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Do., 9. Januar, 2025
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„Gold“: Eine triumphale Ode an das Hockey und die Freiheit

Reema Kagti’s Gold ist mehr als nur ein Film – es ist eine sinfonische Feier von Sportsgeist, Patriotismus und der Kraft des menschlichen Willens. Zugleich balanciert es mit erstaunlicher Leichtigkeit zwischen einer historischen Erzählung und dem emotionalen Drama, das im Kern eine Liebeserklärung an Indien und dessen Kampf um Freiheit ist. Doch Vorsicht: Dieser Film mag golden strahlen, doch seine Kanten sind scharf, und nicht jede Facette glänzt makellos.

Die Handlung beginnt im Berlin des Jahres 1936, wo die britisch-indische Hockeymannschaft triumphiert, während Hitler im Hintergrund vor Wut kocht. Zwölf Jahre später, in einem politisch zerrissenen Indien, wird Tapan Das (Akshay Kumar), ein trinkfreudiger und schrulliger Manager, zur treibenden Kraft, um Indien bei den Olympischen Spielen 1948 in London zum ersten Mal unter eigener Flagge Gold zu sichern. Der Film verwebt geschickt Tapan Das’ persönliche Wandlung mit dem Aufstieg einer Nation, die nach Jahrhunderten der Unterdrückung endlich ihre Identität behaupten will.

Die Autoren Reema Kagti und Rajesh Devraj haben ein fein geschliffenes Drehbuch vorgelegt, das Konflikte mit tiefgehenden Charakterstudien verbindet. Besonders beeindruckend ist die Darstellung der indischen Teilung und ihrer Auswirkungen auf die Menschen. Die Szene, in der der muslimische Kapitän Imtiaz fast in den Flammen der sektiererischen Gewalt stirbt, ist von brutaler Intensität. Ebenso schmerzhaft ist seine Entscheidung, das Team und sein Land zu verlassen, um nach Pakistan zu gehen.

Die Hockey-Sequenzen sind meisterhaft choreografiert. Es ist, als ob der Zuschauer selbst auf dem Spielfeld stünde, die Spannung und den Schweiß der Spieler spürend. Kameramann Álvaro Gutiérrez verdient Lob für die dynamische, aber nie überladene Bildsprache, die sowohl die Action auf dem Feld als auch die subtile Schönheit der Zeitperiode einfängt.

Die Darstellungen sind durchweg kraftvoll, doch Akshay Kumar ist eine Klasse für sich – im Guten wie im Schlechten. Sein übertriebener bengalischer Akzent ist so unglaubwürdig, dass man sich fragt, ob es absichtlich eine Parodie sein soll. Doch trotz dieser sprachlichen Entgleisung verkörpert Kumar die fiebrige Besessenheit seines Charakters mit elektrisierender Energie. Mouni Roy als seine langmütige Ehefrau Monobina verleiht dem Film einen Hauch von Witz und Sinnlichkeit, während Amit Sadh als aristokratischer Prinz und Sunny Kaushal als heißblütiger Bauer hervorragend die sozialen Spannungen zwischen den Charakteren darstellen.

Das Finale des Films ist pure Kinomagie. Die indische Nationalhymne erklingt, während die Mannschaft jubelt und das Gold entgegennimmt – ein Moment, der einem selbst dann Tränen in die Augen treiben könnte, wenn man normalerweise keine patriotischen Regungen hegt. Es ist dieser triumphale Schlussakt, der Gold zu einem unverkennbaren Verwandten von Lagaan macht, auch wenn Kagti das Pathos mit einer geschickten Portion Humor und Realitätsschilderung ausbalanciert.

Gold ist keine perfekte Kreation – einige Charaktere bleiben trotz ihrer Bedeutung blass, und der fast karikaturhafte Akzent von Kumar mag manchen die Geduld kosten. Doch diese Makel sind kleine Kratzer auf einer ansonsten funkelnden Medaille. Kagti hat ein Werk geschaffen, das nicht nur fesselt, sondern inspiriert, und das mit einer Energie und Leidenschaft, die nur selten im Kino zu finden sind.

Dieser Film ist eine Hymne an die Entschlossenheit, die die Grenzen von Sport, Politik und persönlichem Ehrgeiz überschreitet. Ob man ein Fan von Bollywood, Hockey oder schlicht guten Geschichten ist – Gold sollte man sich nicht entgehen lassen.

Nina Rao
Nina Rao
Nina studiert an der TU Dortmund und interessiert sich für den indischen Film. Gut gemachte Bollywoodfilme haben es ihr besonders angetan. Seit 2024 schreibt sie für theinder.net hauptsächlich Bollywood-Filmkritiken, die sie in deutschsprachigen Medien immer noch für unterrepräsentiert hält...

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