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Sa, 21. Dezember, 2024
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„Emergency“: Kangana Ranauts Film über ein düsteres Kapitel der indischen Demokratie

Morgen, am 6. September 2024 kommt „Emergency“, das neueste Werk von Kangana Ranaut, endlich in die Kinos. Die Veröffentlichung wurde zuvor aufgrund der indischen Parlamentswahlen nach hinten verschoben. Die Schauspielerin und Regisseurin bringt damit ein kontroverses Kapitel der indischen Geschichte auf die Leinwand und setzt sich mit den politischen Ereignissen auseinander, die das Land in den Jahren 1975 bis 1977 erschütterten. Der Film, der seit seiner Ankündigung 2022 für viel Aufsehen sorgte, beleuchtet die dramatischen Hintergründe des von Indira Gandhi ausgerufenen Ausnahmezustands.

Politische Hintergründe des Ausnahmezustands

Der Film „Emergency“ thematisiert eine entscheidende und zugleich umstrittene Periode in der indischen Geschichte: den Ausnahmezustand, der vom 25. Juni 1975 bis zum 21. März 1977 unter Premierministerin Indira Gandhi verhängt wurde. Diese drastische Maßnahme wurde offiziell mit „inneren Unruhen“ begründet, doch die wahren Gründe liegen tiefer und sind eng mit Gandhis politischer Situation zu jener Zeit verbunden.

Im Juni 1975 erklärte das Allahabad High Court Gandhis Wahlsieg von 1971 aufgrund von Wahlmanipulationen für ungültig und untersagte ihr, weiterhin öffentliche Ämter zu bekleiden. Dieser Urteilsspruch brachte Gandhi in eine prekäre Lage: Sie sah ihre politische Macht bedroht und sah sich wachsendem Druck und Protesten ausgesetzt, die ihren Rücktritt forderten. Um ihre Position zu sichern, griff sie zu einem radikalen Mittel: dem Ausnahmezustand gemäß Artikel 352 der indischen Verfassung. Dieser Schritt ermöglichte es ihr, fundamentale Bürgerrechte wie die Meinungsfreiheit außer Kraft zu setzen und politische Gegner zu inhaftieren.

Machtkonzentration und Repressionen

Während des Ausnahmezustands zentralisierte Gandhi die Macht in ihrem Büro, wodurch die demokratische Gewaltenteilung praktisch außer Kraft gesetzt wurde. Sie entließ gewählte Regierungen in den Bundesstaaten und ersetzte sie durch loyale Anhänger, was zu einer massiven Ausweitung der Kontrolle durch die Zentralregierung führte.

Ein besonders umstrittenes Element dieser Zeit war die „Nasbandi“-Kampagne, ein staatliches Familienplanungsprogramm, das teilweise zu erzwungenen Sterilisationen führte. Diese rigorosen Maßnahmen, die unter dem Deckmantel der Bevölkerungskontrolle durchgeführt wurden, stießen auf erheblichen Widerstand in der Bevölkerung und verstärkten die Unzufriedenheit.

Widerstand und das Ende des Ausnahmezustands

Trotz der umfassenden Repressionen formierte sich eine starke Opposition gegen Gandhis autoritäre Politik. Unter der Führung von Jayaprakash Narayan, der zu einer „Totalen Revolution“ aufrief, wuchs eine breite Bewegung, die die Rückkehr zur Demokratie forderte. Diese Bewegung fand sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten Unterstützung und führte zu einer wachsenden politischen Spannung im Land.

1977 schließlich setzte Gandhi auf Neuwahlen, in der Hoffnung, ihre Herrschaft zu legitimieren. Doch die Janata-Partei, angeführt von Morarji Desai, vereinte die Opposition und gewann die Wahl. Der Sieg der Janata-Partei beendete den Ausnahmezustand und stellte die Demokratie in Indien wieder her. Der Machtwechsel markierte einen Wendepunkt in der indischen Politik und hinterließ tiefe Spuren im politischen Bewusstsein des Landes.

„Emergency“: Ein filmischer Blick auf ein prägendes Ereignis

Kangana Ranauts „Emergency“ ist mehr als nur ein historisches Drama. Der Film, in dem neben Ranaut selbst (Indira Gandhi) auch Schauspieler wie Anupam Kher (Jayaprakash Narayan), Shreyas Talpade (Atal Bihari Vajpayee), Mahima Chaudhry (Pupul Jayakar) und Milind Soman (Sam Manekshaw) auftreten, bietet eine intensive Auseinandersetzung mit den politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Ausnahmezustands. Indem er die Ereignisse dieser Zeit rekonstruiert, regt der Film zur Reflexion über die Zerbrechlichkeit der Demokratie und die Gefahren autoritärer Machtstrukturen an.

Mit „Emergency“ nimmt Kangana Ranaut das Publikum mit auf eine Reise durch eines der dunkelsten Kapitel der indischen Geschichte und fordert dazu auf, die Lehren dieser Zeit neu zu bewerten. Der Film verspricht, nicht nur eine eindrucksvolle historische Nacherzählung zu sein, sondern auch einen relevanten Beitrag zur politischen Debatte über Macht und Demokratie zu leisten, vielleicht auch mehr als ein Wink mit dem Zaunpfahl auf die aktuellen politischen Entwicklungen im Land wie etwa Einschränkungen der Pressefreiheit, Inhaftierung von Oppositionellen und autokratischen Strukturen – dem Zuschauer dürfte das nicht entgehen.

Nina Rao
Nina Rao
Nina studiert an der TU Dortmund und interessiert sich für den indischen Film. Gut gemachte Bollywoodfilme haben es ihr besonders angetan. Seit 2024 schreibt sie für theinder.net hauptsächlich Bollywood-Filmkritiken, die sie in deutschsprachigen Medien immer noch für unterrepräsentiert hält...

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