Die Hochzeit von Anant Ambani, dem jüngsten Sohn von Asiens reichstem Mann Mukesh Ambani (geschätztes Vermögen: 107 Mrd. Euro), mit der Pharmaerbin Radhika Merchant hatte nicht nur in Indien große Aufmerksamkeit erregt. Die Feierlichkeiten waren von einer beispiellosen, wenn nicht maßlos übertriebenen Pracht geprägt, die für einen Normalbürger die Grenzen des Vorstellbaren sprengte. Bitte erwarten Sie im folgenden keine Hofberichterstattung.
Bereits Monate vor dem eigentlichen Ereignis sorgte die Familie Ambani mit einer Reihe von spektakulären Events für Schlagzeilen. Internationale Stars wie Rihanna, Katy Perry, Andrea Bocelli, Justin Bieber, die Backstreet Boys, Pitbull und David Guetta traten bei den diversen Vorveranstaltungen auf. Es wirkte fast wie ausgedacht, dass dem noch ein Höhepunkt folgen sollte. Die Hochzeit selbst fand vom 12. bis 14. Juli in Mumbai statt und sollte alle bisherigen Feierlichkeiten in den Schatten stellen, Tony Blair, Boris Johnson, Gianni Infantino, Shah Rukh und Salman Khan, Bill Gates, Mark Zuckerberg stellen nur einen Bruchteil der illustren Gästeliste dar.
Die Hochzeit eines jungen Paares, die ohne den Reichtum ihrer Eltern (er: Reliance Industries, sie: Encore Healthcare) wohl kaum so hätte ausfallen können und im Boulevard durchweg als das „prunkvollste Ereignis des Jahres“ bezeichnet wurde, ist nicht nur ein Ausdruck eines schier unbegrenzten Reichtums, sondern auch ein Symbol der wachsenden sozialen Ungleichheit in Indien. Während die Ambanis Millionen für ihre Hochzeitsfeiern ausgaben, leben über 200 Millionen Inder in absoluter Armut. Die reichsten 1% der Bevölkerung kontrollieren fast 40% des gesamten Vermögens, während die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergeht.
Besonders brisant wird die Situation durch die engen Verbindungen zwischen der Ambani-Familie und der Regierung von Premierminister Narendra Modi. Die Familie profitiert von staatlichen Großaufträgen und politischen Gefälligkeiten, die ihre Macht und ihren Einfluss festigen. Ein Beispiel für diese skrupellose Ausnutzung politischer Beziehungen war die kurzfristige Aufwertung des Flughafens in Jamnagar zum internationalen Flughafen, um den hochkarätigen Gästen der Vorhochzeitsfeierlichkeiten gerecht zu werden. Nita Ambani, Ehefrau von Mukesh Ambani ist ohne jeglichen Bezug zum olympischen Sport Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und Repräsentantin für Indien.
Trotz aller Kritik ist die 600 Millionen Dollar-Hochzeit für viele Inder auch eine Quelle der Faszination. In einer Gesellschaft, in der Hochzeiten als zentrale kulturelle Ereignisse und Statussymbole gelten, verkörpert die Familie Ambani den ultimativen Traum von Reichtum und Erfolg. Doch dieser Traum hat eine dunkle Seite: Die unverhohlene Zurschaustellung von Privilegien stößt in weiten Teilen der Bevölkerung auf wachsenden Unmut. Während die sozialen Medien mit Bildern der opulenten Feierlichkeiten überflutet wurden, nahmen die Stimmen zu, die diese Demonstration von Reichtum als zynisch und unangebracht kritisierten.
Die Ambani-Hochzeit war somit nicht nur ein gesellschaftliches Mammutereignis, sondern auch ein Spiegel der tiefen sozialen Spannungen in Indien. In einem Land, das sich zunehmend zwischen der Bewunderung für den Reichtum einiger weniger und der Wut über die ungleiche Verteilung von Ressourcen aufreibt, bleibt diese Hochzeit ein Symbol für die Extreme, die das moderne Indien prägen.
Quellen:
- Ambani wedding: after months of celebrations, the ‘Windsors of India’ finally set to marry | India | The Guardian
- The Jarring Opulence of the Billionaire Ambani Wedding | TIME
- With its Hollywood-scale Production and Star-studded Guest List, the Ambani Wedding has Turned India’s Wealth Inequality into a Blockbuster Spectacle – Frontline (thehindu.com)
- Wedding of Anant Ambani and Radhika Merchant – Wikipedia