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So, 22. Dezember, 2024
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Buchrezension: „Maria, Just Maria“ von Sandhya Mary

In „Maria, Just Maria“ erzählt Sandhya Mary die Geschichte einer Frau aus Kerala, die nach dem Tod ihrer Großmutter in einer psychiatrischen Klinik landet. Die Handlung beginnt mit Maria als frisch geschiedener Frau, die in ihren Erinnerungen nach Antworten sucht, warum sie in der Klinik gelandet ist. Diese Suche nach dem Ursprung ihres „Wahnsinns“ treibt die Handlung voran, während die Erzählung sich über einen langen Zeitraum ausdehnt und sowohl alltägliche als auch göttliche Momente einfängt.

Der Roman, der ursprünglich in Malayalam verfasst und von Jayasree Kalathil ins Englische übersetzt wurde, lässt die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen und entfaltet eine komplexe Erzählung über Marias Kindheit und ihre Erinnerungen an ihr Familienhaus Kottarathil Veedu. Verschiedene Figuren aus Marias Leben treten als Erzähler auf und tragen zu einem vielschichtigen, nicht-linearen Narrativ bei, das sowohl humorvoll als auch tiefgründig ist.

Ein besonders humorvolles Kapitel zeigt den heiligen Geevarghese Sahada, der frustriert über die Banalität der Sorgen der Menschen, beginnt, in ihren Träumen zu erscheinen. Diese Ehrlichkeit wird jedoch nicht geschätzt, und die Menschen versuchen, den Kontakt zu ihm zu vermeiden, was zu einer tragikomischen Abwendung von der Kirche führt.

Trotz dieser humorvollen Momente ist „Maria, Just Maria“ keine leichte Lektüre. Die Vielzahl an Charakteren und die dichten, verschachtelten Geschichten fordern den Leser heraus, da viele Ereignisse erst nach mehreren Kapiteln ihre Bedeutung entfalten. Ein Beispiel dafür ist die Geschichte von Marias Großvater, der eine Freundschaft mit einer Frau namens Kali in einer Kneipe pflegt. Jahre später sitzt Maria auf einem Cashewbaum, den Kali einst gepflanzt hat, ohne zu wissen, wie sehr diese Vergangenheit ihre Gegenwart beeinflusst.

Der Roman beleuchtet auch Marias entfremdetes Verhältnis zu ihrer Familie. Als sie schließlich zu ihren Eltern zurückkehrt, fühlt sie sich als Außenseiterin in einer Familie, die sie kaum kennt. Diese Entfremdung führt zu einem Rückzug in ihre eigenen Erinnerungen, die jedoch nicht immer zuverlässig sind. In einer Szene erinnert sich Maria an ein glückliches Kindheitserlebnis, das ihre Großeltern jedoch nicht bestätigen können, was Maria in tiefe Verzweiflung stürzt.

„Maria, Just Maria“ ist nicht nur eine Erzählung über verlorene Kindheitsfantasien, sondern auch eine tiefgründige Untersuchung darüber, wie unsere Erinnerungen und die Geschichten, die wir uns selbst erzählen, unsere Persönlichkeit formen. Der Roman stellt die Frage, wie viel von dem, was wir als Erwachsene sind, auf falschen Erinnerungen basiert und ob das ebenfalls als „Wahnsinn“ betrachtet werden kann. Inmitten von Herzschmerz und Freude zeigt der Roman die Suche einer Frau nach ihrem Platz in der Welt und ihre Reise, um „einfach nur Maria“ zu sein.

Tina Singh
Tina Singh
Tina schrieb ihren ersten Artikel für theinder.net bereits 2005 und interessiert sich für gesellschaftliche Themen, Musik und Reisen. Heute ist sie im Touristikbereich tätig.

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