Die indische Adani-Gruppe steht erneut im Zentrum massiver Vorwürfe, die das Unternehmen in Turbulenzen stürzen, berichtet das Wirtschaftsmagazin Handelsblatt. Nachdem Hindenburg Research, ein US-amerikanischer Shortseller, bereits vor eineinhalb Jahren schwere Anschuldigungen gegen die Unternehmensgruppe des Milliardärs Gautam Adani (Foto) erhoben hatte, kommen nun neue Enthüllungen ans Licht. Diese Vorwürfe führten damals zu einem historischen Kurssturz, bei dem die Adani-Gruppe zeitweise über 150 Milliarden Dollar an Börsenwert verlor.
Im aktuellen Bericht fokussiert sich Hindenburg auf die indische Finanzaufsicht, insbesondere auf deren Vorsitzende, Madhabi Puri Buch. Der Vorwurf: Buch sei in einen Interessenkonflikt verwickelt, da sie und ihr Ehemann in undurchsichtige Offshore-Fonds involviert gewesen seien, die Verbindungen zur Adani-Gruppe haben sollen. Diese Fonds, die auf Mauritius und Bermuda registriert sind, wurden angeblich von Personen mit engen Verbindungen zu Adani und seinem Bruder Vinod geleitet und könnten zur Kursmanipulation genutzt worden sein. Buch bestreitet jede Form von Fehlverhalten und verteidigt ihre Investitionen als rein persönlicher Natur ohne Bezug zur Adani-Gruppe.
Diese Enthüllungen haben in Indien für große politische Unruhe gesorgt. Die Opposition sieht in den Anschuldigungen einen weiteren Beleg für die Nähe zwischen der Adani-Gruppe und der Regierung von Premierminister Narendra Modi, der vorgeworfen wird, das Unternehmen zu schützen. Rahul Gandhi und andere führende Oppositionspolitiker fordern den Rücktritt von Buch und warnen davor, dass Indiens Ruf als transparenter und verlässlicher Investitionsmarkt auf dem Spiel steht.
Die Adani-Gruppe wies die neuen Vorwürfe als „böswillig und manipulierend“ zurück. Gleichzeitig versucht die indische Wertpapieraufsicht Sebi, ihren Ruf zu verteidigen, indem sie betont, dass die meisten Untersuchungen zu Adani abgeschlossen seien. Dennoch bleibt die Skepsis groß, zumal die Ermittlungen bereits mehrfach verlängert wurden, ohne konkrete Ergebnisse zu liefern. Der Fall zieht sogar Parallelen zum Wirecard-Skandal, da ähnliche Offshore-Fonds in beide Affären involviert sind.
Indiens Kapitalmarkt steht vor einer Zerreißprobe, und die Glaubwürdigkeit der Finanzaufsicht sowie die Transparenz im Umgang mit großen Industriekonglomeraten wie Adani werden auf die Probe gestellt. Die Debatte um die Integrität des indischen Finanzsystems dürfte in den kommenden Wochen weiter an Intensität gewinnen.
Quelle: Adani-Affäre: Vorwürfe gegen Indiens oberste Finanzaufseherin (handelsblatt.com)
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