Abschnitt 420 des indischen Strafgesetzbuches war zwar mal ein Gesetz gegen Betrug, aber eigentlich hat er viel mehr als das bewirkt – er wurde zu einem echten Lifestyle-Code für jeden, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. „Char Sau Bees“ (auf Hindi „420“) ist mittlerweile so tief in die Populärkultur eingewoben, dass es kaum noch um das eigentliche Gesetz geht. Wer in Indien als „420“ bezeichnet wird, der weiß, dass er als cleverer Trickser oder raffinierter Betrüger gesehen wird – mit einem Grinsen im Gesicht und immer ein bisschen zu schnell für die Regeln.
Das Gesetz selbst war simpel: Wer jemanden betrügt und damit dazu bringt, sein Eigentum herauszurücken, der konnte bis zu sieben Jahre hinter Gittern landen. Aber natürlich ging es nicht nur darum, einfach mal den Vertrag zu brechen – das wäre ja langweilig. Um wirklich ein echter „420er“ zu sein, musste man von Anfang an mit dem Plan antreten, jemanden nach Strich und Faden hinters Licht zu führen. Und genau diese Absicht, die muss bewiesen werden, um jemanden zu schnappen. Für alle anderen, die es einfach nur „probieren“, bleibt es ein simpler Vertragsbruch und kein strafbarer Betrug.
Über die Jahre hat sich der Begriff „420“ wie ein Running Gag in der indischen Populärkultur verbreitet. Ob Bollywood oder der Straßenjargon – jeder versteht sofort, dass „420“ für jemanden steht, der sich elegant und mit Stil durch das Leben mogelt. Die bekanntesten Beispiele dafür sind wohl die Klassiker des indischen Kinos: „Shree 420“ aus dem Jahr 1955 und „Chachi 420“ aus 1997. Beide Titel haben das „420“-Label so charmant in Szene gesetzt, dass der Ausdruck ein fester Bestandteil der Umgangssprache geworden ist. Wer würde nicht gerne so geschickt wie eine „Chachi 420“ oder so legendär wie ein „Shri 420“ durch die Welt spazieren?
Heute mag Abschnitt 420 aus dem Strafgesetzbuch verschwunden sein, doch das Image bleibt. Egal, ob in Indien, Pakistan oder Myanmar – überall schwingt „420“ mit einem Augenzwinkern mit. Ein „420er“ ist jemand, der vielleicht nicht immer ehrlich spielt, aber das eben auf eine Art macht, die Respekt abverlangt. Klar, vielleicht endet man mit einer Geldstrafe oder gar ein paar Jahren im Knast – aber bis dahin hat man mindestens eine verdammt gute Zeit gehabt.