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Mo, 25. November, 2024
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Religionen: der Buddhismus

(von Selina Nayyar) Der Buddhismus ist eine Religion ohne Gott. Es gibt keinen Schöpfer der Menschheit im eigentlichen Sinn, zu dem man beten und um Hilfe bitten kann. Der Buddhismus kennt nur einen Lehrer, einen Buddha, der es aus eigener Kraft heraus schaffte, das Wissen über das Leben, den Kosmos, die Vergangenheit sowie der Zukunft zu erlangen und der dem Kreislauf der Wiedergeburten entkam. Der Buddha ist daher kein Heiland, sondern lediglich ein Wegweiser für diejenigen, die auf der Suche nach der Wahrheit sind. Im Dhammapada 276 sagt er deshalb: „Ihr selbst müsst euch anstrengen, die Vollendeten verkünden nur.“

Der Kern des Buddhismus besteht darin, Erkenntnis bzw. Einsicht in die Natur der Wirklichkeit zu erlangen. Sich frei zu machen von der materiellen und geistigen Anhaftung am irdischen Leben und das eigene Bewußtsein bzw. Seele von Verblendungen und Leidenschaften zu reinigen, bis man die Erleuchtung erlangt und in das Nirvana eingeht.

Das Leiden beginnt mit der Fehlwahrnehmung der Menschen, indem sie sich selbst, also das „Ich“ in den Mittelpunkt stellen. Um das „Ich“ zu stabilisieren, nehmen sie keine Rücksicht auf andere und Gier entsteht. Aus der Gier wiederum entsteht der Hass. Somit ist das Leben zum Leid verurteilt.

Doch auch wer zum Beispiel durch Meditation versucht, sich dieser Kette der Ursachen zu entziehen, indem er eine andere Wahrnehmung erreicht und sich von sich selbst löst, kann nicht unbedingt die Erleuchtung erfahren. Denn der Buddhismus besagt, dass selbst wenn man die Notwendigkeit der Selbstlosigkeit (anatman) erkannt hat und selbstlos handelt, man trotzdem immer noch eine Absicht verfolgt. Nämlich die der Tugendhaftigkeit oder der Erleuchtung. Man muss also um wirklich die wahre Erkenntnis zu erreichen, das Verständnis vom „Ich“ ablegen und Absichten überwinden.

Diese Kernaussage haben alle buddhistischen Strömungen im Grunde gemeinsam. Doch hat sich im Laufe der Jahrhunderte die ursprüngliche Lehre des Buddha in viele verschiedene Strömungen aufgelöst und weiterentwickelt.

Der historische Buddha

Buddha (Sanskrit: der Erwachte, Erleuchtete) wurde wahrscheinlich um 560 v.Chr.in Kapilavastu im Himalaya (heutiges Nepal) als Sohn des Königs Shuddhodana und seiner Frau Maya geboren.

Seine Eltern gaben ihm den Namen Siddhârta („der sein Ziel erreicht hat“), gewöhnlich wird er aber auch „Gautama“, „Shakyamuni“ („Weiser der Shâkyas“) oder Bhagavat („der Erhabene“) genannt.

Der Legende nach wurde seinem Vater, dem König Shuddhodana geweissagt, sein Sohn würde entweder ein Welteroberer oder ein Welterleuchter werden. Daher konzentrierte sich Shuddhodana darauf, Siddhârta zu einem Krieger auszubilden und ließ ihn das Schloss nur selten verlassen. Der junge Prinz wuchs im Luxus auf und wurde von jeglicher Berührung mit dem Leid des Daseins ferngehalten. 

Doch auf vier aufeinanderfolgenden Fahrten außerhalb des Palastes, die Siddhârta unternahm, erschienen ihm Gottheiten in Gestalt eines Greises, eines Kranken, eines Toten und eines Asketen. Durch diese Bilder erschüttert, erkannte er, dass alles vergänglich ist und er wollte herausfinden was die Ursache des menschlichen Leidens ist. Als er ins Schloss zurückkehrte, erfuhr er, dass ihm seine Frau Yashodharâ Gopâ einen Sohn geboren hatte. Doch selbst diese Nachricht konnte ihn nicht von seinem heimlichen Vorhaben abbringen, das Königreich seines Vaters zu verlassen und den Grund allen Übels herauszufinden.

