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Mi, 18. Dezember, 2024
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Filmrezension: „I want to talk“

(nr) Eine Bollywood-Biografie mit Höhen und Tiefen: Shoojit Sircar, der Regisseur, der uns charmante Werke wie „Piku“ geschenkt hat, versucht sich in „I want to talk“ an einer emotionalen Biografie – und stolpert dabei über so manche Klippe, die er selbst errichtet.

Abhishek Bachchan spielt Arjun Sen, einen Marketing-Profi, der selbst Glatzen Haaröl andrehen könnte. Sein Leben in den USA, geprägt von beruflichem Erfolg und persönlichem Scheitern, gerät aus den Fugen, als er an Krebs erkrankt. Ach ja, und natürlich fährt er weiter Cadillac, auch wenn er Job und Haus verliert – man muss Prioritäten setzen.

„Drehbuch und Tempo: Eine Gratwanderung zwischen Drama und Langeweile“

Die Geschichte basiert auf dem Leben des echten Arjun Sen, aber die „50 Prozent Dramatik“, die laut Regisseur hinzugefügt wurden, fühlen sich oft an wie ein Fiebertraum. Die erste Hälfte zieht sich wie Kaugummi: Szenen, in denen Arjun mürrisch Pizza isst und seiner Tochter halbherzig Nachrichten schickt, dominieren. Wäre da nicht die erfrischend absurde Szene seines Selbstmordversuchs, hätte man sich fast selbst nach Ablenkung umgesehen. Erst in der zweiten Hälfte wird das Geschehen erträglicher – oder sagen wir: etwas flotter.

Die Chemie zwischen Arjun und seiner Tochter Reya ist so distanziert, dass man sich fragt, ob sie überhaupt verwandt sind. Keine Umarmungen, keine nennenswerten emotionalen Momente – ein Vater, der jederzeit sterben könnte, und dennoch so viel Nähe wie zwei Fremde in der U-Bahn.

„Darstellerische Leistungen: Ein Lichtblick im Chaos“

Abhishek Bachchan gibt sich alle Mühe, Arjuns komplexe Persönlichkeit glaubhaft darzustellen, und gelingt das erstaunlich gut. Besonders in den Szenen, in denen er mit seiner Tochter (überzeugend gespielt von Ahilya Bamroo) interagiert, zeigt sich eine leise, witzige Melancholie. Auch die ironischen Gespräche mit seinem Arzt (Jayant Kripalani) verleihen dem Film etwas Würze. Leider wurde Johny Lever, die Comedy-Legende, verschenkt: Seine Rolle ist klein und uninspiriert – ein klares Versäumnis.

Die jüngere Version von Reya, dargestellt von Pearle Dey, punktet hingegen mit einer charmanten Mischung aus Neugier und Reife.

„Regie und Umsetzung: Viel gewollt, wenig gelungen“

Shoojit Sircar hat schon bewiesen, dass er sowohl Drama als auch Humor geschickt vereinen kann. Doch hier scheint er im Versuch, Realismus zu inszenieren, die Geduld seines Publikums überstrapaziert zu haben. Ein solches Drama braucht nicht nur emotionalen Tiefgang, sondern auch einen gewissen Rhythmus, um zu fesseln – beides fehlt in großen Teilen des Films. Die minimalistischen Songs retten ein wenig den Tag, aber insgesamt bleibt das Werk schwerfällig.

Vielleicht sollte Sircar sich daran erinnern, warum Filme wie „Piku“ und „Vicky Donor“ trotz ihres Offbeat-Ansatzes funktioniert haben: Sie boten eine Balance aus Unterhaltung und Substanz.

Also dann: „I want to talk“ ist eine Achterbahnfahrt: Einige Teile berühren, andere lassen einen gähnend zurück. Achtung, Spoiler: Der letzte Twist – der echte Arjun Sen tritt auf – gibt dem Film ein emotionales Gewicht, das man vorher schmerzlich vermisst hat. Wer Geduld mitbringt und Abhishek Bachchans nuanciertes Spiel schätzt, könnte dennoch Gefallen daran finden oder anders gesagt: Für Fans biografischer Filme und Abhishek Bachchan sehenswert, aber insgesamt kein Meisterwerk.

Nina Rao
Nina Rao
Nina studiert an der TU Dortmund und interessiert sich für den indischen Film. Gut gemachte Bollywoodfilme haben es ihr besonders angetan. Seit 2024 schreibt sie für theinder.net hauptsächlich Bollywood-Filmkritiken, die sie in deutschsprachigen Medien immer noch für unterrepräsentiert hält...

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