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Sa, 23. November, 2024
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Winkler: „Ich fühle mich als Deutscher, natürlich spielt aber meine indische Herkunft eine wichtige Rolle“

(von Sebastian Arackal) Der grüne Politiker Josef Winkler zählt zu den jungen Wilden im deutschen Parlament. Im Interview mit unserem Korrespondenten Sebastian Arackal verrät der 29-Jährige mehr über seine indischen Wurzeln, raue Sitten in Bangladesch und seine Arbeit in Berlin. 

Sie sind ausgebildeter Krankenpfleger, wieso haben Sie sich für eine Karriere in der Politik entschieden?

Die Grünen in meinem Heimatort hat mein Vater mitgegründet, so war ich schon früh bei Parteiveranstaltungen dabei. Besonders hat mir gefallen, das die Grünen sich intensiv für Minderheiten einsetzen. Mit 16 Jahren bin ich dann eingetreten und direkt als Kreisvorstandssprecher gewählt worden. Mit 19 Jahren saß ich als einziger Grüner im Stadtrat, eine harte Schule, dadurch wird man abgebrühter. Nach fünf Jahren bin ich in den Kreistag gewählt worden, ab 2001 in den Parteirat des Landesverbandes und 2002 über einen Listenplatz in den Bundestag.

Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben in Berlin?

Ich arbeite als migrationspolitischer Sprecher der Grünen. Darüber hinaus beschäftige ich mich mit dem Thema „Direkte Demokratie“, beispielsweise trete ich dafür ein, dass der Bundespräsident vom Volk gewählt wird. Wichtig für mich ist, in meinem Bundesland präsent zu sein. Da wir nur zwei grüne Abgeordnete aus Rheinland-Pfalz sind und uns um 15 Wahlkreise kümmern, bin ich hier viel und lange unterwegs. Die Kommunikation mit der Basis hat hohen Stellenwert, so hebt man nicht ab und bekommt wertvolle Inputs.

Sie sind stellvertretender Vorsitzender der deutsch-indischen und der deutsch-südasiatischen Parlamentariergruppe. Bitte erklären Sie, was Sie dort tun?

Die Parlamentariergruppe soll dazu beitragen, die Beziehungen zu den asiatischen Staaten zu verbessern. Im Mittelpunkt steht die Arbeit mit dem jeweiligen Partnerparlament, die Themen sind unterschiedlich, können unter anderem politisch, wirtschaftliche oder kulturelle Fragen umfassen. Wir erklären auf Reisen zu den Partnerparlamenten auch unsere Form der Demokratie. Die Parlamentariergruppe besteht aus Mitgliedern der Oppositions- und Regierungsparteien. Das sich die deutsche Regierung und Opposition so gut verstehen, dass sie zusammen verreisen hat zum Beispiel in Bangladesh einige Verwirrung hervorgerufen. Sie reißen sich dort vielleicht die Köpfe ab, aber sie reisen nicht miteinander. (lacht)

Wie schätzen Sie die deutschen Beziehungen zu Indien ein?

Zu Indien besteht kein schlechtes Verhältnis. Doch es gibt noch sehr viel zu tun: Die wirtschaftliche Zusammenarbeit sollte verstärkt werden, auch ein intensiverer Austausch von Schülern und Studenten wäre wünschenswert. 

In Deutschland leben rund 10 Prozent Ausländer. Auf der anderen Seite sitzen im Bundestag nur sehr wenige Parlamentarier mit ausländischer Herkunft.

Das ist nichts besonderes. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung besteht ja auch aus Frauen, aber im Parlament gibt es keine weibliche Mehrheit. Selbst die Mehrheit der Deutschen wird so gesehen nicht repräsentiert. Mit zwei Indern im Bundestag (Anmerkung der Redaktion: Sebastian Edathy (SPD) ist der zweite indischstämmige Abgeordnete) ist die relativ kleine Gruppe indischstämmiger Migranten überrepräsentiert. Es funktioniert nicht, dass das Parlament ein genaues Abbild der Bevölkerung wiedergibt. Quoten, um dieses Ziel zu erreichen, halte ich nicht für sinnvoll.

Erleben Sie Ausländerfeindlichkeit?

Im Innenausschuss des Bundestages sprechen viele konservative Politiker von ausländischen Mitbürgern als potentielle Straftäter. Sie gehen auch von der Vorstellung eines „Transitverkehrs“ aus, das heißt das Migranten sich nur für einen bestimmten Zeitraum in Deutschland aufhalten und dann wieder in Ihre Heimatländer zurückkehren. In Teilen von Ostdeutschland, wo am wenigsten Ausländer leben, gibt es nach statistischen Erhebungen die meisten Übergriffen und den größten Anteil an Hass gegen ausländische Mitbürger. Das merkt man auch, wenn man durch Städte wie Magdeburg oder Dessau läuft.

Sie haben indische Wurzeln…

Ich bin in Koblenz geboren, meine Mutter stammt aus Kerala. Sie kam als Krankenschwester nach Deutschland, mein Vater ist Deutscher, von ihm habe ich auch den Namen Winkler. Ich bin in der Kleinstadt Bad Ems an der Lahn behütet aufgewachsen.

Gibt es „indischen Lifestyle“ in ihrem Alltag?

Ich fühle mich als Deutscher, natürlich spielt aber meine indische Herkunft eine wichtige Rolle. Ich gehe gerne indisch Essen, höre ab und zu Ragas. Mit der modernen indischen Musik kann man mich regelmäßig in die Flucht schlagen. Was Kleidung angeht: Wenn ich in Berlin oder Indien bin, ziehe ich beispielsweise zu Empfängen auch mal etwas elegantere indische Kleidung an.

Was machen Sie, wenn Sie nach der Bundestagswahl 2006 nicht wieder in den Bundestag gewählt werden sollten?

Ich sehe das ganz locker. Eine Amtszeit dauert vier Jahre, wenn es keine vorgezogenen Neuwahlen gibt. Davon gehe ich jetzt einmal aus. Wenn ich etwa ein halbes Jahr vor den Bundestagswahlen wieder von meiner Partei aufgestellt werden sollte, wäre das natürlich gut. Falls nicht, habe ich mehrere Monate Zeit, mir Alternativen zu überlegen. Mit dieser Situation könnte ich aber auch gut leben: Ich habe Abitur, eine Ausbildung als Krankenpfleger und kann jederzeit in meinen Beruf zurückkehren.

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