma“, im Deutschen als „Schicksal“ bekannt, stammt vom Sanskrit-Wort „Karman“, das „Handlung“ bedeutet. Ursprünglich bezog sich „Karma“ in der alten indischen Tradition auf rituelle und opfernde Handlungen ohne ethische Bedeutung. Erst in den Upanishaden, einer Gattung der Veden, wurde der Begriff in einen ethischen Kontext erweitert.

Die Veranda: Das Wort „Veranda“ wird im Deutschen synonym mit „Terrasse“ oder „Patio“ verwendet. In Südindien, besonders an der feuchten Westküste, sind Veranda-ähnliche Vordächer sehr verbreitet. Durch den starken portugiesischen und niederländischen Einfluss in dieser Region gelangte das portugiesische Wort „Varanda“ in die lokalen Sprachen wie Malayalam und Marathi und wurde schließlich in andere Sprachen, einschließlich Englisch und Deutsch, übernommen.

Fazit

Die historische Verbindung zwischen Indien und Deutschland hat Spuren in der deutschen Sprache hinterlassen. Von Architekturbegriffen bis hin zu alltäglichen Gegenständen – die sprachlichen Einflüsse Indiens auf das Deutsche sind vielfältig und zeigen die kulturelle Verflechtung beider Länder über die Jahrhunderte hinweg.

Fallen Euch weitere Wörter ein? Schreibt sie gerne in das Kommentarfeld!

Choti Gandhawa
Choti Gandhawa
Choti Gandhawa ist Student der Kommunikationswissenschaften und seit 2021 als freier Redakteur für theinder.net tätig. Seine Schwerpunkte sind aktuelle Tages- und Wirtschaftspolitik sowie Postkolonialismus.

1 Kommentar

  1. Vielen Dank für den interessanten Artikel.
    Auf Anhieb fällt mir noch ein:
    Punch. Das heiße Getränk kommt ursprünglich aus Indien und wurde aus fünf Zutaten hergestellt. panch (Hindi) = 5
    Balu, bekannt aus Rudyard Kiplings Dschungelbuch ist ein Bär und heißt auch Bär. bhalu ( Hindi) = Bär.

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