Sechs Jahre nachdem er seine Familie heimlich verlassen hatte, erlangte er schließlich mit 35 Jahren unter einem Bodhibaum (Feigenbaum) die Erleuchtung. 

Er erhielt das „göttliche Auge“, das ihm Gewissheit über seine früheren Leben verschaffte und durch das er alle Reinkarnationen verfolgen konnte.

Er kam zur Einsicht über die ,,Vier edlen Wahrheiten“ der Entstehung und Aufhebung allen Leidens und erkannte den ,,Achtfachen Pfad“, welcher die Regeln enthält, die zur Aufhebung des Leidens führen und den Eingang ins Nirvana ermöglichen.

Daraufhin ging er nach Sarnath ( Benares) und setzte dort das Rad der Lehre in Bewegung. Seine erste Predigt hielt er dort im Gazellenhain. Über 40 Jahre lang zog er durch Nordindien und verbreitete seine Lehre, bis er schließlich mit 80 Jahren starb. 

Die 84.000 Belehrungen Buddhas wurden mündlich tradiert und sind erst von seinen Nachfolgern in einen schriftlichen Kanon gebracht worden

Die Lehre des Buddha

Die Lehre des Buddha wird Buddha-Dharma genannt. Jede Handlung, aber auch jede Absicht erzeugt Karma. Als Karma werden die Folgen von Handlungen unterschiedlicher Art bezeichnet. Durch den so genannten Achtfachen Pfad kann das Leiden überwunden werden. Das Karma bestimmt, wo und unter welchen Umständen jemand zur Welt kommt. Man unterscheidet sechs Bereiche: den Bereich der Menschen, der Tiere, der hungrigen Geister, der acht Höllen (vier warme und vier kalte), den Bereich der Dämonen (asura) und den Bereich der Götter. Jeder ist für seine Taten und für sein Leben selbst verantwortlich. Alles was ein Mensch redet, handelt oder unterlässt fällt auf ihn selbst zurück. Verbindendes Glied zwischen jetzigem und früherem Leben ist eine Kette von Ursachen und Wirkungen (Karma). Handlungen, die von Unwissenheit (Wahn), Begierde (Gier) und Aggression (Hass) geleitet sind, bilden negative Muster im eigenen Geist. Dies führt zur Wiedergeburt in niederen Daseinsbereichen. Positive Handlungen haben dagegen positive Wirkungen. Man gelangt zu höheren Daseinsformen. Das „Erwachen“ schließlich befreit vom „Rad der Wiedergeburten.“

Die vier edlen Wahrheiten bilden den Hauptkern des Buddhismus:

Es ist für ein Lebewesen nicht möglich, während seines irdischen Daseins wahres Glück und Frieden zu erfahren. Denn sie werden ständig durch Erfahrungen des Leidens getrübt. Nur vorübergehendes Glück ist möglich. Um aber die vollkommene Glückseligkeit zu erfahren, muss der Mensch frei von jeder Form des Leidens werden. Wenn man sich in einem Zustand befindet, in dem alles Leiden und auch seine Ursachen völlig zur Ruhe gebracht sind, befindet man sich daher im Nirvana, dem Zustand des endgültigen Friedens.

Um diese Notwendigkeit des Nirvanas zu verstehen, muss man erst einmal die vier edlen Wahrheiten erkennen, nämlich:

  1. dass das Leben Leiden ist und alles Dasein von Leid erfüllt ist.
  2. dass die Wurzel dieses Leidens das Begehren bzw. der Durst nach Objekten und Sinneswahrnehmung / Sinnesfreuden ist
  3. dass das Leiden beendet werden muss und kann
  4. dass der Weg zur Beendigung des Leidens, der achtfache Pfand ist.

Der achtfache Pfand beschreibt das rechte Handeln, das immer ausgeglichen zwischen zwei Extremen sein sollte.

