(von Sabine Janda) Um meinem Hobby Indien in Deutschland zu frönen (so zwischen den Reisen sind ja die Lücken leider immer viel zu lang!), versuche ich mir immer etwas einfallen zu lassen. Letztes Jahr war es ein Treffen mit den Bullet-Enfield-Freaks Deutschlands im Saarland; das war so toll und schwer zu toppen. Dachte ich!
Als im Dezember 2000 das Programmheft der Evangelischen Akademie in Bad Boll eintrudelt, habe ich wie immer eine informelle Blätterung vorgenommen und auf Seite 33 abrupt gestoppt. Unter der Sparte Lebensformen, Frauen, Männer stand das Thema „Männer sind anders, Frauen auch“. Das ist ja so neu nun nicht, aber der Untertitel war’s! Indische Wurzeln – Deutsche Heimat!
Die recht trockene theoretische Beschreibung „Geschlechterdifferenz, Rollenverständis im Vergleich zwischen Indien und Deutschland gestern und heute sowie bikulturelle Partnerschaften“ sollte etwas Wasser erhalten.
Teilnehmen konnten deutsch-indische junge Erwachsene und Interessierte. Da ich weder jung, noch erwachsen sondern nur interessiert bin, habe ich mich einfach angemeldet.
Die Deutsch-Indische Gesellschaft war mit von der Partie. Dieser Workshop fand schon das 8. Mal statt; die Themen des nächsten Jahres werden immer aus den Resultaten der Teilnehmerbefragung des Vorjahres gewonnen und von einem Teil der Teilnehmer mit Hilfe der erfahrenen Leiter unterm Jahr vorbereitet. Es gab 3 Arbeitsgruppen:
Bilder und Rollen von Frauen/Männern in Indien und Deutschland – ein Vergleich
„Kleider machen Leute“
Töcher und Söhne der Inder in Deutschland etwas Besonderes?
Am Freitag Abend ging’s los mit Begrüßung, Einleitung, Vorstellung, Abendessen, Kennenlernen. Huch, waren die alle jung; der Löwenanteil so zwischen 17 – 28; wir wenigen zwischen 40 – 60 zogen den Schnitt ganz schön nach unten, doch Baby Samir mit seinen 6 Wochen (er vertrat die 3. Generation der Inder in Deutschland) half uns wieder mit der Korrektur nach oben.
Am Samstag saßen dann auf dem Podium 3 Vertreter der 1. Generation; 2 Frauen waren vor ca. 30 Jahren im Rahmen von einer Anwerbekampagne „Braune Engel für Deutschland“ über die christlichen Missionen zur Ausbildung zur Krankenschwestern nach Deutschland gekommen. Ihre Erzählungen nahmen alle gefangen. Da war die Tatsache, dass sie plötzlich ihre Rollen vertauscht hatten; als die Männer nachkamen, waren sie bereits hier halbwegs integriert und hatten – zumindest zu Anfang – die Ernähererposition; das gab Spannungen; der indische Mann als „Hausmann“, dann das 1. Kind, das noch vom Vater versorgt wurde usw. Es gab auch witziges; 18 Tage auf einem Schiff; dort die 1. Toilette mit WC-Papier (was tun mit dem Papier?); das Plumeau – ‚drauflegen oder ‚drunterlegen? Bei der Ankunft wurden damals die braunen Engel noch vom Bürgermeister mit Blumen begrüßt! Die Kinder sind heute schon erwachsen und kennen Indien auch nur als „Touristen“, aber natürlich meist mit der Chance dort eine (Groß-) Familie zu besuchen.
Dann ging’s los in die Arbeitsgruppen, die am Sonntag ihre Ergebnisse zu präsentieren hatten. Die Arbeit und die Präsentation waren mehr Vergnügen, denn Arbeit. Meine Gruppe hat z.B. versucht die typisch indische/deutsche Frau resp. Mann ausfindig zu machen. Erstaunlich, erstaunlich – beim genaueren Dahintergucken gab es fast keine mehr. Die Klischees sind hier wie dort sehr ähnlich. Bei 2 Sketchen schlüpften dann so manche Frau in die Männerrolle und der Mann in die Frauenrolle. Eine indischer Mann bewirbt sich um einen Teilzeitjob und erklärt der Personalchefin, dass er sich in der restlichen Zeit um die Kindererziehung kümmern will; auch die männliche indische Sekretärin kann die Jobunterlagen erst am nächsten Tag bearbeiten, da die Kinder vom Kindergarten abgeholt werden müssen.
Die weibliche Bewerberin haut die totalen Nägel ‚rein – kann alles – weiss alles usw. Solch ein Rollentausch ist gar nicht so einfach, wie man/frau glaubt.
Abends gab’s stilechte Disco mit einem DJ von Munich Masala (www.munichmasala.de) und DJ Arun von Whaatyaar Productionz (www.whatyaar.de).
Abgerundet wurde das Ganze von einer hervorragenden Unterbringung und Verpflegung und qualifizierten Studienleitern, die immer schön den roten Faden in der Hand behielten.
Abschließend wurde in kleinerer Runde das neue Thema für nächstes Jahr (7.-9.6.2002) „ausgeguckt“; die Vorschläge stammten von einem Befragungsbogen der jetzigen Teilnehmer. Asian Communities in Europe (Schwerpunkt Indien und Tamilen). Das dürfte auch spannend werden. Wer Infos hierüber hat, darf diese gerne an mich senden (sabinejanda@gmx.de) oder Postanschrift: Löwensteinerstr. 11, 71642 Ludwigsburg – dafür wäre ich sehr dankbar!