Indien hat seine Position in der globalen Währungsdebatte bekräftigt und Spekulationen über eine gezielte De-Dollarisierung zurückgewiesen. Shaktikanta Das, Gouverneur der Reserve Bank of India (RBI), stellte nach einer geldpolitischen Sitzung klar, dass die Förderung des Handels in lokalen Währungen keine Abkehr vom US-Dollar als Leitwährung darstellt. Vielmehr sei das Ziel, die wirtschaftliche Stabilität zu stärken und Risiken durch die Abhängigkeit von einer einzigen Währung zu minimieren.
Initiativen wie die Einrichtung von Vostro-Konten und bilaterale Abkommen zur Nutzung nationaler Währungen im Handel mit ausgewählten Partnerländern sind laut Das Teil eines strategischen Ansatzes, um die indische Wirtschaft widerstandsfähiger gegenüber externen Schwankungen zu machen. „Die Abhängigkeit von einer einzigen Währung, sei es der US-Dollar oder eine andere, birgt Risiken, die durch Auf- oder Abwertungen entstehen können“, erklärte er. Indien hat bislang Abkommen mit Ländern wie Russland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und einigen südasiatischen Nachbarn geschlossen, um den Handel in lokaler Währung zu fördern.
Im Rahmen der BRICS-Kooperation wurde auch die Idee einer gemeinsamen Währung diskutiert. Jedoch betonte Das die geografischen und wirtschaftlichen Herausforderungen eines solchen Vorhabens. Anders als in der Eurozone, wo geografische Nähe und politische Einheitlichkeit bestehen, seien die BRICS-Mitglieder – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – über Kontinente hinweg verstreut, was eine Umsetzung erschwert. Während Russland eine langfristige Vision für eine BRICS-Währung vertritt, hat Indien klare Vorbehalte geäußert und seine Priorität auf nationale Souveränität und Handelsflexibilität gelegt
Die Diskussionen um lokale Währungen und mögliche De-Dollarisierungsansätze erfolgen vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen. Donald Trump, der designierte Präsident der Vereinigten Staaten, warnte jüngst vor möglichen Sanktionen und Strafzöllen auf BRICS-Staaten, sollten diese eine Alternative zur globalen Dominanz des Dollars schaffen. „Die BRICS-Staaten sind bislang die einzige bedeutende multilaterale Gruppe ohne direkte US-Beteiligung, was den Druck auf deren Autonomie erhöht“, kommentieren Analysten die Lage.
Indien hat jedoch keinen umfassenden Plan, den US-Dollar zu ersetzen, und sieht diesen weiterhin als unverzichtbare Leitwährung im internationalen Handel. „Es gibt keinen Plan für eine De-Dollarisierung. Der Dollar wird auch künftig eine dominierende Rolle spielen“, stellte Das auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos klar. Gleichzeitig werde Indien jedoch an Maßnahmen arbeiten, die die Risiken für seine Wirtschaft verringern und den internationalen Handel erleichtern
Indiens währungspolitische Maßnahmen zielen darauf ab, die nationale Wirtschaft resilienter zu gestalten, ohne die bestehende globale Ordnung grundlegend infrage zu stellen. Mit seiner strategischen Entscheidung, lokale Währungen im Handel zu fördern, setzt Indien ein Zeichen für Flexibilität und Anpassungsfähigkeit – jedoch nicht gegen den US-Dollar, sondern für eine breitere Risikostreuung in einer zunehmend unberechenbaren Weltwirtschaft.