Indiens Premierminister Narendra Modi hat einen 24-Milliarden-Dollar-Wirtschaftsplan vorgestellt, der Arbeitsplätze schaffen und internationale Investoren anziehen soll. Dieser Plan umfasst Maßnahmen wie die Senkung der Unternehmenssteuern für ausländische Firmen, die Schaffung von Millionen Praktikumsplätzen und gezielte Investitionen in Schlüsselbranchen. Besonders betont wird die Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie der Mittelschicht. Trotz großer Herausforderungen wie hoher Jugendarbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Ungleichheit sieht Sze Sze Yap, Head of Equities Management, Asia ex Japan Equities bei Schroders, in einem Interview mit dasinvestment.com die langfristigen Aussichten für die indische Wirtschaft positiv. Doch wie realistisch sind diese Hoffnungen?
Yap lobt die Balance des Haushalts 2024 zwischen Haushaltskonsolidierung und Investitionskontinuität. Mit einem veranschlagten Haushaltsdefizit von 4,9 Prozent des BIP für 2025 und einem Ziel von 4,5 Prozent für 2026 sieht sie eine realistische Konsolidierung. Der Fokus auf Beschäftigung, Qualifizierung sowie Unterstützung kleiner und mittelständischer Unternehmen und der Mittelschicht wird als entscheidend für das langfristige Wirtschaftswachstum Indiens angesehen. Doch ob diese Ziele tatsächlich erreicht werden können, bleibt abzuwarten.
Ein zentraler Bestandteil des Plans ist die Reduzierung der Unternehmensbesteuerung um fünf Prozent, um Indien für ausländische Unternehmen attraktiver zu machen. Dies passt in die breiteren Bemühungen der Regierung, die „Make in India“-Initiativen und produktionsgebundenen Anreizreformen zu unterstützen. Yap erwartet, dass diese Maßnahmen zu einem Anstieg der ausländischen Direktinvestitionen (FDI) führen könnten, da die Regierung Regeln und Vorschriften für FDI vereinfachen will. Die makroökonomische Stabilität Indiens, fiskalische Disziplin und eine relativ stabile Währung bieten ausländischen Investoren gute Voraussetzungen. Doch skeptische Stimmen fragen sich, ob diese Maßnahmen tatsächlich den erhofften Effekt haben werden.
Obwohl die Investitionen im Vergleich zum Vorjahr um 16 Milliarden Dollar gesunken sind, betont Yap, dass die Kapitalausgaben der Zentralregierung für 2025 mit 11,11 Billionen INR eine 17-prozentige Steigerung im Jahresvergleich darstellen. Diese Ausgaben konzentrieren sich auf Infrastrukturprojekte wie Verteidigung, Straßen und Eisenbahnen und sollen den Investitionszyklus positiv beeinflussen. Es bleibt jedoch fraglich, ob diese gesteigerten Ausgaben ausreichen, um das Investitionsniveau wieder anzuheben.
Die hohe Jugendarbeitslosigkeit bleibt eine große Herausforderung. Yap weist jedoch auf den positiven Trend einer sinkenden Arbeitslosenquote hin, die 2022-23 auf 3,2 Prozent gesunken ist. Dies geht einher mit einer steigenden Erwerbsquote und einer höheren Erwerbsbeteiligung, insbesondere von Frauen. Mit einer jungen Bevölkerung und einem Durchschnittsalter von 28 Jahren sieht Yap langfristiges Potenzial für das Wachstum der indischen Wirtschaft. Ob diese positiven Trends anhalten und die Jugendarbeitslosigkeit weiter gesenkt werden kann, ist jedoch ungewiss.
Yap ist optimistisch, dass Indien sein Gewicht in globalen Indizes erhöhen könnte, gestützt auf starkes Wirtschaftswachstum, stabile Haushalts- und Außenhandelsbilanzen, stabile Währung und zunehmende Beteiligung ausländischer Investoren. Sie identifiziert Infrastruktur, ländliche Ausgaben und Steuereinsparungen als Schlüsselsektoren, die die ländliche Nachfrage und den Konsum in kleineren Städten ankurbeln könnten. Doch ob diese Maßnahmen ausreichen, um Indien nachhaltig auf dem globalen Markt zu etablieren, bleibt offen.
Während die makroökonomischen Bedingungen stark bleiben, rät Yap kurzfristigen Investoren, ihre Renditeerwartungen anzupassen, da Aktienbewertungen aktuell hoch sind. Sie empfiehlt, Marktkorrekturen zu nutzen, um Positionen in Indien auszubauen, da das langfristige Potenzial des Landes vielversprechend ist. Es bleibt abzuwarten, ob Investoren diese Korrekturen tatsächlich nutzen und Indien weiterhin als attraktives Investitionsziel betrachten.
Zusammenfassend sieht Yap großes Potenzial in Modis Wirtschaftsplan, der durch seinen Fokus auf Beschäftigung, Mittelschicht und ausländische Investitionen die Wachstumschancen Indiens mittel- bis langfristig stärken könnte. Sinkende Arbeitslosenzahlen, steigende Erwerbsbeteiligung und der Schwerpunkt auf Infrastrukturprojekte stärken ihr Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft Indiens. Doch angesichts der vielen Unsicherheiten bleibt abzuwarten, ob der Plan tatsächlich die gewünschten Erfolge bringt.
Quellen:
- Modis Wirtschaftsplan: Indiens Sprungbrett zur globalen Spitze? | DAS INVESTMENT
- Budget 2024: Modi pledges $24 billion for jobs, financial aid for allies in Budget 2024 – The Economic Times (indiatimes.com)
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