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Fr, 25. Oktober, 2024
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Aus den Blättern der Vergangenheit

In indischen Puducherry werden derzeit rund 12.000 antike Palmblattmanuskripte, die wertvolle Einblicke in Religion, Geschichte, Astrologie und Medizin bieten, restauriert und erforscht. Diese etwa 2.000 Jahre alten Dokumente gehören zu den bedeutendsten schriftlichen Zeugnissen der indischen Kulturgeschichte. Um ihre Erhaltung und Analyse zu ermöglichen, wurde ein hochmodernes, mobiles Containerlabor aus Deutschland nach Indien gebracht.

Das Labor, bestehend aus sieben Containern, erreichte den Hafen von Katupalli und wurde anschließend nach Puducherry transportiert. Fünf der Container dienen als hochspezialisierte Labore, ein weiterer versorgt das Labor mit Strom und Wasser, und ein letzter Container dient als Lager. Diese technische Innovation ist Teil der „Palm-Leaf Manuscript Profiling Initiative“ (PLMPI), die im Rahmen des Exzellenzclusters „Understanding Written Artefacts“ (UWA) der Universität Hamburg ins Leben gerufen wurde. Ziel des Projekts ist es, die historischen und materiellen Eigenschaften dieser Manuskripte zu erforschen und ihr kulturelles Erbe zu bewahren.

Das Herzstück des Projekts liegt in der genauen Analyse der Palmblätter, die als Schreibunterlage für die alten Texte dienten. Durch modernste molekularbiologische Verfahren wird untersucht, welche Palmenarten verwendet wurden, und die Zusammensetzung der verwendeten Tinten wird analysiert, die oft aus Ruß bestehen. Markus Fischer, Leiter des Containerlabors und Experte für Lebensmittelforschung, erklärt, dass identische Rußpartikel oder wiederkehrende DNA-Strukturen möglicherweise den gemeinsamen Ursprung verschiedener Manuskripte nachweisen könnten.

Die Manuskripte in Puducherry sind von unschätzbarem kulturellen Wert und dokumentieren das intellektuelle Erbe Südindiens. Besonders bedeutend sind Texte aus den religiösen Traditionen des Saivismus und Vaishnavismus. Zwei große Sammlungen, die im Institut Français de Pondichéry (IFP) und in der École française d’Extrême-Orient (EFEO) aufbewahrt werden, umfassen zusammen mehr als 9.000 Manuskripte. Diese Texte decken ein breites Spektrum des präkolonialen Wissens ab und stellen die weltweit größte Sammlung saivistischer Manuskripte dar.

Das Palmblatt-Projekt in Puducherry ist ein bedeutender Schritt in der Erhaltung einer der ältesten schriftlichen Traditionen der Welt. Mit modernster Technologie gelingt es, nicht nur diese unschätzbaren Dokumente zu bewahren, sondern auch tiefere Einblicke in ihre historische und kulturelle Bedeutung zu gewinnen. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie Wissenschaft und Technologie Hand in Hand gehen können, um das kulturelle Erbe zu schützen und für zukünftige Generationen lebendig zu halten – ein wertvoller Beitrag zur Bewahrung des kollektiven Gedächtnisses der Menschheit.

Foto: (c) Universität Hamburg

Bijon Chatterji
Bijon Chatterji
Bijon Chatterji (*1978) ist Mitbegründer und Chefredakteur von theinder.net. Er studierte Biologie in Braunschweig, promovierte, forschte und lehrte in Hannover. Heute ist er als Global Lead für ein Biotechnologieunternehmen tätig und verantwortet dort u.a. den Bereich Indien. Von 2012-16 war Bijon Mitglied der Auswahlkommission für das "Deutsch-Indische Klassenzimmer" (Robert Bosch Stiftung / Goethe-Institut). Seit 2018 ist er Mitorganisator des "Hanseatic India Colloquium" und nahm 2023 auf Einladung der Bundesintegrationsbeauftragten erstmals an Dialoggesprächen im Bundeskanzleramt teil.

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