Anvita Dutt Guptan entfaltet mit Bulbbul eine düstere, gespenstische Erzählung, die sich wie ein albtraumhafter Schleier über den Zuschauer legt. Der Film ist weit mehr als ein bloßes Schauermärchen; er ist eine verstörende Reise in die tiefsten Abgründe der menschlichen Natur.
Schon in den ersten Bildern liegt eine unheilvolle Stille in der Luft, als würde das alte Anwesen selbst seine dunklen Geheimnisse atmen. Das durchdringende Rot des Films flackert bedrohlich, wie das Glühen von Dämonenaugen in der Dunkelheit. Jeder Raum scheint von geisterhaften Erinnerungen durchzogen, die sich langsam und unerbittlich im Geist des Zuschauers verankern. Statt auf plötzliche Schocks setzt der Film auf eine schleichende, beklemmende Angst – eine Angst, die bis in die Knochen reicht.
Bulbbul selbst ist keine gewöhnliche Frau. Sie ist ein Schatten, eine Präsenz, die stets zu spüren ist, selbst wenn sie nicht sichtbar ist. Ihre Augen brennen mit dem Wissen uralter Qualen, ihr Lächeln birgt eine unheilvolle Drohung. Tripti Dimri verkörpert sie mit einer Mischung aus trügerischer Sanftheit und unheilvoller Entschlossenheit – eine wandelnde Vergeltung, geboren aus Schmerz und getrieben von einer dunklen Gerechtigkeit.
Die Männer in diesem Film sind mehr als bloße Figuren – sie sind Verkörperungen von Angst und Schuld. Sie wandeln durch den Nebel der Erzählung, ahnungslos und doch gezeichnet von ihren Taten. Ihr Schicksal ist bereits besiegelt, auch wenn sie es noch nicht wissen. Satya, der jüngere Schwager, glaubt an Gerechtigkeit – doch es ist eine Gerechtigkeit, die längst in Blut ertränkt wurde. Ihr Ehemann (Rahul Bose) thront wie ein düsterer Monarch über einem zerfallenden Königreich des Schmerzes.
Die Geräusche in diesem Film sind mehr als nur eine Begleitung – sie sind das Raunen der Dunkelheit selbst. Das Wispern des Windes, das Knarren alter Dielen, das verstohlene Atmen im Nichts – all das arbeitet gegen den Zuschauer, zieht ihn immer tiefer in diesen unentrinnbaren Albtraum.
Bulbbul ist eine Geschichte über Rache, aber nicht die Art von Rache, die Genugtuung bringt. Es ist eine Rache, die unaufhörlich brennt, sich immer weiter ausdehnt und niemals erlischt. Die Hexe ist keine bloße Legende, sondern eine Manifestation der tiefsten menschlichen Ängste. Und wenn die Nacht hereinbricht, wenn der Nebel sich auf die Erde senkt und das Rot in den Schatten glüht – dann ist es bereits zu spät.
Wer diesen Film betritt, sollte sich darauf einstellen, dass er einen verändert. Bulbbul verfolgt mich noch immer – und manche Schatten weichen nie mehr.