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Mi., 19. Februar, 2025
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Meisterwerk der leisen Töne: Boman Iranis Regiedebüt berührt

„The Mehta Boys“, das Regiedebüt von Boman Irani, nimmt sich eines der komplexesten und oft unausgesprochenen Verhältnisse an: die Beziehung zwischen Vater und Sohn. In diesem Film begegnen wir Shiv Mehta (Boman Irani), einem eigensinnigen, von Verlust gezeichneten Vater, und seinem ebenso starrköpfigen Sohn Amay Mehta (Avinash Tiwary). Ihre Beziehung ist geprägt von formeller Distanziertheit, gegenseitigem Unverständnis und der Weigerung, sich ihren wahren Gefühlen zu stellen. Doch genau hier setzt der Film an und entfaltet eine erzählerische Tiefe, die sowohl melancholisch als auch hoffnungsvoll ist.

Der Film nimmt sich Zeit, seine Charaktere zu etablieren. Amay ist in seinem Job und seinem persönlichen Leben unsicher, unfähig, seine Emotionen auszudrücken oder sich durchzusetzen. Sein Vater wiederum trägt nicht nur den Schmerz des Verlustes seiner Frau, sondern auch eine distanzierte Härte mit sich, die die Vater-Sohn-Beziehung weiter belastet. Als sie gezwungen sind, unter einem Dach zu leben, beginnt eine leise, aber eindrucksvolle emotionale Entwicklung.

Das Drehbuch schafft es, die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und leichten, fast humorvollen Momenten zu wahren. Besonders beeindruckend ist die Art, wie der Film Trauer und Verlust darstellt: etwa in der Szene, in der die Familie erstmals nach dem Tod der Mutter am Esstisch sitzt und die Leere in Form eines unbesetzten Stuhls spürbar wird. Der Film arbeitet mit subtilen, aber wirkungsvollen Bildern, die das Innenleben der Charaktere reflektieren.

Boman Irani und Avinash Tiwary liefern eine Meisterleistung. Irani verkörpert den alternden Vater mit einer Mischung aus Sturheit und verletzlicher Einsamkeit, während Tiwary als Sohn mit inneren Konflikten ringt. Die Chemie zwischen beiden Darstellern ist spürbar und macht die Entwicklung ihrer Beziehung umso authentischer.

Shreya Chaudhry als Amays Freundin und Puja Sarup als vermittelnde Tochter bringen nicht nur Nuancen in die Geschichte, sondern fungieren als emotionale Anker für die beiden Hauptfiguren. Ihre Rollen sind zwar untergeordnet, aber entscheidend für die Dynamik des Films.

Boman Irani beweist mit seinem ersten Film ein großes Gespür für Inszenierung und Charakterentwicklung. Er verzichtet auf übertriebene Dramatik und setzt stattdessen auf fein nuancierte Momente, die das Publikum tief berühren (sie haben mich berührt). Die ruhige, fast poetische Erzählweise erinnert an Filme wie Piku, jedoch mit einer ganz eigenen Note. Besonders die Szenen, in denen einfache alltägliche Situationen mit tiefen Emotionen aufgeladen werden, zeugen von einer meisterhaften Regiearbeit.

„The Mehta Boys“ ist ein bewegendes Familiendrama, das ohne große Worte auskommt und dennoch viel sagt. Es erzählt von Verlorengegangenem, von unausgesprochener Liebe und davon, dass es nie zu spät ist, sich als Familie wiederzufinden. Der Film bietet eine ergreifende Darstellung einer Vater-Sohn-Beziehung, die sich langsam entfaltet und schließlich zu etwas Wärmendem wird. Boman Irani zeigt mit diesem Werk, dass er nicht nur ein hervorragender Schauspieler, sondern auch ein talentierter Regisseur ist. Wer Filme mit Herz und Tiefgang mag, sollte sich „The Mehta Boys“ nicht entgehen lassen.

Nina Rao
Nina Rao
Nina studiert an der TU Dortmund und interessiert sich für den indischen Film. Gut gemachte Bollywoodfilme haben es ihr besonders angetan. Seit 2024 schreibt sie für theinder.net hauptsächlich Bollywood-Filmkritiken, die sie in deutschsprachigen Medien immer noch für unterrepräsentiert hält...

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