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Mi, 16. Oktober, 2024
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„Tiger 3“: Müdes Spionagedrama ohne frische Impulse

Tiger 3 beginnt vielversprechend mit einer Rückblende ins Jahr 1999, die tief in die emotionale Vorgeschichte von Zoya (Katrina Kaif) eintaucht. Diese Erzählung bildet das Fundament für die aktuelle Handlung, in der Tiger (Salman Khan) gerade von einer bedeutungslosen Mission zurückkehrt, die nur als Zeitvertreib dient. Schnell entwickelt sich die Geschichte weiter, als ein unerwarteter Wendepunkt Tiger und Zoya zwingt, unterschiedliche Wege einzuschlagen. Aatish Rehman, ein einflussreicher Mentor von Zoya, wird als zentraler Gegenspieler eingeführt, der Tiger aufgrund eines persönlichen Verlustes ins Visier nimmt und ihn geschickt zum Staatsfeind Pakistans erklärt. Der Film dreht sich schließlich um Tigers Bemühungen, diesen mächtigen Gegner zu besiegen.

Was die Erzählstruktur angeht, beeindruckt der Film in der ersten Hälfte mit einer gelungenen Mischung aus Charakterentwicklung und spannungsgeladenen Momenten. Zoyas Hintergrundgeschichte und die Entstehungsgeschichte ihrer Beziehung zu Tiger sind emotional und fesselnd erzählt. Doch leider kann die zweite Hälfte nicht an dieses hohe Niveau anknüpfen. Die Handlung zerfällt zunehmend in klischeehafte Spionage-Drama-Elemente, die das zuvor aufgebaute Interesse allmählich schwinden lassen.

Visuell präsentiert sich Tiger 3 zwar überwiegend eindrucksvoll, doch die Qualität der Spezialeffekte, insbesondere bei den Nahaufnahmen von Salman Khan, lässt zu wünschen übrig. Die Action-Szenen sind solide inszeniert, aber es fehlt ihnen an der visionären Kraft, die sie zu unvergesslichen Momenten machen könnte. Besonders bedauerlich ist, dass außer der Eröffnungsszene, in der Tiger auf einem Motorrad durch die Berge rast, kaum weitere Höhepunkte geboten werden, die im Gedächtnis bleiben könnten. Und ich muss es einfach so sagen: Salman Khan wird leider nicht jünger.

Die Schwächen im Drehbuch schlagen sich auch in der filmischen Umsetzung nieder. Die Schnitte von Rameshwar Bhagat sind oft abrupt und stören den Fluss der Action-Sequenzen, was das Sehvergnügen merklich trübt. Kameramann Anay Goswamy versucht zwar, die schnellen Kampfszenen durch kreative Kameraführung zu verstärken, doch dies reicht nicht aus, um die Defizite der Handlung zu kaschieren.

Salman Khan bringt in Tiger 3 zwar wie gewohnt seine charismatische Leinwandpräsenz zur Geltung, doch die schlechten Dialoge und die begrenzten Gelegenheiten, seine ikonischen, heldenhaften Sprüche zu rezitieren, schmälern seine Wirkung. Schade: Katrina Kaif, die in Tiger Zinda Hai noch mit einer denkwürdigen Actionszene im Krankenhaus brillierte, wird hier auf eine oberflächliche Rolle reduziert. Eine fragwürdige Szene in einem Hamam wird ohne echten narrativen Grund inszeniert, was symptomatisch für viele unzusammenhängende Momente im Film ist. Ihre Dialoge wirken oft deplatziert und untypisch für ihre Figur.

Emraan Hashmi, der als Aatish Rehman ursprünglich vielversprechend eingeführt wird, bleibt letztlich hinter den Erwartungen zurück. Die Parallelen zu John Abrahams Charakter Jim aus Pathaan sind unübersehbar, und es scheint, als hätte man Hashmis Potenzial nicht ausgeschöpft. Auch Vishal Jethwa, ein talentierter Schauspieler, wird enttäuschend unterfordert, was angesichts seiner Fähigkeiten besonders schade ist. Selbst der vielbesprochene Cameo-Auftritt von Shah Rukh Khan enttäuscht, da er zu künstlich und konstruiert wirkt, um echte Begeisterung zu wecken.

Regisseur Maneesh Sharma zeigt in der ersten Hälfte noch ein gutes Gespür für Tempo und Spannung, verliert jedoch im Verlauf des Films zunehmend die Kontrolle über die Erzählung. Das Ergebnis ist ein Spionage-Drama, das zwar visuell ansprechend ist, aber emotional und narrativ ermüdend wirkt. Die Musik von Tanuj Tiku passt sich dieser Tendenz an, indem sie in der zweiten Hälfte unnötig laut wird und versucht, die schwache Handlung durch übertriebene Klänge aufzuwerten.

Insgesamt bleibt Tiger 3 weit hinter den Erwartungen zurück. Nach dem beeindruckenden Jawan wirkt dieser Film wie ein Rückschritt, selbst für eingefleischte Salman Khan-Fans. Was als vielversprechender Actionfilm beginnt, endet als müder Abklatsch besserer Genrevertreter. Vielleicht ist es an der Zeit, dass der Tiger im Tierpark seinen Ruhestand genießt.

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Nina Rao
Nina Rao
Nina studiert an der TU Dortmund und interessiert sich für den indischen Film. Gut gemachte Bollywoodfilme haben es ihr besonders angetan. Seit 2024 schreibt sie für theinder.net hauptsächlich Bollywood-Filmkritiken, die sie in deutschsprachigen Medien immer noch für unterrepräsentiert hält...

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