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US-Sanktionen gefährden Indiens Ölversorgung

Die jüngsten Strafmaßnahmen der USA gegen Russlands Ölwirtschaft werfen die Energieversorgung Indiens ins Chaos und gefährden die wirtschaftlichen Aussichten des Landes. Russland hat sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs mit attraktiven Preisnachlässen zum wichtigsten Öllieferanten für Indien entwickelt. Doch die umfassendsten Sanktionen, die Washington bislang gegen russische Energielieferanten verhängt hat, drohen diesen Handel schwer zu stören.

Im Zentrum der Maßnahmen steht eine Schattenflotte russischer Tanker, die bislang unter Flaggen von Ländern wie Gabun und Panama agierten und das im Westen verschmähte Öl nach Indien und China transportierten. Diese Flotte, die allein 2024 über 530 Millionen Barrel Öl auslieferte, wird durch Sanktionen gegen 183 Schiffe empfindlich getroffen. Experten wie Rahul Kapoor von S&P Global sprechen von einem massiven Einschnitt: „Diese Maßnahmen werden die russischen Ölströme nach Asien drastisch beeinträchtigen.“

Indische Raffinerien rechnen mit erheblichen Störungen, die Importe von bis zu 800.000 Barrel pro Tag betreffen und bis zu sechs Monate anhalten könnten. Die Regierung in Neu-Delhi hat angekündigt, Lieferungen von sanktionierten Schiffen, die vor dem 10. Januar bestellt wurden, noch anzunehmen. Damit könnte ein zweimonatiger Puffer entstehen, bevor die Sanktionen voll wirken.

Die Folgen für Indien sind gravierend. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent stieg zuletzt auf über 81 Dollar – der höchste Stand seit vier Monaten. Russisches Öl war für Indien dank Rabatten von bis zu 30 Dollar pro Barrel eine günstige Alternative. Doch mit dem Wegfall der Preisvorteile steigen die Energiekosten, was die ohnehin angeschlagene Wirtschaft belastet. Die Landeswährung Rupie fiel jüngst auf ein Allzeittief gegenüber dem US-Dollar, was die Importkosten weiter erhöht.

Der wirtschaftliche Druck spiegelt sich auch in den Wachstumsprognosen wider. Für das laufende Fiskaljahr erwartet die indische Regierung nur noch ein Wachstum von 6,4 %, deutlich weniger als die 8,2 % des Vorjahres. Der Plan von Premierminister Narendra Modi, Indien als globale Wachstumslokomotive zu etablieren, gerät zunehmend ins Wanken.

Ein Hoffnungsschimmer bleibt: Sollte Russland den Preis für sein Öl unter die von den G7-Staaten festgelegte Grenze von 60 Dollar pro Barrel senken, könnten westliche Schiffe wieder für Transporte nach Indien genutzt werden. In Neu-Delhi herrscht vorsichtiger Optimismus, dass Moskau Wege findet, die Sanktionen zu umgehen. Doch die Abhängigkeit von billigen Energieimporten macht deutlich, dass Indien langfristig auf eine diversifizierte Energieversorgung setzen muss.

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