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So., 9. März, 2025
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„Crazxy“: Ein fulminanter Anfang, der sich im eigenen Ehrgeiz verliert

Mit Crazxy liefert Regisseur Girish Kohli einen Thriller, der mit einem rasanten Einstieg und einer aufregend moralischen Fragestellung startet – und dann in einem Gewirr aus ungenutztem Potenzial und überzogener Theatralik versinkt. Was zunächst wie ein packender Thriller wirkt, entwickelt sich schnell zu einer verworrenen Selbstverliebtheit, die nur noch wenige Funken der anfänglichen Brillanz bewahrt.

Im Zentrum von Crazxy steht Abhimanyu (Sohum Shah), ein moralisch ambivalenter Chirurg, dessen Leben aus den Fugen gerät, als er einen mysteriösen Anruf erhält. Eine unbekannte Stimme informiert ihn, dass seine Tochter entführt wurde und er bis zum Sonnenuntergang Zeit hat, ihr Leben zu retten. Der Film beginnt mit einem klaren, spannungsgeladenen Setup, das den Zuschauer mit einer pulsierenden Jagd gegen die Zeit an den Bildschirm fesselt.

In den ersten Minuten gelingt es dem Film, den Nervenkitzel und die Dringlichkeit überzeugend zu vermitteln. Kohli greift auf das allgegenwärtige Phänomen von Spam-Anrufen und Telefonscherzen zurück und nutzt diese banalen Alltagsereignisse, um das Unheimliche und Bedrohliche ins Spiel zu bringen. Die Spannung wächst, als Abhimanyu auf der Autobahn unterwegs ist und immer mehr moralische und persönliche Dilemmata durch die Stimmen der Nebenfiguren (darunter eine misstrauische Ex-Frau und eine aktuelle Geliebte) aufgeworfen werden. Hier gelingt es dem Film, eine unheimlich komplexe und glaubwürdige Stimmung zu erzeugen.

Doch mit zunehmendem Tempo und wachsendem Drama beginnt der Film seine Struktur zu verlieren. Abhimanyu kämpft nicht nur gegen die Zeit, sondern auch gegen die Logik der Handlung. Die Hinweise und Verdächtigungen, die zu Beginn clever gesetzt werden, verfallen schließlich in unlogische Wendungen, die den Zuschauer immer weiter verwirren. Als Abhimanyu die Grenze zu Delhi überschreitet, verkommt die Geschichte zunehmend zu einer Aneinanderreihung absurder Momente, die mehr den Eindruck eines überambitionierten Filmprojekts vermitteln als eines gut durchdachten Thrillers.

Die Dichte und Raffinesse der Erzählweise schwindet zusehends, und anstatt der aufkommenden Dramatik folgen zunehmend vorhersehbare und wenig plausible Wendungen. Kohli verlässt sich zu sehr auf den emotionalen Zug der Geschichte, was den Film von der eigentlichen Spannung wegführt. So gerät Crazxy immer mehr zu einer Übung in Stil und Schauspielkunst – vor allem Sohum Shah glänzt in seiner Rolle als der verunsicherte Arzt – aber ohne eine echte, greifbare Entwicklung der Erzählung.

Shah selbst trägt den Film mit seiner gewohnt soliden Leistung als Abhimanyu, der zwischen moralischen Abgründen und familiären Verpflichtungen hin- und hergerissen ist. Es ist klar, dass Shah die komplexe Rolle mit Hingabe spielt, doch seine Darstellung kann den Film nicht davor bewahren, in seiner Struktur und seinen Ideen zu versagen. Die Performance ist stark, aber die Geschichte fällt flach, weil die narrativen Fäden immer weiter auseinanderdriften.

Optisch ist Crazxy gut inszeniert, ohne wirklich Neues zu bieten. Die Kameraarbeit nutzt geschickt den schnellen Wechsel zwischen hektischen Szenen und ruhigen Momenten, um das Gefühl der Dringlichkeit zu verstärken. Der Soundtrack trägt zur Spannung bei, aber auch hier übertreibt der Film, indem er zu viel aufdringliche Musik und Effekte verwendet, die den dramatischen Bogen eher schwächen als unterstützen.

‘Crazxy’ ist ein Film, der mit seiner faszinierenden Grundidee und seinem vielversprechenden Anfang punktet, aber schließlich die Kurve nicht kriegt. Es ist, als hätte Kohli versucht, einen intensiven Thriller zu kreieren, aber den emotionalen Fokus verloren, um stattdessen in visuelle und konzeptionelle Extravaganzen zu verfallen. Der Film verliert sich immer mehr in seinen eigenen Ambitionen, sodass der anfängliche Adrenalinschub bald einer leeren Hülle Platz macht. Kohli erinnert uns zu Beginn daran, dass die Geschichte an einem Aprilscherz-Tag spielt, aber am Ende ist es weniger ein Scherz, sondern vielmehr das bittere Gefühl, dass die Geschichte sich selbst überlistet hat.

Insgesamt bleibt Crazxy ein Film, der uns auf den ersten Kilometern mitreißt, um dann mit zunehmender Laufzeit in die falsche Richtung zu fahren. Ein Film, der viel zu schnell seine Brillanz verliert und letztlich mehr als eine Schauspielübung wirkt, statt ein rundum überzeugendes Thriller-Erlebnis zu bieten.

Nina Rao
Nina Rao
Nina studiert an der TU Dortmund und interessiert sich für den indischen Film. Gut gemachte Bollywoodfilme haben es ihr besonders angetan. Seit 2024 schreibt sie für theinder.net hauptsächlich Bollywood-Filmkritiken, die sie in deutschsprachigen Medien immer noch für unterrepräsentiert hält...

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