(sd) Das Taj Mahal, die Strände in Goa, der Seepalast in Udaipur, Madras, Kerala und Kalkutta haben im vergangenen Jahr das erste Mal mehr als zwei Millionen Touristen nach Indien gelockt. Die Besucher aus dem Ausland spülten der Regierung nach eigenen Angaben mehr als 2,3 Mrd. Dollar in die Devisenkasse – und das in einem Land, das derzeit über rund 19,5 Mrd. Dollar Reserven verfügt. Doch Indien kann die im Reisegeschäft verdienten Dollar oder D-Mark gut gebrauchen, denn rund 100 Mrd. Dollar Auslandsschulden müssen bedient werden.
Hotelbranche legt zu – Regierung will Investitionen erleichtern – Ausländisches Know-how gesucht
Um den Tourismussektor auszubauen, will die Regierung Rao jetzt noch mehr ausländische Investoren ins Land locken. „Wir sind überzeugt, daß der Tourismus-Sektor wegen seiner enormen Wachstumspotentiale besonders interessant ist“, sagt der Generaldirektor für Tourismus der indischen Bundesregierung, Ashok Pahwa.
Doch er kennt auch die Fußangeln für interessierte Investoren, wenn es zum Beispiel um Genehmigungen geht. Deshalb habe die Regierung kürzlich eigens eine „Tourismus-Investitions-Einheit gegründet“, so Pahwa. Die enge Abstimmung mit dem Foreign Investment Promotion Board beschleunige die Bearbeitung von Anträgen auf vier bis sechs Wochen verspricht Pahwa. Geholfen werden soll unter anderem bei der Projektplanung, der Grundstückssuche sowie der Abwicklung vor Ort – Korruption gehört in Indien zum Geschäft.
Fördern wollen die Inder vor allem Projekte, mit denen die sogenannten Dinks ins Land gelockt werden können. Marktforscher haben laut Pahwa herausgefunden, daß die kinderlosen Doppelverdiener aus dem westlichen Ausland ein großes Interesse an der Entdeckung des Subkontinents haben, lange bleiben und viel ausgeben. Indien wolle und könne aber vorerst kein Land für den Massentourismus werden. Die dafür notwendige Infrastruktur wie Flughäfen, Straßen oder Hotelbetten sei auch in absehbarer Zeit nicht bereit zu stellen – zumal es sich mittlerweile auch viele Inder leisten könnten, den Subkontinent zu entdecken.
Indien zählt zu den sich am schnellsten entwickelnden Tourismus-Märkten in Asien. Allein im vergangenen Jahr sind rund 100 Millionen der Gujaratis, Sikhs oder Kaschmiris im eigenen Land unterwegs gewesen. Bis zur Jahrtausendwende rechnet die Regierung mit einer Verdoppelung der Reisenden. Passable Übernachtungsmöglichkeiten für die kaufkräftige Mittelschicht sind rar. „Der Hotelmarkt boomt“, sagt Pahwa.
Seit Öffnung des Landes Anfang der 90er Jahre haben ausländische Geldgeber deshalb rund 350 Mio. Dollar in den Bau neuer Hotels mit rund 31 000 Zimmern gesteckt. Dieselbe Anzahl fehlt noch nach Schätzungen der Regierung: Tendenz steigend, wenn wie geplant neue Regionen und unberührte Strände erschlossen werden.
Einer der größten Investoren im Tourismusgewerbe auf dem Subkontinent ist bisher Hilton. Die US-Hotelkette will zusammen mit indischen Partnern an elf Standorten Luxus-Häuser betreiben. Hilton sieht eine wachsende Nachfrage vor allem in den Metropolen wie Neu-Delhi, Bombay oder Madras.
Doch nicht nur dort gebe es große Chancen, sagt Pahwa. Im Sommer suchten zwar die Inder Abkühlung in den Bergen, aber im Winter könnten Skifahrer aus dem Ausland im indischen Gebirge abfahren. Nach Investoren, die das nötige Know-how für Seil- und Bergbahnen sowie das Apres Ski haben fahndet Pahwa bereits.