(bc) Die Sektion „Retrospektive“ der Internationalen Filmfestspiele in Berlin stellt filmisches Licht ins Zentrum, insbesondere werden Beleuchtungsstile aus der Filmgeschichte Europas, Japans und der USA betrachtet. Seit 2013 wurde die Sektion um die „Berlinale Classics“ erweitert. Hier werden restaurierte Filmklassiker und wiederentdeckte Filme präsentiert, ein prominenter Gast stellt diese Filme in der Regel vor. Satyajit Ray’s „Nayak“ ist in diesem Jahr einer unserer persönlichen Höhepunkte – wir sagen warum.
Vom 8.-14. Februar 2014 werden Filmklassiker wie „… denn sie wissen nicht, was sie tun“ aus dem Jahre 1955 mit James Dean in der Hauptrolle gezeigt. Der berühmte Regisseur Martin Scorsese ist dabei als Ehrengast geladen. Scorsese ist ein bekannter Bewunderer des alternativen indischen Films und hat sich in seiner eigenen Arbeitsweise oft vom großen Filmemacher Satyajit Ray inspirieren lassen.
Und so kommt es gelegen, dass ein bereits 1966 auf der Berlinale preisgekrönter Film Rays („Critics Award“ und „Special Jury Award“) im Rahmen der diesjährigen „Berline Classics“ erstmals im Vorführformat 2K DCP gezeigt wird. „Nayak“ (dt. „Der Held“), der am Dienstag, 11. Februar 2014 um 19:00 im Cinemaxx 8 in Berlin läuft, ist ein Filmdrama mit einem der berühmtesten indischen Filmpaare seiner Zeit, Uttam Kumar und Sharmila Tagore, in den Hauptrollen.
Uttam Kumar spielt in „Nayak“ den Filmstar Arindam Mukherjee, der auf dem Weg zu einer Preisverleihung ist. Arindam fährt mit dem Zug dorthin und wird von der Journalistin Aditi Sengupta, die von Sharmila Tagore gespielt wird, angesprochen. Sie lässt sich dazu überreden ihn nach einem Interview für ihre Zeitschrift zu fragen. Arindam lehnt ab. Später beginnt er von Ruhm und Reichtum zu träumen, versinkt am Ende jedoch buchstäblich im Geld und stirbt. Mukherjee wacht erschrocken auf und berichtet Aditi von seinem Traum. Er freundet sich mit ihr an und erzählt weiter aus seinem Leben, in dem Affären, Schlägereien und Alkohol eine Rolle spielen. Schließlich will sich Arindam betrunken aus dem Zug stürzen, kann von Aditi jedoch davon abgebracht werden. All das könnte eine Sensationsgeschichte für die junge Reporterin sein, die sich am Ende jedoch respektvoll entschließt ihre Notizen zu vernichten und nichts zu schreiben.
Wie so oft bei Satyajit Rays Filmen ist „Nayak“ eine intelligent gemachte Gesellschaftskritik. Hinter der scheinbaren Welt des Glamours und des glücklichen Filmstars steckt ein trauriger und vor allem einsamer Mensch, bei dem mehr Schein als Sein vorherrscht.
Wir haben den Film selbst angesehen und können ihn ausdrücklich empfehlen, das Drehbuch stammt vollständig von Styajit Ray und ist an die Biografie von Uttam Kumar angelehnt und daher besonders interessant für den Zuschauer. Kritiker würdigen insbesondere den Formalismus sowie als künstlerischen Höhepunkt die zuvor genannte surrealistische Traumszene. Sicherlich gibt es weitaus großartigere Filme Rays wie beispielsweise die Apu-Trilogie, jedoch gehört „Nayak“ für jeden Kenner des indischen Films zum Standardwerk.
Satyajit Rays künstlerischer Einfluss ist nicht nur bei indischen, sondern bei vielen internationalen Filmemachern zu spüren. Kurz vor seinem Tode 1992 erhielt Ray sogar einen Oscar für sein Lebenswerk.
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