Chancenlos: Die Inder Chandi und Singh gegen den Neuseeländer Hopping. Foto: (c) olympia2012.com |
(bc) London. Indiens Nationaltrainer der Hockeyherren Michael Nobbs ist wütend über den fehlenden Einsatz seiner Spieler bei den Olympischen Spielen. Indien verlor bisher alle Spiele in der Gruppenphase mehr als deutlich. Nobbs ist der Meinung, dass einige Spieler sich mehr damit brüsteten Olympioniken zu sein als sich auf die Spiele zu konzentrieren.
Es gibt nichts schönzureden. Die indische Hockeynationalmannschaft der Herren hat heute um 17 Uhr (MEZ) noch ein Spiel gegen Belgien vor sich und hat sich bisher ausschließlich blamiert. Indien hat somit Chancen als schlechtestes indisches Olympiateam aller Zeiten in die Geschichte einzugehen. Das 2:3 gegen starke Holländer ließ anfangs noch auf Chancen auf die vorderen Plätze hoffen. Doch nach den deutlichen Niederlagen gegen Neuseeland (1:3), Deutschland (2:5) sowie Korea (1:4) sind alle Chancen auf eine Medaille dahin. Insbesondere Deutschland führte Indien regelrecht vor und ließ das Team von Michael Nobbs wie Schuljungen aussehen.
Die einstige große Hockeynation Indien hätte lieber gleich zuhause bleiben können, denn speziell für diese Sportart darf der Anspruch „Dabeisein ist alles“ nicht genug sein. Das findet auch Nobbs, der kein gutes Haar an seinen Spielern ließ.
„Wir haben ein paar Spieler unter uns, die einfach nur Olympioniken sein wollten. Das internationale Geschäft fordert jedoch Herzblut und Kampfgeist!“, so Nobbs noch vor dem Spiel gegen Korea.
„Indien braucht Spieler, die Charakter haben, die Herausforderungen annehmen und ihr letztes Hemd für den Ruhm ihres Landes geben“, findet der australische Coach, der außerhalb des Platzes mit gutem Beispiel voranging und vor Anpfiff gegen Deutschland die indische Nationalhymne sang.
Nobbs appellierte die Spieler daran eine klare Entscheidung darüber zu treffen, ob sie den geforderten Einsatz für ihr Land und für ihr Team zeigen wollen: „Seid Ihr damit zufrieden, einfach nur Olympiateilnehmer zu sein und danach nach Hause zu fahren? Wenn es so ist, kann man von Euch auch nicht mehr erwarten. Oder aber wollt Ihr tapfer sein und Einsatz zeigen, um mehr zu gewinnen?“
Der Australier, in den Achtzigern selbst Nationalspieler seines Landes, erklärt: „Ich komme aus einer Sportkultur, in der Spieler ihr Leben für Ihr Land geben würden. Sie sind unheimlich stolz ihr Land nach nach außen zu repräsentieren“.
Der Trainer sei der Meinung, dass es für Indien im Welthockey weiter bergab gehen werde, wenn Spieler keine Herausforderungen mehr annähmen. „Nur gute Spieler nehmen Herausforderungen an. Wenn die indischen Spieler dies tun, werden sie auch wieder eine internationale Rolle spielen. Angst vor Verletzungen auf dem Platz darf man gar nicht erst haben“.
Nobbs weiter: „Unsere indischen Spieler zeigen keine Gewinnermentalität. Jeder Champion und und jedes Team geht durch Höhen und Tiefen. Aber auf dem Spielfeld gibt es keine Entschuldigungen. Alles andere ist Zeitverschwendung und schadet der Mannschaft.“
Der Trainer möchte mit seinen harten Worten jedoch nicht missverstanden werden. Er wolle lediglich den absoluten Erfolg für seine Jungs. Er wisse, dass sie hart dafür gearbeitet hätten, um bei Olympia dabei zu sein. Er bemängele vor allem aber die ängstliche Zurückhaltung der Spieler auf dem Platz, wenn es um harte Zweikämpfe ginge.
„Unsere Spieler sind körperlich nicht stark genug. Das fehlende Selbstvertrauen ist auch ein Punkt. Wir sind talentiert, aber wir müssen auch physisch stärker sein. Das geht jedoch nur, wenn wir unter Druckbedingungen arbeiten“, so Nobbs.
Betrachtet man die darauffolgende 1:4 Niederlage gegen Korea, scheinen die indischen Hockeynationalspieler nichts von alldem verstanden zu haben. Nobbs entschuldigte sich daraufhin bei den indischen Fans für das schlechte Abschneiden seiner Mannschaft. Die Koffer sind gepackt.