„Stree 2“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie man eine gute Idee im zweiten Anlauf komplett verwässern kann. Während der erste Teil mit seinem charmanten Mix aus Grusel, Humor und einer Prise Gesellschaftskritik überraschte, wirkt der Nachfolger wie eine plumpe Kopie, die ihren eigenen Erfolg nicht so recht versteht. Alles, was im ersten Film funktionierte, wird hier gnadenlos übertrieben: mehr Spuk, mehr Witze, mehr Cameos – aber leider auch mehr Leerlauf und Absurditäten, die weder gruselig noch witzig sind.
Die Handlung beginnt dort, wo der erste Teil endete. Im Dorf Chanderi, wo einst die geisterhafte Stree die Männer terrorisierte, hat sich die Lage beruhigt. Statt der alten Warnschrift „Stree, kal aana“ prangt nun „Stree, beschütze uns“ an den Wänden. Doch anstatt die alte Geschichte ruhen zu lassen und vielleicht einen neuen Weg einzuschlagen, serviert uns „Stree 2“ eine neue übernatürliche Bedrohung: Sarkata, ein kopfloser Geist, der angeblich „moderne“ und „befreite“ Frauen entführt. Schon diese Prämisse klingt wie eine billige Karikatur gesellschaftlicher Themen, ohne den Anspruch, sie ernsthaft zu behandeln.
Rajkumar Rao, der als Vicky im ersten Teil noch charmant und naiv den Dorfhelden gab, kämpft hier verzweifelt gegen ein Skript an, das ihm keinerlei Entwicklung bietet. Sein Charakter will lediglich seine vermeintliche „Freundin“, die er für die Stree hielt, zurückholen, um die neue Bedrohung zu bekämpfen – und natürlich auch, weil er nicht nur ein Held, sondern auch ein einsamer Junggeselle ist. Diese Motivation wird nicht nur langweilig, sondern auch ziemlich schnell unglaubwürdig.
Seine Gefährten – Janaa, Bittu und der schrullige Bibliothekar Rudra – versuchen, mit ihrem irrwitzigen Verhalten und dämlichen Sprüchen für die nötige Comedy zu sorgen. Doch was im ersten Teil als gelungene Nebenhandlung durchging, wird hier zum Hauptelement. Das Problem: Der Humor zündet nur noch selten. Pankaj Tripathi als Rudra stiehlt dabei zwar erneut die Show, aber selbst er kann dem überdrehten, oft unfreiwillig komischen Drehbuch nichts mehr hinzufügen.
Dann gibt es noch die Cameos, die das ohnehin schon chaotische Narrativ noch weiter aufblähen. Akshay Kumar, Varun Dhawan und Tamannaah Bhatia tauchen auf, ohne dass ihre Rollen irgendeinen Mehrwert für die Geschichte bieten. Diese Gastauftritte fühlen sich eher wie verzweifelte Versuche an, dem Film zusätzliche Starpower zu verleihen, anstatt wirklich zur Handlung beizutragen.
Der Horror-Anteil des Films, der ja eigentlich das zentrale Element sein sollte, verkommt zur Nebensache. Sarkata, der kopflose Geist, ist weder gruselig noch besonders interessant. Die CGI-Effekte sind bestenfalls mittelmäßig und erinnern mehr an alte B-Movies als an modernen Horror. Anstatt auf subtile Schreckmomente zu setzen, gibt es eine Überdosis an vorhersehbaren Jump-Scares, die eher zum Gähnen als zum Schaudern einladen.
Auch die Musik, die im ersten Teil noch zu den Highlights zählte, schafft es nur in Ansätzen zu überzeugen. Sachin-Jigar liefern mit „Aaj ki raat“ zwar einen eingängigen Song ab, der als Höhepunkt durchgeht, doch die restlichen Stücke bleiben blass und uninspiriert. Die Hintergrundmusik von Justin Verghese ist solide, trägt aber wenig dazu bei, die Stimmung zu heben oder Spannung zu erzeugen.
Regisseur Amar Kaushik, der bereits mit „Stree“ und „Bala“ bewiesen hat, dass er ein Talent für schräge Geschichten hat, scheint hier sein eigenes Erfolgsrezept aus den Augen verloren zu haben. „Stree 2“ will alles größer und spektakulärer machen, verliert dabei aber die Essenz, die den ersten Film so besonders gemacht hat. Statt einer cleveren Mischung aus Grusel und Humor, die subtil gesellschaftliche Themen wie Genderrollen hinterfragte, bekommen wir eine überfrachtete Story voller Logiklöcher und schlecht getimter Witze.
Ein weiteres Problem ist die Laufzeit des Films. Die Handlung zieht sich vor allem in der zweiten Hälfte wie Kaugummi. Immer wieder werden unnötige Szenen eingefügt, die den Film künstlich in die Länge ziehen, ohne wirklich etwas zur Geschichte beizutragen. Und dann kommt das Finale, das sich schier endlos hinzieht. Nicht nur gibt es eine übertriebene Schlussszene, nein, es folgt sogar noch ein Post-Climax und ein Post-Post-Climax. Irgendwann weiß man als Zuschauer nicht mehr, ob man weinen oder lachen soll – vermutlich beides.
„Stree 2“ enttäuscht auf ganzer Linie! Was als spannender Horrorkomödien-Hit begann, endet hier in einem überambitionierten und völlig chaotischen Sequel, das mehr auf Effekthascherei als auf eine sinnvolle Handlung setzt. Wer sich auf gruseligen Spaß gefreut hat, wird stattdessen mit einem konfusen Mischmasch aus schlecht getimten Witzen, halbgaren Gruseleffekten und unnötigen Starauftritten abgespeist. Schade um das Potenzial – und schade um die Zeit und Geld, das man mit diesem Film verschwendet.