Die wichtigsten buddhistischen Strömungen

Hinayana (Kleines Fahrzeug) / Theravada

Ursprünglichste Form des Buddhismus. Buddha ist der oberste Lehrer, dessen Weg von jedem Schüler gegangen werden soll. Das Ideal des Hinayana ist die Arhatschaft, der weltabgewandte Heilige, der durch Meditation seinen Durst nach Leben reduziert, seine Weisheit vollendet und seine falschen Vorstellungen berichtigt hat. Buddhistische Mönche und Nonnen leben nach diesem Prinzip des Hinayana.

Mahayana (Großes Fahrzeug)

Zweite große Hauptrichtung des Buddhismus; begründet im 2. Jahrhundert v.Chr. Dieser Buddhismus ist eine Erweiterung der älteren Form der Lehre, denn der Kanon des Hînayâna wird durch weitere heilige Schriften ergänzt. Das große Fahrzeug ist vor allem in Zentralasien, China, Korea und Japan weit verbreitet. Es hat zahllose Gottheiten aus den vorbuddhistischen Religionen dieser Gebiete integriert. Hauptmerkmal dieser Buddhismus-Richtung sind erleuchtete Wesen, sogenannte Bodhisattvas ( „Energie, die nach dem Erwachen strebt“), die den Menschen zur Erleuchtung führen können. Somit kann jeder Einzelne ein Bodhisattva werden.

Varayana (Diamanten-Fahrzeug / Lamaismus)

Auch die Vajrayana-Schulen führen ihre Belehrungen direkt auf Buddha selbst zurück. Hier wird gelehrt, dass Buddha drei verschiedenen Arten von Menschen Belehrungen gegeben habe: Wer Leid vermeiden wollte, bekam Auskünfte zu Ursache und Wirkung (Theravada). Wer mehr für andere tun wollte, hörte Belehrungen, um Mitgefühl und Weisheit zu entwickeln (Mahayana). Wenn die Leute fähig waren, Buddha als Vorbild für ihr eigenes Streben zu sehen, lehrte er den Vajrayana Weg. Im Varayana wird gelehrt, Hindernisse in Chancen zu verwandeln. Etwa einen Feind als Freund zu sehen. In dieser buddhistischen Richtung werden die Gläubigen durch einen spirituellen Lehrer geführt, weshalb das Diamantenfahrzeug auch als Lamaismus bezeichnet wird. Der Vajrayana wurde in Indien durch die Mahasiddhas weitergegeben und entfaltete sich später nur noch in Tibet und der Mongolei.

Zen-Buddhismus (Ch’an-Buddhismus)

Um 520 n.Chr. gründete der Inder Bodhidharma in China die Schule des Ch`an- Buddhismus, die heute vor allem in Japan, Europa und Amerika ihre Anhänger findet. Der Zen-Buddhismus wurde insbesondere von japanischen Samurai- Kämpfern praktiziert. Ziel ist es ein spontanes Erleuchtungsergebnis (japanisch: satori) zu erfahren, durch dass man die Meisterschaft über sich selbst erlangt und Harmonie mit dem Weltgrund erreicht.

Um diese Erleuchtung zu erlangen, versuchen sich die Zen- Buddhisten von jeglichem logischen Denken zu befreien und suchen in der Meditation die höchste Wahrheit. Das Nachsinnen über eine paradoxe Frage oder einen scheinbar sinnlosen Spruch (japanisch: Koan) soll vermeiden, dass sich während der Meditation rationale Gedankengänge einschleichen die einen vom Weg zur Erleuchtung abbringen. Die innere Vorstellungskraft soll somit zur Erschöpfung gebracht werden, damit der Meditierende offen für die Wahrheit ist.

Aus der Tradition des Zen-Buddhismus heraus, haben sich auch die typisch japanischen Gärten entwickelt, die mit ihrer Schlichtheit und ihren geometrischen Anordnungen den Geist beruhigen sollen.

Foto: (c) Bijon Chatterji, theinder.net

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